Die Geburt des weltweit ersten Retortenbabys Louise Brown im Jahr 1978 bedeutete einen Durchbruch auf dem Gebiet der Fortpflanzungsmedizin. Nicht wenigen bis dahin als unfruchtbar geltenden Paaren konnte seither durch die "Reagenzglasbefruchtung" zu einem eigenen Kind verholfen werden. Heute gehen in Deutschland zirka zwei Prozent aller Geburten auf eine "künstliche Befruchtung" zurück. Nach fast drei Jahrzehnten Anwendung der neuen Methode stellt sich allerdings die Frage ihrer Verantwortbarkeit mit zunehmender Brisanz. Vom 11. bis 12. Mai dieses Jahres widmet sich eine bioethische Tagung an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt dieser Problematik.
Das Symposion unter dem Titel: "Unerfüllter Kinderwunsch - Wirklichkeit und Bewertung der assistierten Reproduktionsmedizin" lässt Referenten aus den Bereichen Medizin, Gesellschaft, Philosophie und Theologie zu Wort kommen. Veranstaltet wird die Tagung vom Lehrstuhl für Moraltheologie an der KU, dem "Netzwerk Leben" im Bistum Eichstätt und der Vereinigung "Ärzte für das Leben".
Ausgangspunkt der Tagung ist das Leiden betroffener Paare an unerfülltem Kinderwunsch. Die Rate der Paare mit Fruchtbarkeitsstörungen, die derzeit bei 1:7 liegt, werde in den nächsten Jahren noch deutlich auf 1:3 ansteigen, prognostizieren europäische Reproduktionsmediziner und warnen in diesem Zusammenhang vor der "Zeitbombe Unfruchtbarkeit". Zunächst gibt Dr. med. Ulrich Noss vom Münchner "Zentrum für Reproduktionsmedizin" einen Einblick in die Praxis der In-vitro-Fertilisation. Die Publizistin Theresia Maria de Jong lenkt anschließend den Blick auf Risiken und Nebenwirkungen der Methode. Nicht nur die verhältnismäßig geringe Erfolgsrate von 15 Prozent pro Behandlungszyklus, sondern auch die gesundheitlichen Belastungen der Fertilitätspatientinnen sind in der Öffentlichkeit bislang weitgehend tabuisiert. Den Zwiespalt der Zeugung "zwischen Liebe und Labor" beleuchtet aus philosophischer Perspektive Prof. Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz von der TU Dresden.
Eine markante ethisch-theologische Positionsbestimmung liegt seit zwanzig Jahren mit der Instruktion "Donum vitae" der römischen Glaubenskongregation vor, die unter Federführung von Joseph Ratzinger, dem heutigen Papst, erarbeitet wurde. Dieses Schreiben "über die Achtung vor dem beginnenden menschlichen Leben und die Würde der Fortpflanzung" fordert bis heute zur Auseinandersetzung heraus. Die Moraltheologen Prof. Dr. Stephan E. Müller, Inhaber des Lehrstuhls in Eichstätt, und Prof. Dr. John Haas, Präsident des "National Catholic Bioethics Center" in Philadelphia (USA), werden sich unter anderem mit diesem Dokument beschäftigen. Abschließend wird der Gynäkologe Prof. Dr. med. Ingolf Schmid-Tannwald, Vorsitzender der "Ärzte für das Leben", aus medizintheoretischer Sicht sein Plädoyer für ein erweitertes wissenschaftliches Modell des Menschen vortragen.
Die Tagung findet statt vom 11. bis 12. Mai 2007 im Raum 201 des Kollegiengebäudes der KU, Bau A (Ostenstraße 26 in Eichstätt). Beginn ist Freitag um 14.00 Uhr, voraussichtliches Ende Samstag gegen 13.00 Uhr. Die Teilnehmergebühr beträgt 25 € (ermäßigt 10 €). Eingeschriebene Studierende sind von der Gebühr befreit. Programm, Anmeldung und weitere Informationen im Internet unter http://www.ku-eichstaett.de/bioethik.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Philosophie / Ethik, Religion
regional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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