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08.05.2007 09:21

Frankreichs Beziehungen zu Afrika im Focus

Ursula Zitzler Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Stuttgart

    Das Bild, das der Durchschnittseuropäer von Afrika hat, ist meist negativ: ein armer, problembehafteter, krisengeschüttelter Kontinent. Zu einer Neubewertung des Afrikabildes und der Beziehungen Frankreichs und auch Europas zu Afrika möchte ein Projekt beitragen, das an der Uni Stuttgart seinen Anfang genommen hat: Seit Beginn des Wintersemesters 2006/07 befassen sich unter Leitung von Françoise Joly vom Institut für Literaturwissenschaft (Romanische Literaturen I) Studierende im Rahmen eines Projektseminars "Voyages d´Afrique" mit drei frankophonen Ländern Afrikas: Senegal, Mali und Burkina Faso. Die jungen Leute beschäftigen sich mit der Kolonial- und Postkolonialgeschichte, der Kultur, den Bildungssystemen und politischen Systemen dieser Länder und knüpfen Kontakte mit Hochschulen und Einrichtungen vor Ort. Im kommenden Wintersemester ist auch eine Studienreise in diese Länder geplant.

    Wichtige Rolle Afrikas für Europa
    Dieses Seminar hat den Impuls gegeben für eine Veranstaltungsreihe des Internationalen Zentrums für Kultur- und Technikforschung der Uni Stuttgart, der DVA-Stiftung, des Institut français, des Literaturhauses und des Kommunalen Kinos von Mai bis Juli, bei der auch die Stuttgarter Öffentlichkeit Gelegenheit hat, sich bei Vorträgen und Filmen mit den Beziehungen Frankreichs und Europas zu Afrika auseinanderzusetzen. In Frankreich wird derzeit angesichts des sich quer durch die Gesellschaft ziehenden kolonialen Risses die koloniale Vergangenheit des Landes intensiv diskutiert. Dabei spielt das Verhältnis zu Schwarzafrika eine zentrale Rolle. In den französisch-afrikanischen Beziehungen zeichnen sich gleichzeitig radikale Änderungen ab - von der politischen, kulturellen und militärischen Präsenz hin zu einer gemeinsamen Afrikapolitik mit den europäischen Partnern. Und auch die EU muss sich - nicht zuletzt aufgrund des Zuwanderungsdrucks aus Afrika - mit einem Kurswechsel in der Entwicklungspolitik auseinandersetzen.

    Von Vorträgen bis Filmen
    Die Veranstaltungsreihe des Internationalen Zentrums für Kultur- und Technikforschung der Uni Stuttgart, der DVA-Stiftung, des Institut français, des Literaturhauses und des Kommunalen Kinos setzt sich in Vorträgen und Filmen mit dem Rahmenthema "Frankreich - Afrika - Europa. Kolonialer Riss und heutige Erfordernisse" auseinander. Zum Auftakt am 21. Mai im Institut français de Stuttgart wird der französische Historiker Nicolas Bancel (Strasbourg/Lausanne) die Frage des Kolonialerbes in Zusammenhang mit den aktuellen Diskussionen in Frankreich darstellen. Am 14. Juni wird die Schriftstellerin, Soziologin und ehemalige Kulturministerin von Mali, Aminata Traoré (Bamako), im Stuttgarter Literaturhaus die Herausforderungen französischer und europäischer Afrikapolitik aus afrikanischer Perspektive behandeln. Zwei literarische Gallionsfiguren der postkolonialen Generation, Alain Mabanckou und Abdourahman Waberi, werden am 20. Juni im Institut français über die Situation der zeitgenössischen frankophonen Literatur diskutieren. Im Kommunalen Kino schließlich sind vom 1. bis 15. Juli vier Filme von Abderrahmame Sissako (Sokolo/Mali, Paris) zu sehen, die sich mit der Erfahrung der Fremde und des Exils auseinandersetzen. Sein jüngster Film "Bamako" lief 2006 im offiziellen Wettbewerb in Cannes und hat international für Aufsehen gesorgt. Am 5. Juli wird der Filmemacher im Anschluss an die Vorführung zum Gespräch zur Verfügung stehen.

    Impuls aus der Uni
    "Die Beziehung der Franzosen und der Europäer zu Afrika bewegt sich zwischen nachkolonialem schlechten Gewissen, einem eurozentristisch gefärbten "désir d´exotisme", Verdrängen und schlichter Ignoranz", sagt die Initiatorin des Projekts, Françoise Joly. Für umso wichtiger hält die Romanistin die ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema Afrika, mit seiner Kultur und Politik. "Gerade angehende Romanisten oder Französisch-Lehrer sollten nicht nur Frankreich-Spezialisten sein, sondern auch die frankophone Welt besser kennen", betont sie. Dass es gelungen ist, aus einem studentischen Projektseminar nun eine Veranstaltungsreihe mit mehreren Institutionen zu entwickeln, freut sie besonders. Zeige es doch, dass die universitäre Lehre hier als Impulsgeber gewirkt habe.

    Weitere Informationen unter
    http://www.uni-stuttgart.de/lettres/projekte/afriques/index.html
    http://www.kultur-frankreich.de
    http://www.literaturhaus-stuttgart.de
    http://www.koki-stuttgart.de
    sowie unter Francoise.Joly@ilw.uni-stuttgart.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik, Recht
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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