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16.07.1997 00:00

Deutscher Erdbebeneinsatz in Venezuela

Dipl.Met. Franz Ossing Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
GeoForschungsZentrum Potsdam

    Deutscher Erdbebeneinsatz in Venezuela

    Task Force Erdbeben: wissenschaftliche Hilfe bei Naturkatastrophen

    GFZ Potsdam - Nach dem schweren Erdbeben vom 9. 7. in Venezuela machte sich Dienstagnacht eine Gruppe von Experten des GeoForschungsZentrums Potsdam ( GFZ) auf den Weg in das Katastrophengebiet an der Nordkueste des Landes. Diese 'Task Force Erdbeben' besteht aus vier Wissenschaftlern des GFZ und drei Bauingenieuren der Bauhaus-Universitaet Weimar. Insgesamt sieben Kubikmeter an Geraet mit einem Gewicht von 2,7 Tonnen nehmen die Wissenschaftler mit. Durch Untersuchung der Nachbeben und der Deformation der Erdkruste sollen Rueckschluesse auf den Bebenmechanismus gezogen werden. Aus diesen Informationen lassen sich Massnahmen zur Verminderung von Schaeden bei zukuenftigen Beben ableiten. Das Beben vom Mittwoch vergangener Woche mit einer Magnitude von 6,9 hat nach venezolanischen Angaben ueber 70 Todesopfer gefordert.

    Prof. Jochen Zschau, Direktor des Aufgabenbereiches 'Physik des Erdkoerpers und Desasterforschung' am GFZ und Leiter der Task Force Gruppe weist darauf hin, dass bei diesem Task Force-Einsatz erstmals eine Kombination von seismischen Untersuchungen der Nachbeben und satellitengestuetzter Vermessung der mit dem Erdbeben einhergehenden Deformation der Erdkruste stattfindet. Eine solche Verbindung von geophysikalischen und geodaetischen Verfahren kann einige bisher ungeloeste Probleme bei der Abschaetzung aktueller und zukuenftiger Erdbebengefahren entschluesseln helfen. Wie Zschau in seinem Schreiben an den deutschen Botschafter in Venezuela mitteilte, sollen die drei Bauingenieure die Wirkung des Erdbebens auf Bauwerke untersuchen und Hilfestellung bei der zukuenftigen erdbebensicheren Bauweise geben.

    Direkt nach der Ankunft in Caracas/Venezuela werden die Wissenschaftler und ihre Ausruestung mit einer Militaermaschine an ihren Einsatzort in Nordvenezuela gebracht. Dem Einsatz ging eine Bitte des venezolanischen Instituts fuer seismologische Forschungen voraus, mit der das GFZ ein entsprechendes Abkommen hat. Zusammen mit den Botschaften beider Laender sowie der Seismologischen Abteilung der Universitaet von Caracas wurde der Einsatz unbuerokratisch und schnell vorbereitet.

    Die Task Force Erdbeben stellt einen deutschen Beitrag zur 'Internationalen Dekade fuer Katastrophenvorbeugung' (International Decade for Natural Disaster Reduction IDNDR) der UNO dar und untersucht die bei und nach Katastrophenbeben ablaufenden geophysikalischen Prozesse. Einen weiteren Schwerpunkt stellt die Untersuchung angewandter Fragestellungen dar. Es wird versucht, die gesamte Wirkungskette vom Bruchprozess im Bebenherd ueber die Wellenausbreitung bis zur Schadensentstehung zu verstehen. Dadurch wird es moeglich, Vorschlaege abzuleiten, wie durch Vorsorgemassnahmen die Zahl der Opfer und das Ausmass der Schaeden bei zukuenftigen Beben verringert werden koennen. Ausserdem kann durch die Schadensanalyse und die seismologische UEberwachung des betroffenen Gebietes effektive Soforthilfe im Katastrophenfall geleistet werden. Die Deutsche Task Force Erdbeben hat ihren Sitz im GFZ Potsdam. Sie kooperierert mit verschiedensten Einrichtungen aus Wissenschaft, Wirtschaft und humanitaeren Organisationen. Die Finanzierung erfolgt weitgehend ueber das Bundesforschungsministerium. Hauptsponsor aus der Wirtschaft ist die Hannover Rueck. Das Deutsche IDNDR-Komitee steht unter Vorsitz des frueheren Bremer Buergermeisters Hans Koschnik und koordiniert von deutscher Seite die Aufgaben dieser UN-Initiative zur Verminderung der Auswirkungen von Naturkatastrophen.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Meer / Klima, Politik, Recht, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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