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09.05.2000 16:24

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans Mohr zum 70. Geburtstag

Rudolf-Werner Dreier Hochschul- und Wissenschaftskommunikation
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

    Professor Dr. Dr. h.c. mult. Hans Mohr zum 70. Geburtstag

    Am Donnerstag, den 11. Mai 2000 begeht der Freiburger Botaniker Prof. Dr. h.c. mult. Hans Mohr seinen 70. Geburtstag. Hans Mohr entstammt einer bäuerlich geprägten schwäbischen Familie aus Altenburg im Nordschwarzwald. Er studierte, seinen Neigungen folgend, als Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes Biologie, Physik und Philosophie in Tübingen und wurde durch hervorragende Lehrer geprägt. Im Alter von 26 Jahren schloß er seine Dissertation bei seinem Lehrer, Professor Erwin Bünning, dem Entdecker der "inneren Uhr", über ein Thema der Photomorphogenese ab. Dieses Thema hat er mit außergewöhnlichem Engagement und Kreativität bearbeitet, nicht nur während seines Postdoc-Aufenthalts in Beltsville an der Research Station des U.S. Department of Agriculture in der Arbeitsgruppe von Sterling Hendricks, sondern auch bei seiner Habilitation und seiner späteren Forschungstätigkeit in Freiburg.

    Aufgrund seiner wissenschaftlichen Erfolge wurde Hans Mohr bereits kurz nach der Habilitation, im Alter von 30 Jahren, auf den Lehrstuhl für Botanik an der Universität Freiburg berufen und war damit seinerzeit der jüngste Botanik-Professor in Deutschland. Nach Übernahme des wegen der Kriegseinflüsse ziemlich maroden Freiburger Instituts gelang ihm in wenigen Jahren ein kleines "Wirtschaftswunder": Unterstützt durch ebenfalls neu nach Freiburg geholte Kollegen und Mitarbeiter wurde die Lehre im Fach Botanik grundlegend erneuert und das botanische Institut zu einem international führenden Zentrum der pflanzlichen Entwicklungsbiologie aufgebaut. Neben diesen fachlichen Innovationen gehen viele wichtige, bis heute nachwirkende, organisatorische Aufbauleistungen an der Universität Freiburg wesentlich auf das Engagement von Professor Mohr zurück: die Gründung der Fakultät für Biologie, die Neuorganisation des Biologiestudiums, die Gründung eines der ersten biologischen Sonderforschungsbereiche und, nicht zuletzt, die Planung und politische Durchsetzung des Neubaus der Biologischen Institute II und III sowie ihre wissenschaftliche Belebung mit neu gegründeten Lehrstühlen. Daß in der Freiburger Biologie Ende der 60er Jahre in Forschung und Lehre der internationale Standard wieder erreicht und in vielen Bereichen übertroffen wurde, ist wesentlich auf den tatkräftigen und umsichtigen Einsatz von Hans Mohr zurückzuführen.

    In seiner eigenen Arbeitsgruppe erforschte Mohr in bahnbrechenden experimentellen Studien die physiologischen und biochemischen Grundlagen der Steuerung der pflanzlichen Entwicklung durch Licht, wobei die logische Durchdringung der Probleme, die exakte, kausalanalytische Erklärung der physiologischen Phänomene und die Ableitung von allgemeinen Gesetzmäßigkeiten hervorstechende Merkmale dieser Forschungsarbeiten sind. Viele der in diesen Arbeiten gewonnenen Erkenntnisse haben Eingang in den Fundus an biologischem Allgemeinwissen gefunden und sind heute selbstverständliche Bestandteile der Lehre im Fach Botanik. Diese fruchtbare Forschungsarbeit
    bildete nicht zuletzt den Nährboden für die Entstehung eines umfassenden Lehrbuchs der Pflanzenphysiologie, das auch in englischer Übersetzung, weltweite Verbreitung gefunden hat.

    Darüber hinaus fand er immer noch den Elan, sich in der akademischen Selbstverwaltung in Freiburg, bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), bei der Studienstiftung, bei der Alexander von Humboldt-Stiftung u.a., entscheidend einzubringen.

    Er hatte es sich von Anfang an zum Ziel gesetzt, den Studenten nicht nur Fachwissen, sondern auch ein breites, naturwissenschaftliches Grundverständnis zu vermitteln; auch über die Biologie hinaus war es ihm ein Anliegen, seinen Studenten, Mitarbeitern, Kollegen sowie einer breiten Öffentlichkeit seine wissenschaftliche Sicht zu drängenden Problemen in Fragen der Ethik, Wissenschaftstheorie, Energieproblematik, erneuerbaren Ressourcen, um nur einige Beispiele zu nennen, mitzuteilen. Diese Arbeiten haben zu mehr als 20 Büchern und über 300 Publikationen in Fachzeitschriften geführt.

    Diese außergewöhnliche Begabung und sein unermüdliches Engagement wurden schon früh durch Mitgliedschaften und Ernennungen seitens berühmter Akademien und Institutionen gewürdigt: Akademie der Naturforscher LEOPOLDINA (Mitglied seit 1966, seit 1992 Mitglied des Präsidiums der Akademie), Heidelberger Akademie der Wissenschaften (1982) sowie Ehrendoktorate der Universitäten Straßburg und Limburg; Verleihung der Max Born-Medaille (1990), des Bundesverdienstkreuzes (1993), des Arthur Burkhardt-Preises (1997) und des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse (1998).

    In seiner wissenschaftlichen Arbeit wandte er sich - aufbauend auf sein Wissen über die Entwicklungsbiologie der Pflanzen - seit Mitte der achtziger Jahre vermehrt auch angewandten Problemen zu. Als Beispiele seien hier seine Arbeiten zum Waldschadenssyndrom und zur Nitratassimilation erwähnt.

    Aus seiner wissenschaftlichen und politischen Verantwortung heraus nahm er 1992 den Ruf als wissenschaftliches Mitglied des Vorstandes der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Stuttgart an. Auch dort - an der Nahtstelle zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik - begeisterte er seine Mitarbeiter für ein aktuelles Arbeitsgebiet. In diesem neuen Umfeld hat er wieder mit dem ihm eigenen Engagement einen nachhaltigen Beitrag zur öffentlichen Diskussion wichtiger Problemfelder geleistet. Er und seine Mitarbeiter widmeten sich den vielfältig diskutierten Themen Gentechnologie, Wasserqualität, Energie aus Biomasse und Humankapital, um wiederum nur einige herauszugreifen.

    Hans Mohr ist ein außergewöhnlich engagierter und kreativer Wissenschaftler und als solcher hat er sich, ausgehend von seinen fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen, seinem engeren Umfeld, Lehrstuhl, Universität oder Akademie, stets als gewissenhafter und genialer homo politicus auch zu kontrovers diskutierten Fragestellungen geäußert. Er hat immer versucht, die öffentliche Diskussion auf eine wissenschaftlich fundierte Basis zu stellen, wohl wissend, daß die Entscheidungen letztendlich politischer Art sind, und daß seine originären Aufgaben in der Ausarbeitung der wissenschaftlichen Grundlagen und der Beratung liegen.
    Eberhard Schäfer


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Informationstechnik
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

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