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28.09.1995 00:00

Steine im Stress

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Bochum, 28.09.1995 Nr. 148

    Steine unter Hochdruck

    Wie sich Gebirge falteten und die Erde entwickelte

    Hochdruckmetamorphose in Natur und Experiment

    Der Veraenderung der Gesteine unter hohen Drucken bei ungewoehnlich niedrigen Temperaturen ist ein internationales Kolloquium an der Ruhr-Universitaet zum in den Geowissenschaften hochaktuellen Thema gewidmet: ,High- Pressure Metamorphism in Nature and Experiment" (Hochdruckmetamorphose in Natur und Experiment, 4. bis zum 6. Oktober 1995). Diese Situation entsteht bei einer fuer geologische Verhaeltnisse raschen Versenkung in Tiefen bis zu ueber 100 km. Der Vorgang der Versenkung ist dabei ebenso interessant wie der Mechanismus, durch den die Gesteine aus der Tiefe an die Erdoberflaeche gelangen. Die Analyse der Vorkommen solcher Gesteine aus verschiedenen Gebirgsguerteln der Erde und vielfaeltige Laborexperimente unter zum Teil extremen Bedingungen dienen der Erforschung der Prozesse, die fuer die dauernde - und nur nach menschlichen Massstaeben sehr langsame - Umgestaltung unseres Planeten, wie der Entstehung von Gebirgen, verantwortlich sind.

    Veranstalter der Tagung ist die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) in Zusammenarbeit mit der von ihr gefoerderten Forschergruppe ,Hochdruckmetamorphose in Natur und Experiment" an der Fakultaet fuer Geowissenschaften der RUB. Diese Forschergruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Werner Schreyer (Mineralogie), Prof. Dr. Fritz Rummel (Geophysik) und Prof. Dr. Bernhard Stoeckhert (Geologie) beschaeftigt sich nunmehr im fuenften Jahr ihrer Laufzeit mit allen Aspekten der Hochdruckmetamorphose, wobei in den verschiedenen Projekten bis zu 20 junge Wissenschaftler (Doktoranden und bereits promovierte Mitarbeiter) beschaeftigt waren oder sind. In einigen Projekten werden natuerliche Vorkommen von hochdruckmetamorphen Gesteinen vor allem aus den Alpen und der AEgaeis untersucht, wobei neben den Gelaendearbeiten aufwendige mikroanalytische Untersuchungen an Proben zur Rekonstruktion der Entwicklungsgeschichte in der Tiefe erforderlich waren. In anderen Projekten werden die Bildungsbedingungen bestimmter Minerale durch Laborexperimente bei hohen Temperaturen und Drucken bis zu 70 000 bar bestimmt; aus den Ergebnissen koennen die Bedingungen abgeleitet werden, denen natuerliche Gesteine mit diesen Mineralen unterworfen waren. Ausserdem sind Prognosen zu den Eigenschaften bestimmter Gesteine in der Tiefe moeglich. Von besonderem Interesse ist dabei auch das mechanische Verhalten dieser Gesteine in der Tiefe, das mit Hilfe neu konstruierter Hochdruck-Verformungsapparaturen an synthetischen Proben unter Bedingungen getestet wird, die in dieser Form derzeit weltweit nur in den Apparaturen der Forschergruppe an der RUB realisiert werden koennen. Die Strukturen natuerlicher Gesteine wiederum erlauben die Rekonstruktion des Verformungsverhaltens in grossen Tiefen, was unter anderem plausible Erklaerungen fuer die Verteilung und Charakteristik bestimmter Erdbeben liefert.

    Von der absoluten geologischen Zeitmessung basierend auf spontaner Kernspaltung des Uran-Isotops 238U, ueber die mikroskopische Gefuegeanalyse mit durch Elektronenstrahl angeregter Lumineszenz, bis hin zur massenspektrometrischen Analyse winziger Fluessigkeitseinschluesse (je 1 Milliardstel Gramm) in Mineralen reicht das breite Spektrum weiterer Verfahren, die in der Forschergruppe zur Rekonstruktion der natuerlichen Prozesse zum Einsatz kommen. Mehrere dieser Verfahren wurden dabei im Rahmen der Forschergruppe neu aufgebaut oder entscheidend weiterentwickelt.

    Die Ergebnisse der Bochumer Untersuchungen werden auf dem Kolloquium der internationalen Fachwelt vorgestellt.

    Erwartet werden ueber 100 Teilnehmer, aus den USA, Grossbritannien, Frankreich, Spanien, Russland, Japan, Italien, Griechenland, der Tuerkei und der Schweiz. Das dreitaegige Programm umfasst 40 Vortraege und ebensoviele Poster, davon jeweils etwa ein Drittel von Bochumer Forschern. Neben dem Vortrags-Programm werden die Wissenschaftler in mehreren geselligen Abendveranstaltungen ausgiebige Diskussionen und Erfahrungsaustausch pflegen.

    Weitere Informationen und Programme Dr. Klaus-D. Grevel, Tel. 0234/700-3517, Fax: 0234/7009-179, e-mail: klaus-dieter.grevel@rz.ruhr-uni-bochum.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geowissenschaften
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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