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03.04.2007 10:39

RUBIN Geowissenschaften: Ballermann war besser für Mallorca

Dr. Josef König Pressestelle
Ruhr-Universität Bochum

    Ballermann, Betonburgen, Billigtourismus: Von diesem Negativimage will Mallorca weg, hin zum umweltverträglicheren, hochwertigen und teuren Qualitätstourismus auf einer grünen, behüteten Insel. 50.000 Menschen haben kürzlich gegen den Massentourismus auf Mallorca demonstriert. Aber ist der Qualitätstourismus tatsächlich verträglicher als der Massentourismus? Langjährige Studien zur Landschaftsveränderung auf Mallorca zeigen das Gegenteil, wie Prof. Dr. Thomas Schmitt (Geographisches Institut, Landschaftsökologie und Biogeographie) in RUBIN Geowissenschaften berichtet. Die aktuelle Sonderausgabe des Wissenschaftsmagazins der RUB ist jetzt erschienen.

    Bochum, 03.04.2007
    Nr. 117

    Ballermann war besser
    Missverstanden: Nachhaltiger Tourismus auf Mallorca
    RUBIN Geowissenschaften ist erschienen

    Ballermann, Betonburgen, Billigtourismus: Von diesem Negativimage will Mallorca weg, hin zum umweltverträglicheren, hochwertigen und teuren Qualitätstourismus auf einer grünen, behüteten Insel. 50.000 Menschen haben kürzlich gegen den Massentourismus auf Mallorca demonstriert. Aber ist der Qualitätstourismus tatsächlich verträglicher als der Massentourismus? Langjährige Studien zur Landschaftsveränderung auf Mallorca zeigen das Gegenteil, wie Prof. Dr. Thomas Schmitt (Geographisches Institut, Landschaftsökologie und Biogeographie) in RUBIN Geowissenschaften berichtet. Die aktuelle Sonderausgabe des Wissenschaftsmagazins der RUB ist jetzt erschienen.

    Beitrag mit Bildern im Internet

    Den gesamten Beitrag mit Bilder finden Sie im Internet unter: http://www.rub.de/rubin

    Ausverkauf der Insel

    Der Vergleich von Luftbildern aus den 1960er, den 1990er Jahren und 2004 illustriert die erschreckende Entwicklung besser als alle Zahlen. Wo ursprünglich Wälder, Steilküsten, Garrigue (Strauchheiden) und Macchie (Gebüschformationen) zu finden waren, reihen sich heute die Zweitwohnsitze mit ihren zahllosen Swimmingpools und machen sich Golfplätze breit. Das bedeutet nicht nur den Verlust ursprünglicher Biotoptypen als Lebensraum und Erholungswert - auch für Touristen -, sondern auch einen Ausverkauf der Insel. In einigen Gemeinden beträgt der Anteil der Zweitwohnsitze über 60 Prozent. Darüber hinaus kämpft Mallorca seit Jahren mit einem ernsten Wasserproblem.

    Jedem Haus sein Pool, jedem Ort sein Golfplatz

    Wo jeder Ferienhausbesitzer seinen Rasen bewässert und seinen eigenen Pool füllt, wo Golfplätze satt grün sein sollen, steigt der Wasserverbrauch: Während viele der ländlichen Gemeinden nur einen Pro-Kopf-Verbrauch von weit weniger als 100 l Wasser pro Tag verzeichnen, beläuft sich der Konsum in zahlreichen touristischen Gemeinden auf mehr als 250 l pro Kopf und Tag, gelegentlich sogar über 400 l. Der tägliche Wasserbedarf eines Golfplatzes von bis zu 2000 cbm entspricht dem Tagesverbrauch eines Ortes mit ca. 8000 Einwohnern. Der Wasserverbrauch ist in touristisch geprägten Gemeinden im Sommer doppelt so hoch wie im Winter. "Das ökologische Gleichgewicht von Grundwasserneubildung und Grundwasserentnahme ist auf Mallorca auf lange Sicht verloren", stellt Prof. Schmitt fest. Aufgrund des sinkenden Grundwasserspiegels dringt Meerwasser in die Brunnen ein; der Salzgehalt des Trinkwassers erreichte bedenkliche Konzentrationen. Erst der Bau einer Meerwasserentsalzungsanlage schaffte Abhilfe. "Man darf aber nicht vergessen, dass die Versorgung mit dem elementarsten 'Lebensmittel' in Abhängigkeit von einer Hightech-Anlage geraten ist", so Schmitt.

    Massentourismus ist ökologisch und ökonomisch besser

    Unter ökologischen Aspekten war der pure Massentourismus aufgrund seiner räumlichen Beschränkung eindeutig umweltverträglicher als das mallorquinische Modell des Qualitätstourismus, das landschaftlich und ökologisch zerstörerisch wirkt und daher auch ein enormes ökonomisches Schadenspotenzial in sich birgt, haben langjährige Studien des Geographen ergeben. "Der große Unterschied zwischen traditionellem Massen- und neuem Prestigetourismus besteht darin, dass der Massentourismus sehr viel höhere Einnahmen bei gleichzeitig sehr viel geringerem Landschaftsverbrauch erzielt", fasst Prof. Schmitt zusammen. "Eine bessere Lösung als die Erschließung immer neuer Gebiete für den Tourismus wäre die Qualitätsverbesserung in bestehenden Gebieten mit dem Ziel gleich bleibender Gästezahlen."

    Themen in RUBIN Geowissenschaften

    In der Sonderausgabe RUBIN Geowissenschaften finden Sie folgende Themen. Klimawandel in der Erdgeschichte: Kreidezeit war Treibhauswelt; Damit der Salat nicht so schwer im Magen liegt: Schadstoffe im Boden festsetzen; Qualitätstourismus auf Mallorca: "Ballermann" war besser; Von hohen Löslichkeiten in tiefer Erde: Des Wassers steinerne Fracht; Erdbebenschäden in über zehn Kilometer Tiefe: Gesteine mit Erinnerungsvermögen; Oberfläche bestimmt Kristalleigenschaft: Gesichtsverlust und Stachelaufbau; Stadtstruktur und Wasserqualität: Chinas Megacities geht das Wasser aus. RUBIN Geowissenschaften ist zum Preis von 5 Euro im Dekanat der Fakultät für Geowissenschaften erhältlich und steht im Internet unter: http://www.rub.de/rubin.

    Weitere Informationen

    Prof. Dr. Thomas Schmitt, Geographisches Institut der Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-28377, E-Mail: thomas.schmitt@rub.de


    Weitere Informationen:

    http://www.rub.de/rubin


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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