Zehn Jahre nach Beginn der Modernisierungswelle in den Kommunalverwaltungen liegt nun eine erste ausführliche Bilanz des "Neuen Steuerungsmodells" (NSM) vor. Unter Federführung des Bochumer Sozialwissenschaftlers Prof. Dr. Jörg Bogumil haben Forscher die Verwaltungsmodernisierung unter die Lupe genommen. Das zentrale Ergebnis ist ein "sehr gemischtes Modernisierungsbild": Zwar habe sich die Kundenorientierung deutlich verbessert, nennenswerte Wirtschaftlichkeitseffekte seien jedoch ausgeblieben, so Prof. Bogumil. "Zudem hat die Motivation der Beschäftigten erheblich gelitten". Unter dem Titel "Zehn Jahre Neues Steuerungsmodell" ist die Evaluation soeben beim Verlag "edition sigma" erschienen.
Bochum, 26.04.2007
Nr. 149
Eine ernüchternde Bilanz
10 Jahre neues Steuerungsmodell in den Kommunen
RUB-Forscher evaluieren Verwaltungsmodernisierung
Zehn Jahre nach Beginn der Modernisierungswelle in den Kommunalverwaltungen liegt nun eine erste ausführliche Bilanz des "Neuen Steuerungsmodells" (NSM) vor. Unter Federführung des Bochumer Sozialwissenschaftlers Prof. Dr. Jörg Bogumil haben Forscher die Verwaltungsmodernisierung unter die Lupe genommen. Das zentrale Ergebnis ist ein "sehr gemischtes Modernisierungsbild": Zwar habe sich die Kundenorientierung deutlich verbessert, nennenswerte Wirtschaftlichkeitseffekte seien jedoch ausgeblieben, so Prof. Bogumil. "Zudem hat die Motivation der Beschäftigten erheblich gelitten". Unter dem Titel "Zehn Jahre Neues Steuerungsmodell" ist die Evaluation soeben beim Verlag "edition sigma" erschienen.
Modernisierungsinseln in Deutschland
In Fallstudien sowie in einer bundesweiten schriftlichen Befragung haben die Wissenschaftler die Verwaltungen auf kommunaler Ebene umfassend evaluiert. Die Ergebnisse sind repräsentativ für alle Kommunen mit über 10.000 Einwohnern in Deutschland. Die Bilanz ist ernüchternd: Trotz der breiten Auseinandersetzung mit dem NSM über ein Jahrzehnt hinweg ist die Umsetzung häufig nur auf Kernelemente der Reform und auf einzelne "Modernisierungsinseln" beschränkt. Die Auswirkungen des Steuerungsmodells sind somit hinter den Erwartungen zurückgeblieben.
Großstädte sind modernisierungsfreudig
Zahlreiche Maßnahmen wurden mit der Reform in die Wege geleitet: Manches war erfolgreich, aber es gibt auch viele Probleme, insbesondere die Beschäftigtenmotivation. Eine wirklich neue Steuerung, ein umfassender "Paradigmenwechsel" der deutschen Verwaltung vom weberianischen Bürokratiemodell zum New Public Management sei nicht festzustellen, so Prof. Bogumil. Die Autoren ziehen nicht nur ein Gesamtfazit für Deutschland, sondern weisen auch auf regionale Unterschiede hin. So sind zum Beispiel mittlerweile die Großstadtverwaltungen die "aktivsten" Modernisierer, während sich im Ost-West-Vergleich ein "anhaltender Modernisierungsrückstand" ostdeutscher Kommunen zeigt.
Trend zur Re-Zentralisierung
Der Druck durch Haushaltskonsolidierung - kurz "Sparzwang" - war zwar häufig Auslöser der Reformen, doch auch Kommunen mit vergleichsweise guter Haushaltslage haben ihre Verwaltungen vor allem in den Bereichen Personalmanagement und Kundenorientierung reformiert. Kommunen mit schwieriger Haushaltslage konzentrieren sich hingegen überwiegend auf betriebswirtschaftlich orientierte Reformelemente. Das Fazit der Studie: "Je radikaler dezentralisiert wurde, ohne neue zentrale Steuerungsmechanismen zu installieren, umso stärker kam es zur sektoralen Fragmentierung und letztlich zur Des-Integration der Gesamtverwaltung." Eine gute Balance zwischen zentraler gesamtstädtischer und dezentraler Steuerung sei nur durch moderatere Dezentralisierungsschritte erreichbar. Mittlerweile ist in vielen "dezentralisierten" Kommunen ein Trend zur Re-Zentralisierung zu beobachten, begünstigt durch die Notwendigkeit der Haushaltskonsolidierung.
Titelaufnahme
Bogumil, Grohs, Kuhlmann, Ohm: "Zehn Jahre Neues Steuerungsmodell. Eine Bilanz kommunaler Verwaltungsmodernisierung". 342 S., 21,90 Euro, Berlin: edition sigma 2007, ISBN: 978-3-89404-779-5
Weitere Informationen
Prof. Dr. Jörg Bogumil, Dipl. Soz. Wiss. Stephan Grohs, Vergleichende Stadt- und Regionalpolitik, Fakultät für Sozialwissenschaft der RUB, Tel. 0234/32-27805, E-Mail: joerg.bogumil@rub.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Politik, Recht, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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