idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
02.05.2007 08:47

DJI Online Thema 2007/05: Kinderschutz verbessern - frühzeitige Hilfe durch effektive Netzwerke

Andrea Macion Öffentlichkeitsarbeit/Wissenschaftliches Referat beim Vorstand
Deutsches Jugendinstitut e.V.

    Misshandelte, verhungerte und getötete Kinder - mitten in Deutschland. Schreckensmeldungen wie diese lassen schnell Forderungen nach einem vehementeren und vor allem früheren Eingreifen der zuständigen Stellen laut werden. Wie aber kann ein verbesserter Kinderschutz auf dem schmalen Grat zwischen zu viel Kontrolle und zu wenig Unterstützung gewährleistet werden? Das DJI hat in einer Kurzevaluation unterschiedliche Präventionsprogramme unter die Lupe genommen und auf ihre Wirksamkeit hin untersucht.

    Ja, Kinder sind Zukunft! Aber: Kinder können auch nerven, stundenlang weinen, nächtelang schreien - und ihre Eltern in die Verzweiflung oder an den Rand der völligen Erschöpfung treiben. Gut, wenn sie Eltern haben, die geduldig bleiben und sie liebevoll behandeln. Was aber, wenn die Eltern überarbeitet sind, unausgeschlafen oder im Dauerstreit miteinander leben? Wenn sie Sorgen haben oder nicht genug Geld, um am Monatsende noch einkaufen zu können? Wenn zuviel Alkohol oder Drogen im Spiel sind? Wie hauchdünn die Grenze zum aggressiven Ausbruch manches Mal ist, wissen viele Mütter und Väter aus eigener Erfahrung. Kleinkinder können sich dagegen nicht selbst schützen. Deswegen soll der Kinderschutz speziell für Kinder unter drei Jahren verbessert werden.

    In Deutschland gibt es unzählige Initiativen sowohl auf Bundesebene als auch regionaler und kommunaler Träger, seien es der Kinderschutzbund, ein Hebammennetzwerk oder ein städtisches Familienzentrum. Sie alle haben ein gemeinsames Ziel, aber die Namen der Initiativen wie "Adebar" oder "Schutzengel" sind so unterschiedlich wie ihre Ansätze und Strategien. Ein DJI-Team hat im Auftrag des Bundesfamilienministeriums 19 Projekte genauer untersucht. Die Fragestellungen lauteten: Wie systematisch und umfassend finden sie Zugang zur Zielgruppe? Wie erkennen sie Gefährdungen? Wie passgenau sind die Hilfsangebote?

    Die zentrale Schlussfolgerung der Ergebnisse, die wir in "Auf einen Blick" vorstellen, lautet: Einzelne Modelle allein können weder eine gute Versorgung von Familien mit Unterstützungsangeboten gewährleisten noch den Schutz von Kindern verbessern; dies gelingt nur in einem umfassenden und differenzierten Netzwerk "Frühe Hilfen". Dabei gilt es, die spezifischen Kompetenzen unterschiedlicher Professionen, vor allem aus den Bereichen Jugendhilfe und Gesundheitshilfe, systematisch mit einzubeziehen. Nur ein solches Netzwerk kann Träger eines sozialen Frühwarnsystems sein.

    Um die Einrichtung solcher Netzwerke zu beschleunigen und zu unterstützen richtet der Bund mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und dem Deutschen Jugendinstitut gerade ein "Nationales Zentrum Frühe Hilfen" ein. Über die Ergebnisse der DJI-Kurzevaluation und die zukünftige Arbeit des Nationalen Zentrums haben wir mit Alexandra Sann (DJI) gesprochen. Im "Interview" sagt sie: "Dafür wird bereits vorhandenes Wissen zusammen getragen und weitergegeben, damit nicht jede Kommune/jeder Träger das Rad neu erfinden muss. Auch die bereits laufenden und noch geplanten Evaluierungen erhalten dort eine Plattform, auf der sie sich absprechen können. So können wir gezielter forschen und Ergebnisse auf eine breitere Basis stellen."

    Ein gutes Beispiel für die erfolgreiche präventive Arbeit ist die Initiative "Tausend und Keine Nacht", die der Leiter der Regensburger Erziehungsberatungsstelle Günter Kampf im "Blick von außen" vorstellt. Nach seinen Erfahrungen reichen oft schon kurze unterstützende Interventionen, um ein Umschlagen von Verunsicherung in Versagen zu vermeiden.

    Die Wirksamkeit eines nachhaltigen präventiven Einsatzes ist leider nur schwer messbar. Anders ist es, wenn in einem sogenannten "traurigen Einzelfall" Strukturen und Individuen versagt haben: zwanzig gebrochene Knochen hat man bei der Obduktion im Körper des kleinen Kevin gezählt. Ein unvorstellbares Martyrium - und eine Mahnung an uns alle, die Unversehrtheit unserer Kinder als Gemeinschaftsaufgabe zu begreifen.


    Weitere Informationen:

    http://www.dji.de/thema/0705


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Pädagogik / Bildung, Politik, Psychologie, Recht
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).