München, April 2007 - Stark übergewichte Patienten haben Nachteile, wenn sie operiert werden oder eine intensivmedizinische Behandlung benötigen. Dazu gehören eine schlechtere Wundheilung und häufigere Komplikationen im Vergleich zu normalgewichtigen Patienten. Angesichts steigender Zahlen sehr schwerer Patienten erläutern Experten auf der 124. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) wie sich Kliniken, Pflegende und Ärzte auf diese besondere Patientengruppe vorbereiten können. Die Jahrestagung findet vom 1. bis 4. Mai 2007 in München statt.
In Deutschland sind die Hälfte der Männer und ein Drittel der Frauen zwischen 18 bis 79 Jahren übergewichtig. Rund 19 Prozent der Männer und 22 Prozent der Frauen in diesem Alter sind adipös und haben einen Body-Mass-Index (BMI) von mehr als 30. Als Folge des Übergewichtes leiden viele unter Bluthochdruck, Diabetes sowie Fettstoffwechselstörungen und haben ein stark erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. "Nach großen Operationen kommt es bei diesen Patienten häufiger zu Komplikationen", meint Professor Dr. med. Elke Muhl, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Intensiv- und Notfallmedizin (CAIN), Lübeck, im Vorfeld des Chirurgenkongresses. "Diese reichen von Druckstellen und Wundheilungsstörungen über Thrombosen und Lungenentzündungen bis hin zum Organversagen."
Studien belegen das erhöhte Risiko: Eine 2006 veröffentlichte US-Studie mit 1373 chirurgischen Intensivpatienten ermittelte, dass 33,3 Prozent der Patienten mit einem BMI von über 40 starben. Im Vergleich dazu: Die Sterblichkeit der Normalgewichtigen betrug lediglich 12,3 Prozent. Ähnliche Ergebnisse ergab eine 2004 veröffentlichte französische Studie. Professor Muhl wird in einer Pressekonferenz und weiteren Veranstaltungen des Chirurgenkongresses die aktuelle Datenlage vorstellen.
Hinzu kommen bei den stark Übergewichtigen ganz spezielle Probleme, auf die sich Ärzte und Pflegekräfte, Krankenhäuser und Industrie erst noch einstellen müssen: Sie benötigen beispielsweise für die Behandlung längere Injektionsnadeln und speziell angefertigte Beatmungsschläuche. Es stehen nicht in allen Kliniken Operationstische, Betten und Röntgenapparate zur Verfügung, die einem großem Leibesumfang und hohem Gewicht angepasst sind. Pflegekräfte sind auf Hilfe durch motorbetriebene Betten und Stühle angewiesen, da ihre Körperkraft oft nicht ausreicht, um ihre Patienten zu bewegen. Eine Ausbildung in Rückenschonenden Arbeitstechniken, wie beispielsweise die Kinaesthetik, erleichtert den Pflegekräften zusätzlich den Umgang mit schwergewichtigen Patienten. Auch die Medikamentendosierung ist häufig schwierig: Es fehlen für viele Medikamente Studienergebnisse, wie aufgrund des Übergewichts dosiert werden muss.
"Das Problem des extremen Übergewichts findet sich immer häufiger in Chirurgie und Intensivmedizin", sagt Professor Muhl. "Noch gibt es nicht für alle Probleme ausreichende Lösungen. Beim Chirurgenkongress sollen Wege aufgezeigt werden, die Situation langfristig zu verbessern."
Terminhinweise:
DGCH-Pressekonferenz
Dienstag, 1. Mai 2007, 14.00 bis 15.00 Uhr
Saal 22b, ICM München
mit dem Thema:
Operationsrisiken von stark übergewichtigen Patienten verringern
Prof. Dr. med. Elke Muhl, Lübeck
sowie Beiträge der DGCH-Fachgesellschaften zum Thema:
DGPRÄC, Dt. Ges. d. Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen
DGTHG, Dt. Ges. für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie
DGU, Dt. Ges. für Unfallchirurgie
DGVC, Dt. Ges. für Viszeralchirurgie
DGCH-Hauptthema:
Morbide Adipositas 1
Dienstag, 1. Mai 2007, 12.30 bis 14.00 Uhr
Saal 5, ICM
mit dem Beitrag:
Intensivtherapie bei Morbider Adipositas
Prof. Dr. med. Elke Muhl, Lübeck
DGCH-Vortragssitzung:
CAIN 1: Morbide Adipositas
Donnerstag, 3. Mai 2007, 14.00 bis 15.30 Uhr
Saal 13a, ICM
mit dem Beitrag:
Zugangswege zu Luftwegen und Gefäßen -
Tipps und Tricks für morbid adipöse Patienten
Prof. Dr. med. Elke Muhl, Lübeck
Anmeldung für Journalisten zur Tagung/Kontakt für Rückfragen:
Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH), Pressestelle
Beate Schweizer, Pf 30 11 20, 70451 Stuttgart,
Tel.: 0711 8931 295, Fax: 0711 8931 167, Schweizer@medizinkommunikation.org
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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