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09.05.2000 15:47

Hochempfindliche Methode zum Nachweis von Prionerkrankungen (Creutzfeldt-Jakob, BSE)

Dr. Christoph R. Nothdurft Kommunikation & Medien
Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie

    Göttinger Wissenschaftler entwickelten ein neuartiges hochempfindliches Verfahren zum Nachweis von Prionen, den Erregern der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJD) und der BSE. Mit dieser Methode können einzelne Erregerpartikel in Körperflüssigkeiten direkt sichtbar gemacht werden. So konnten erstmals Prionen in der Rückenmarksflüssigkeit von CJD-Patienten nachgewiesen werden. Derzeit wird diese Technik zu einem routinemäßig einsetzbaren diagnostischen Test weiterentwickelt.

    Göttinger Wissenschaftler entwickelten ein neuartiges hochempfindliches Verfahren zum Nachweis von Prionen, den Erregern der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJD) und der BSE. Mit dieser Methode können einzelne Erregerpartikel in Körperflüssigkeiten direkt sichtbar gemacht werden. So konnten erstmals Prionen in der Rückenmarksflüssigkeit von CJD-Patienten nachgewiesen werden. Derzeit wird diese Technik zu einem routinemäßig einsetzbaren diagnostischen Test weiterentwickelt. (J. Bieschke, A. Giese, W. Schulz-Schaeffer, I. Zerr, S. Poser, M. Eigen, H. Kretzschmar: "Ultra-sensitive detection of pathological prion protein aggregates by dual-color scanning for intensely fluorescent targets" Proc. Natl. Acad. Sci. USA (2000) 97:5468-5473)

    Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit beim Menschen und BSE bei Rindern gehören zu einer Gruppe übertragbarer, stets tödlich verlaufender Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Sie werden durch ungewöhnliche Erreger ausgelöst, sogenannte Prionen. Prionen besitzen kein nachweisbares Erbgut. Sie bestehen aus einer krankhaften, verklumpten Form eines bestimmten körpereigenen Eiweißes, des Prionproteins. Zur Sicherung der Diagnose wird bisher zumeist der Nachweis krankhafter Prionprotein-Ablagerungen im Gehirngewebe herangezogen, geeignete Tests zum Nachweis von Prionen am lebenden Menschen oder Tier fehlen jedoch.

    Ein neuartiges Nachweisverfahren ermöglicht jetzt den direkten Nachweis von Prionen in der für diagnostische Untersuchungen leicht zugänglichen Rückenmarksflüssigkeit (Liquor). Dieses Verfahren wurde im Rahmen einer vom Bundesforschungsministerium geförderten Zusammenarbeit der Arbeitsgruppe des Nobelpreisträgers Prof. Manfred Eigen am Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie in Göttingen und der Arbeitsgruppe des Prionforschers Prof. Hans Kretzschmar an der Universität Göttingen (jetzt LMU München) entwickelt.

    Das Testverfahren beruht auf einem Meßaufbau zur konfokalen Zweifarben-Fluoreszenz-Kreuzkorrelations-Spektroskopie. Dieser Meßaufbau ermöglicht nach Anregung mit einem in ein kleines Meßvolumen gebündelten Laserstrahl den Nachweis einzelner mit Fluoreszenzfarbstoffen markierter Moleküle. Den Göttinger Wissenschaftlern gelang es mit Hilfe von spezifischen Antikörpersonden, Prionpartikel im Liquor mit Fluoreszenzfarbstoffen zu markieren. Die einzelnen markierten Partikel konnten dann hochempfindlich mittels eines wie ein Suchscheinwerfer durch die Probe geführten Laserstrahls aufgespürt werden (scanning for intensely fluorescent targets, SIFT). Die Nachweisempfindlichkeit dieses Verfahrens war dabei herkömmlichen Nachweisverfahren wie der "Western Blot"-Analyse deutlich überlegen.

    In einer Pilotstudie am Göttinger Universitätsklinikum konnten mit diesem neuen Testverfahren erstmals Prion-Partikel in der Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) mehrerer CJD-Patienten aus der vom Bundesgesundheitsministerium geförderten deutschen CJD-Studie nachgewiesen werden, nicht jedoch im Liquor von Kontrollpatienten. Dieser erregerspezifische Test kann damit in Zukunft die Grundlage eines schnellen und empfindlichen klinischen Tests für CJD und andere Prionkrankheiten bilden. Da sich die Technik auch zum Nachweis anderer krankheitsassoziierter Eiweißpartikel einsetzen läßt, könnte sie zudem auch zur frühen Diagnose anderer Krankheiten wie der Alzheimer-Krankheit dienen.

    Weitere Informationen/Kontakt:
    Dr. Jan Bieschke, Abteilung Biochemische Kinetik, Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie, Am Faßberg, 37077 Göttingen, Tel.: 0551-201-1434, Fax: 0551-201-1435, email: jbiesch@gwdg.de

    Dr. Armin Giese, Institut für Neuropathologie, Universität Göttingen, Robert-Koch-Str. 40, 37075 Göttingen, Tel.: 0551-39-2700, Fax: 0551-39-8472, email: agiese@med.uni-goettingen.de

    Prof. Dr. Hans Kretzschmar, Abteilung für Neuropathologie, Universität München, Marchioninistr. 17, 81377 München, Tel.: 089-7095-4900, Fax: 089-7095-4905, email Hans.Kretzschmar@inp.med.uni-muenchen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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