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16.05.2007 16:00

Leopoldina und weitere nationale Akademien drängen auf Energieeffizienz und nachhaltigen Klimaschutz

Prof.Dr. Jutta Schnitzer-Ungefug Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina

    Die nationalen Akademien der sieben führenden Industrieländer und Russlands (G8-Staaten) sowie der fünf Schwellenländer Brasilien, China, Indien, Mexiko und Südafrika fordern ihre Regierungen in einer gemeinsamen Erklärung im Vorfeld des G8-Gipfels 2007 in Heiligendamm auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und sich gemeinsam für die effiziente Nutzung von Energieressourcen und für einen nachhaltigen Klimaschutz einzusetzen. Die Präsidenten und Repräsentanten der G8+5-Akademien übergaben ihre Empfehlungen am 16. Mai 2007 in einer Gesprächsrunde der amtierenden Vorsitzenden der G8-Staaten, der Bundeskanzlerin Angela Merkel, in Berlin.

    Die als G8-Staaten bezeichneten führenden Industrienationen der Welt (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, Russland und USA) verbrauchen derzeit den Großteil der weltweit produzierten Energie. Der Energiebedarf steigt weiter durch die Nachfrage der Schwellenländer, insbesondere China und Indien. Der damit einhergehende CO2-Ausstoß hat zugleich dramatische Auswirkungen auf das Weltklima. Darauf haben auch die kürzlich erschienenen Berichte des UN-Klimarats (ICPP, Intergovernmental Panel on Climate Change) hingewiesen.
    Nach Ansicht der nationalen Akademien der G8-Staaten tragen die Regierungen dieser acht Länder die Hauptverantwortung dafür, den Zugang zu bezahlbarer Energie auch künftig sicherzustellen. Denn eine nachhaltige Energieversorgung ist die Grundvoraussetzung für die Sicherung des gegenwärtigen Wohlstandsniveaus. Zugleich sollten diese Länder alles tun, Technologien zu entwickeln und zur Verfügung zu stellen, mit denen Energie sehr viel effizienter genutzt werden kann, als dies gegenwärtig der Fall ist. Darüber hinaus müssen die Regierungen aber auch alles unternehmen, dem sich durch den Energieverbrauch abzeichnenden Klimawandel Einhalt zu gebieten.
    Eine wichtige und entscheidende Rolle im Zusammenspiel zwischen effizienter Energienutzung und Vermeidung klimaschädigender Emissionen kommt aber auch künftig den Schwellenländern Brasilien, China, Indien, Mexiko und Südafrika zu. Deren Bedarf an Energie wächst sprunghaft und ermöglicht damit eine Steigerung des Wohlstands in diesen Regionen der Welt. Damit einher geht jedoch die Sorge, dass diese Schwellenländer den Klimawandel noch weiter beschleunigen. Deshalb müssen Industrienationen und Schwellenländer gemeinsam Strategien entwickeln, trotz steigendem Energiebedarf dem Klimawandel nachhaltig zu begegnen, um Wachstum und Wohlergehen aller Nationen und ihrer Menschen langfristig zu ermöglichen.
    Um sich zu diesem weltweit drängenden Themenkomplex abzustimmen, trafen sich im März 2007 die Präsidenten und weitere Repräsentanten von Akademien aus den G8-Staaten und der fünf genannten Schwellenländer (G8+5-Akademien) sowie der Vorsitzende des Netzwerks der afrikanischen Akademien (Network of African Science Academies, NASAC). Sie folgten einer Einladung des Präsidenten der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, Professor Dr. Volker ter Meulen, an den Sitzort der Leopoldina in Halle (Saale). Gemeinsam formulierten die Vertreter der G8+5-Akademien bei ihrem zweitägigen Treffen Empfehlungen, die an die jeweiligen Regierungen im Vorfeld des G8-Gipfels 2007 herangetragen werden sollen.
    Diese Empfehlungen werden unter dem Titel "Joint science academies' statement on growth and responsibility: sustainability, energy efficiency and climate protection" (Gemeinsame Erklärung der Akademien der Wissenschaften zu Wachstum und Verantwortung: Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Klimaschutz) veröffentlicht. Sie sind auf der Homepage der Leopoldina ausführlich nachzulesen: http://www.leopoldina-halle.de/energy-climate.pdf
    Die Kernpunkte der Empfehlungen an die Regierungen der G8+5-Staaten sind:
    o Entwicklung gemeinsamer Strategien und Instrumente zur effizienten Nutzung von Energie für Gebäude, Motoren, Transportsysteme und Stromerzeugung,
    o Aufklärung der Bevölkerung zu sparsamer Energienutzung und in Sachen Klimafragen,
    o Eindämmung der weiteren Abholzung der Wälder,
    o Verstärkung des ökonomischen und technologischen Wissensaustauschs zwischen den Industrienationen und den Schwellen- bzw. Entwicklungsländern, damit diese von effizienten, modernen Technologien profitieren können,
    o vermehrte Förderung von Wissenschaft und Technologien, die der Energieeffizienz, der Entwicklung weiterer CO2-armer Energieträger und der Entfernung des CO2 aus der Umwelt dienen.
    Nach Ansicht der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina sollte Deutschland mit seinem Know-how auf diesen Gebieten eine führende Rolle übernehmen.
    Die Unterzeichner der Statements sind die Präsidenten folgender Akademien:
    Für die G8-Staaten:
    o Deutschland: Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina
    o Frankreich: Académie des Sciences
    o Großbritannien: The Royal Society
    o Italien: Accademia Nazionale dei Lincei
    o Japan: Science Council of Japan
    o Kanada: RSC, The Academies of Arts, Humanities and Sciences of Canada
    o Russland: Russian Academy of Sciences, RAS
    o Vereinigte Staaten von Amerika: National Academy of Sciences
    Für die fünf Schwellenländer:
    o Brasilien: Academia Brasileira de Ciéncias
    o China: Chinese Academy of Sciences
    o Indien: Indian National Science Academy
    o Mexiko: Mexican Academy of Sciences
    o Südafrika: Academy of Science of South Africa

