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15.05.2007 15:22

Ananas gab's jederzeit - Ausstellung in der Würzburger Residenz

Robert Emmerich Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Die Würzburger Fürstbischöfe führten nicht gerade ein karges Dasein. Das zeigt sich sehr eindrucksvoll an ihrer prachtvollen Residenz, die heute zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. In diesem Schloss ist nun eine Ausstellung zu sehen, die ein spezielles Schlaglicht auf das Leben bei Hofe wirft. Im Mittelpunkt stehen der Hofgärtner Johann Prokop Mayer (1735-1804) und sein dreibändiges Werk zur Obstbaukunde, Pomona Franconica.

    Die Gärtner der Residenz pflegten seinerzeit im Hofgarten nicht nur alle 23 damals bekannten Rosensorten und weitere Zierpflanzen. Sie sorgten auch dafür, dass möglichst das ganze Jahr hindurch frisches Obst und Gemüse auf dem Speisetisch des Fürstbischofs landete. Zu diesem Zweck kultivierten sie allein über 80 Sorten Birnen. Hinzu kamen Äpfel, Kirschen, Pfirsiche, Zitrusfrüchte, Mispeln und mehr.

    "In Würzburg standen auch jederzeit Ananas zur Verfügung, und so etwas konnte damals nicht jeder Gärtner leisten", sagt die Kunsthistorikerin Verena Friedrich, die die Ausstellung federführend realisiert hat, über Mayers Fähigkeiten. Der Gartenkünstler wurde 1735 in Böhmen geboren. Bevor er nach Würzburg kam, hatte er unter anderem in Prag, England und Frankreich gearbeitet. Und das nicht etwa in niederer Stellung. Über seine Tätigkeit auf Schloss Brunoy zum Beispiel schrieb er: "Wie oft habe ich als Gärtnergeselle ? König Ludwig XV ? in die Treib= und Glashäuser begleitet, und Seine tiefen Kenntnisse des Pflanzenreichs und der Gärtnerey bewundern müssen."

    Die damaligen Bücher zur Obstbaukunde waren dem Gärtner Mayer von der Abbildungsqualität her eindeutig zu schlecht. Für ein besseres Buch tat er sich darum mit dem Nürnberger Verleger Wolfgang Adam Winterschmidt zusammen, dem herausragenden botanischen Buchillustrator seiner Zeit. So entstand in den Jahren 1776 bis 1801 Pomona Franconica, ein Werk, das sich mit den Obstsorten und der Obstbaumzucht beschäftigt. Namensgeberin für das Buch war Pomona, die römische Göttin des Obstsegens.

    Die Ausstellung erlaubt auch einen Vergleich mit anderen Werken der Obstbaukunde aus Mayers Zeit und danach. Das zeigt den hohen künstlerischen Rang, den die Pomona Franconica in der botanischen Buchillustration des ausgehenden 18. Jahrhunderts einnimmt. Gegen ihre mit Liebe zum Detail kolorierten Obstabbildungen wirken die anderen Zeichnungen geradezu wie Kritzeleien von Kleinkindern.

    Die Schau stellt in sechs Räumen Originalbilder aus Pomona Franconica vor. Dazu informiert sie über Leben und Werk von Johann Prokop Mayer sowie über die Gartenarchitektur und -kultur seiner Zeit am Beispiel der Würzburger Residenz. Zu sehen sind alle erhaltenen Pläne zur Neuanlage des Würzburger Hofgartens von 1773. Eine Dokumentation der damaligen Gartenplastik sowie der einzigartigen Glasparterres lässt die einstmalige Pracht der barocken Gartenkunst in Würzburg aufscheinen.

    Die Originalzeichnungen werden zur Halbzeit der Ausstellung gewechselt. Das geschieht zum einen aus konservatorischen Gründen. Zum anderen sollen die Besucher möglichst viele der Originale sehen können. Insgesamt werden der Öffentlichkeit auf diese Weise über 250 Objekte präsentiert, darunter rund zwei Drittel der Originale.

    Diese Ausstellung der Universitätsbibliothek findet in Kooperation mit dem Martin-von-Wagner-Museum der Uni und der Bayerischen Schlösserverwaltung statt - eine Premiere: "Wir schließen dafür erstmals die uns trennenden Türen auf", so Residenzverwalter Gerhard Weiler. Die Ausstellung betritt man über den Haupteingang der Residenz, sie erstreckt sich dann aber bis in die Räume des Wagner-Museums im Südflügel des Hauses, die von der Residenz her normalerweise nicht zugänglich sind.

    Die bis dahin unbekannten Originalzeichnungen zur Pomona Franconica waren vor einigen Jahren im Kunsthandel aufgetaucht. Sie gehören der Nationalen Kulturstiftung von Katar und befinden sich derzeit als befristete Leihgabe in der Würzburger Universitätsbibliothek. Jetzt werden sie erstmals und wohl auch letztmalig dem europäischen Publikum präsentiert - denn nach der Ausstellung werden sie zu ihren Besitzern auf die Arabische Halbinsel überführt.

    "Pomona Franconica - Früchte für den Fürstbischof". Ausstellung in der Würzburger Residenz, 16. Mai bis 16. September, täglich 9.00 bis 18.00 Uhr. Zu zahlen ist der Eintrittspreis für die Residenz (fünf Euro, ermäßigt vier Euro), der Besuch der Ausstellung ist dann frei.

    Der Begleitkatalog mit 256 Seiten und zahlreichen farbigen Abbildungen kostet 20 Euro. Bonitas Bauer Druck und Medien GmbH, Würzburg 2007, ISBN 978-3-9811408-1-1


    Bilder

    Diese Ausstellung macht Appetit: Birnenzeichnung aus Pomona Franconica.
    Diese Ausstellung macht Appetit: Birnenzeichnung aus Pomona Franconica.
    Foto: Robert Emmerich
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    Ausschnitt eines Plans vom Südgarten der Würzburger Residenz von 1773, vom heutigen Toscanasaal aus gesehen.
    Ausschnitt eines Plans vom Südgarten der Würzburger Residenz von 1773, vom heutigen Toscanasaal aus ...
    Foto: Robert Emmerich
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Kunst / Design, Musik / Theater, Tier / Land / Forst
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Diese Ausstellung macht Appetit: Birnenzeichnung aus Pomona Franconica.


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    Ausschnitt eines Plans vom Südgarten der Würzburger Residenz von 1773, vom heutigen Toscanasaal aus gesehen.


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