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19.03.1998 00:00

Hamburgs grösster Findling

Klaus Tornier Abteilung 2
Universität Hamburg

    Universitaet Hamburg Pressedienst Forschung 6/98 vom 19. 3. 1998

    Hamburgs groesster Findling: 1,7 Milliarden Jahre alt und 60 Tonnen schwer

    Stein von Othmarschen entpuppt sich als einer der maechtigsten Norddeutschlands

    Mit einem Volumen von rund 22 Kubikmetern und einem Gewicht von 60 Tonnen ist der unlaengst bei Bauarbeiten an der vierten Roehre des Hamburger Elbtunnels geborgene Granit-Findling der groesste bekannte in der Hansestadt. Der neue Fund ist gleichzeitig einer der maechtigsten Steine in Norddeutschland. Aus einer vom Geologischen Landesamt in Hamburg zusammengestellten Karte geht hervor, dass drei Findlinge mit einem Volumen von mehr als 100 Kubikmetern und acht mit einem solchen von ueber 50 Kubikmetern bekannt sind. Mit einem Volumen von mehr als zehn Kubikmetern sind rund 150 Findlinge verzeichnet.

    Erste gesteinskundliche Untersuchungen von Prof. Dr. Roland Vinx vom Mineralogisch-Petrographischen Institut der Universitaet Hamburg ergaben, dass es sich bei dem Othmarschener Findling um einen Granit aus Ostsmaland in Schweden handelt. Ein dem Findlingsgestein nicht nur aeusserlich, sondern vor allem auch bezueglich der chemischen Zusammensetzung besonders aehnliches Granitvorkommen befindet sich nahe dem kleinen Ort Malilla, der etwa 50 Kilometer oestlich der Stadt Vetlanda liegt. Es hat eine Groesse von rund 200 Quadratkilometern. Die chemische Aehnlichkeit betrifft an die 30 routinemaessig bestimmbare chemische Elemente.

    Der Vergleich war moeglich, weil Wissenschaftler des Mineralogisch-Petrographischen Instituts Referenzproben von Gesteinen aus Skandinavien und zugehoerige chemische Daten fuer eiszeitgeologische Zwecke sammeln.

    Der Findlingsgranit gehoert zur Gruppe der "Juengeren Smalandgranite". Durch diese Typzuordnung kann ohne eigene Altersbestimmung an dem Findlingsmaterial das Alter festgelegt werden. "Juenger" bezieht sich hier auf das Vorkommen unwesentlich aelterer Granite im gleichen Gebiet (Unterschiede in der zweiten Stelle hinter dem Komma). Das heisst in diesem Fall: Der Othmarschener Stein hat ein Alter von deutlich ueber 1,7 bis knapp 1,8 Milliarden Jahren. Zum Vergleich: Der Granit des Brockenmassivs im Harz ist "nur" 295 Millionen Jahre alt.

    Wann ist der Stein nach Hamburg gekommen? Diese Frage kann Dr. Juergen Ehlers vom Geologischen Landesamt beantworten, seit der die Lehmreste an der Unterseite des Findlings untersucht hat. Mit Hilfe von Feinkiesanalysen wies er nach, dass die Zusammensetzung des Lehms der Grundmoraene der sogenannten Juengeren Saalemoraene entspricht, die gegen Ende der vorletzten Eiszeit (vor knapp 150 000 Jahren) im Hamburger Raum abgelagert wurde. Der Findling wurde nicht vor dem Eis hergeschoben. Er muss weitgehend im Eis liegend transportiert worden sein.

    Einer der groessten, auf deutschem Festland liegenden Findlinge ist der "Grosse Stein" von Altentreptow in Mecklenburg-Vorpommern mit den beachtlichen Abmessungen von 8,2 m Laenge, 6 m Breite und 5,2 m Hoehe. Aus seinem ermittelten Volumen von 133 Kubikmetern errechnet sich ein Gewicht von etwa 360 Tonnen. Ein aehnlich grosser Brocken liegt zehn Kilometer oestlich von Nienburg in Niedersachsen. Der groesste deutsche Findling ("Buskam") jedoch liegt vor der Kueste von Goehren (Ruegen). Dieser Koloss soll ein Volumen von 600 bis 700 Kubikmetern und ein Gewicht von 1650 bis 1900 Tonnen haben.

    Findlinge sind seit historischen Zeiten ein begehrtes Baumaterial. Sie wurden zum Beispiel zum Bau von Kirchen, Haeusern und Deichen, von Fundamenten, Brunnenfassungen und Grabplatten verwendet. Dies fuehrte dazu, dass grosse Findlinge oft zerkleinert wurden und deshalb heute nur noch selten erhalten sind. Es ist daher ein wichtiges Anliegen des Geotopschutzes - im Einklang mit dem Anfang Februar verabschiedeten Bundesbodenschutzgesetz -, diese Naturdenkmale zu schuetzen.

    Diesem Zweck dienen Findlingsgaerten, die dem Naturfreund die Vielfalt der nordischen Gesteine vorstellen. Solche "Schausammlungen" koennen beispielsweise in Bleckede-Breetze, Vechta, Hagenburg am Steinhuder Meer und Gross Modder Eiche in Rosengarten (alle in Niedersachsen) sowie in Wesenberg bei Mirow in Mecklenburg-Vorpommern besichtigt werden.

    Kontakt: Prof. Dr. Roland Vinx, Tel. 040/4123-2059, Fax 4123-2422


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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