    Das Netzwerk der afrikanischen Akademien (NASAC) hat sich diesen Empfehlungen ebenfalls angeschlossen.
    Zeitgleich zur Veröffentlichung der Empfehlungen zur Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und zum Klimaschutz veröffentlichen die G8+5-Akademien im Vorfeld des G8-Gipfels in Heiligendamm 2007 auch Empfehlungen zum Schutz des geistigen Eigentums. Diese sind unter dem Titel "Joint science academies' statement on growth and responsibility: the promotion and protection of innovation" ebenfalls auf der Homepage der Leopoldina verfügbar: http://www.leopoldina-halle.de/innovation.pdf
    Im Jahr 2008 wird Japan Gastgeber des G8-Gipfels sein. Dann werden sich Vertreter der nationalen Akademien beim Science Council of Japan, SCJ, in Tokio treffen, um Empfehlungen an die jeweiligen Regierungen zu formulieren.

    Zur Akademie Leopoldina
    Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina (gegründet 1652 in Schweinfurt) mit Sitz in Halle an der Saale (seit 1878) ist eine überregionale Gelehrtengesellschaft mit gemeinnützigen Aufgaben und Zielen. Sie fördert inter- und transdisziplinäre Diskussionen durch öffentliche Symposien, Meetings, Vorträge, die Arbeit von Arbeitsgruppen, verbreitet wissenschaftliche Erkenntnisse, berät die Öffentlichkeit und politisch Verantwortliche durch Stellungnahmen zu gesellschaftlich relevanten Themen, fördert junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, und sie betreibt wissenschaftshistorische Forschung. Der Leopoldina gehören etwa 1250 Mitglieder in aller Welt an. Drei Viertel der Mitglieder kommen aus den Stammländern Deutschland, Schweiz und Österreich, ein Viertel aus weiteren ca. 30 Ländern.
    Zu Mitgliedern werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus medizinischen und naturwissenschaftlichen Disziplinen sowie aus den Kultur-, den Technik-, den empirischen Geistes-, Verhaltens- und Sozialwissenschaften gewählt, die sich durch bedeutende Leistungen ausgezeichnet haben. Unter den derzeit lebenden Nobelpreisträgern sind 33 Mitglieder der Leopoldina.
    Die Leopoldina erhält ihre finanziellen Zuwendungen für die satzungsgemäßen Aufgaben zu 80 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und zu 20 Prozent vom Sitzland Sachsen-Anhalt.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Gesellschaft, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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