Deutsch-Japanisches Treffen zur Kernenergie
Hochrangige Fachleute der Kerntechnik aus Japan und Deutschland haben sich am 18. und 19. Mai in Hannover getroffen, um den Stand der Kerntechnik in beiden Ländern zu erörtern. Teilnehmer waren mehr als 30 Vertreter aus der Industrie, von Kraftwerksbetreibern, aus Forschung und Verwaltung. Das "Deutsch-Japanische Treffen zur Kernenergie" fand seit seiner Gründung im Jahr 1980 zum vierzehnten Mal statt.
In offen geführten, informellen Gesprächen erörterte die Expertengruppe die inzwischen stark voneinander abweichenden energiepolitischen Standpunkte beider Länder, die in früheren Jahren weitgehend übereinstimmten. Vertreter Japans informierten über die andauernde Ausweitung der Kernkraft in Japan, wo die bereits bestehenden mehr als 51 Kernkraftwerke noch um weitere 13 ergänzt werden sollen. In vollem Gange ist außerdem der Aufbau des nuklearen Brennstoffkreislaufs, einschließlich der Errichtung einer Wiederaufarbeitungsanlage und eines umfassenden Abfallbehandlungskonzepts.
Aufgrund der wirtschaftlichen Vorteile und der bedenklichen Auswirkungen anderer Energiequellen auf das Weltklima sieht Japan keine Alternative zur Nutzung der Kernkraft. Übereinstimmung herrschte darin, dass diese Gründe uneingeschränkt auch für Deutschland gelten. Insbesondere ist man sich einig, dass Kernkraft nach wie vor die wirtschaftlichste Energiequelle für den Grundlastbetrieb in Deutschland ist, gerade unter den Bedingungen eines durch die Liberalisierung des Strommarktes verschärften Wettbewerbs.
Die japanischen Experten warfen die Frage auf, wie Deutschland den im Abkommen von Kyoto eingegangenen Verpflichtungen zur Reduzierung des Ausstoßes von Treibhausgasen angesichts der Ersetzung von Kernkraft durch CO2-ausstoßende Energiequellen nachkommen will. In Anbetracht des Fehlens einer umfassenden Energiepolitik in Deutschland musste diese Frage offen bleiben. Andere Diskussionsthemen des Forums waren die Auswirkungen der liberalisierten Strommärkte sowie Sicherheitsaspekte und Abfallbehandlung.
Als Fazit gaben die versammelten Fachleute der Hoffnung Ausdruck, dass die Politik des "Atomausstiegs" - ein Ausdruck, der bereits Eingang in das Japanische gefunden hat - sobald wie möglich revidiert werden wird. Nach dem Treffen, das vom Forschungszentrum Karlsruhe und der PreussenElektra organisiert wurde, besichtigte die Gruppe den Salzstock in Gorleben, über dessen Zukunft bei den Konsensgesprächen zwischen der Bundesregierung und den Kraftwerksbetreibern derzeit verhandelt wird.
Joachim Hoffmann 19. Mai 2000
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Elektrotechnik, Energie, Maschinenbau, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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