idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
04.04.2007 10:01

Sehproteine in Melanomzellen nachgewiesen

Dr. Sibylle Kohlstädt Stabsabteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum

    Seh- oder Photorezeptorproteine, die einfallendes Licht in ein elektrisches Signal umwandeln, charakterisieren Zellen der Netzhaut. Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum entdeckten diese Proteine nun auch beim schwarzen Hautkrebs, dem Melanom. Das Abwehrsystem der Patienten bildet Antikörper gegen diese neue Klasse von Tumorantigenen.

    In spezialisierten Zellen der Augennetzhaut, den Stäbchen und Zapfen, wird Licht in ein elektrisches Signal umgewandelt. Das als Sehpurpur bekannte Rhodopsin fängt Photonen ein und aktiviert daraufhin eine Kaskade von Proteinen, die bewirkt, dass die Zellmembran ihr elektrisches Potenzial verändert. Anschließend bringen weitere Enzyme das angeregte Rhodopsin wieder in den empfangsbereiten Ausgangszustand. Die Proteine, die an diesen Prozessen beteiligt sind, werden im gesunden Organismus nur in der Netzhaut und in der Zirbeldrüse gebildet.

    Wissenschaftler der Klinischen Kooperationseinheit Dermatologische Onkologie des Deutschen Krebsforschungszentrums wiesen gemeinsam mit Kollegen in Moskau und Brüssel acht der insgesamt zwölf Photorezeptorproteine auch in Melanomzellen nach. Dieser hochinvasive schwarze Hautkrebs entsteht aus entarteten Melanozyten, den pigmentbildenden Zellen der Haut. Diese sind entwicklungsgeschichtlich mit den Sehzellen verwandt, da beide der neuroektodermalen Linie des frühen Embryos entstammen. In gesunden Pigmentzellen dagegen fanden die Wissenschaftler zwar Transkripte, also Abschriften der Photorezeptorgene, konnten aber keines der Proteine nachweisen.

    Die Netzhaut gehört zu den wenigen so genannten immunprivilegierten Geweben, die vom Abwehrsystem des Körpers nicht überwacht werden. Daher sollten Immunzellen die Photorezeptorproteine in Hautkrebszellen als "fremd" einstufen und Abwehrmaßnahmen gegen sie in die Wege leiten. Dies ist tatsächlich bei rund einem Viertel der untersuchten Melanompatienten der Fall: Sie bilden Antikörper gegen verschiedene Sehproteine, so zeigten die Autoren. Eine vergleichbare Situation ist für ein anderes immunprivilegiertes Organ, die männlichen Keimdrüsen, beschrieben: Proteine, die dieses Gewebe charakterisieren, sind ebenfalls als Tumormarker und Ziel der Immunantwort beim Melanom bekannt. Der Projektleiter Professor Dr. Stefan Eichmüller erklärt: "Wir können in Analogie zur bekannten Gruppe der Tumor-Hoden-Antigene eine neue Gruppe der Tumor-Netzhaut-Antigene definieren. Ob sich diese Proteine als Angriffspunkte für eine Immuntherapie des schwarzen Hautkrebses eignen, muss allerdings erst geprüft werden."

    Alexandr V. Bazhin, Dirk Schadendorf, Nadine Willner, Charles De Smet, Anita Heinzelmann, Natalya K. Tikhomirowa, Viktor Umansky, Pavel P. Philippov und Stefan Eichmüller: Photoreceptor proteins as cancer-retina antigens. International Journal of Cancer, Band 120, Seite 1268, 2007

    Das Deutsche Krebsforschungszentrum hat die Aufgabe, die Mechanismen der Krebsentstehung systematisch zu untersuchen und Krebsrisikofaktoren zu erfassen. Die Ergebnisse dieser Grundlagenforschung sollen zu neuen Ansätzen in Vorbeugung, Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen führen. Das Zentrum wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e.V.


    Weitere Informationen:

    http://www.dkfz.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).