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17.10.1997 00:00

Maar-Forschung

Dr. Wolfgang Hirsch Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    FSU-Mediendienst

    Wenn vulkanisches Magma auf Grundwasser trifft: Maar-Forschung haelt Jenaer Wissenschaftler in Atem

    Jena (17.10.97). Manchmal passieren zu Silvester beim Bleigiessen schlimme Unfaelle. Reisst naemlich der schuetzende Film zwischen Schmelze und Wasser, gibt es eine Dampfexplosion. Genau dieser Effekt passiert auch in der Erdkruste, wenn aufsteigendes, vulkanisches Magma auf eine tiefliegende Grundwasserschicht trifft. Die Folge: Die gewaltige Eruption sprengt einen Hohlraum, und wenn das Dachgebirge darueber einstuerzt, entstehen kilometerbreite Krater, die sich allmaehlich mit Wasser und Sedimentablagerungen fuellen. Mit diesen Maaren - mehrere 100 in Deutschland, unzaehlige weltweit - befasst sich das Team um den Jenaer Geologen Prof. Dr. Georg Buechel.

    In einem Grossprojekt ,Systemanalyse an Maarvulkanen" versuchen die Forscher, die Mechanismen der Maarentstehung zu erkennen. Viele deutsche Maare sind vor 30-50 Millionen Jahren entstanden und erdgeschichtlich alt, aber in den aktiven Vulkangebieten, etwa in der Eifel oder in der Rhoen, gibt es auch juengere Exemplare. Der Laacher See hatte seine letzte Eruption erst vor etwa 11.000 Jahren - fuer den Geologen praktisch nur ein Wimpernschlag von der Jetztzeit entfernt. Und prinzipiell kann es dort jederzeit wieder krachen...

    Buechel verknuepft seine systematische Maarforschung mit oekonomisch ,nuetzlichen" Untersuchungen fuer die Wasserwirtschaft, Bohrungen und geophysikalische Messungen haben einen zweifachen Zweck: ,Wir finden einerseits heraus, wo man am besten Grundwasser gewinnen sollte, aber auch wo in naechster Zeit in Deutschland vulkanische Maare entstehen koennten." Buechels Erkenntnisse und Kartierungen sind fuer die Wasserwirtschaft von hohem Wert. In Porengrundwassergebieten, also Gebieten, deren Oberflaeche aus Gesteinsschichten mit hoher Wasserdurchlaessigkeit und Speicherkapazitaet bestehen, muss man Grundwasserbrunnen sehr planvoll anlegen, damit sich die Wasserreserven nicht binnen weniger Jahrzehnte erschoepfen. Der Wasserzweckverband Maifeld-Eifel (Mayen) finanzierte dem Jenaer Geologen deshalb zwei Doktoranden-Stellen, um die Wassergewinnung in der Osteifel langfristig auf solide Fuesse zu stellen.

    Aber der Erkenntnisdrang der Jenaer Forscher strebt nach tieferem, nicht unbedingt merkantil verwertbarem Wissen. So fand Buechels Doktorand Bernd-Michael Pirrung schluessige Anhaltspunkte dafuer, dass die Gruben Sieblos in der Rhoen und Messel bei Darmstadt wahrscheinlich alte Maare sind. Vor allem Messel ist fuer seine reichhaltigen Fossilieneinschluesse weltweit bekannt. Die oberflaechennahen OElschieferschichten bergen fossile Fische, Insekten, Schlangen, Fledermaeuse, Huftiere und sogar Primaten. Wie Messel genau entstanden ist, weiss letztlich niemand. Aber Pirrung entdeckte unter dem 200 Meter dicken OElschiefer Gesteinspartikel, sogenannte Lapilli, die wegen ihrer typischen Porositaet und phratomagmatischen Einschluessen von Nebengestein sicher vulkanischen Ursprungs sind - in den Augen des jungen Geologen ein klares Indiz fuer seine Maarthese.

    In der Jenaer systematischen Forschung sind Pirrungs Ergebnisse ein wichtiger Mosaikstein. Vergleichend zu den relativ alten untersucht das Team um Professor Buechel weltweit auch erdgeschichtlich sehr junge Maare: in der Eifel, auf Java und in Alaska. Dabei muessen sich die Wissenschaftler beeilen: ,Das letzte urtuemliche Maar von Ranu Lading, das ich im indonesischen Dschungel entdeckt habe, wird durch die massive Umweltzerstoerung in fuenf Jahren verschwunden sein", klagt Buechel.

    Ansprechpartner: Prof. Dr. Georg Buechel, Tel. 03641/948640 oder 948621


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geowissenschaften
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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