Medizin- und Zahnmedizinstudenten danken ihren Körperspendern in einer Feierstunde im Dom St. Nicolai am 26. Mai 2000 und pflanzen danach einen Baum auf dem Urnenfeld der Anatomie
Als lehrintensivstes Fach in der Medizin gilt die Anatomie; über die Hälfte der Ausbildung dort ist praktisch. Und das heißt am Mikroskop und vor allem am Präpariertisch mit toten Menschen.
Jedes Jahr vermachen sich Menschen in Deutschland Anatomieinstituten, um die Ausbildung der Human- und Zahnmediziner und, in Greifswald, auch der Humanbiologen sicherzustellen. Einmal im Jahr danken die Studenten »ihren« Körperspendern in einer würdigen Feier im Greifswalder Dom St. Nicolai, das nächste Mal am 26. Mai 2000 um 9 Uhr 30.
Als Motto wählten sich die Studenten »...werde ich dich pflanzen, daß du weiterwächst«. Bisher stellten sie für jeden Toten eine Kerze auf den Altar; diesmal pflanzen sie auf dem Urnenfeld im Alten Friedhof in Greifswald einen Baum.
Es gibt Universitäten, die ihre Mediziner ohne praktische Anatomie ausbilden. Es gibt Universitäten wie Lund in Schweden, die den Weg von der Körperausbildung rein am Computer zurück in den Präpariersaal suchen. In Greifswald mit seinem perfekt renovierten Institut von 1855 ist der Weg gerade gewesen. So lachhaft das klingen mag - hier lernen die Studenten, auf Anhieb zu sagen, wo am Körper rechts und links ist. Sie lernen, wie sich ein Organ anfühlt. Sie lernen auch, wie tief das Herz sitzt und wo im Leben die Leber schmerzt.
Außer den Studenten dienen die Körperspender nach ihrem Tod jährlich zehn Fortbildungskursen - der Frauenärzte wie der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, der Neurochirurgen und Orthopäden. Hier können fertige Ärzte neue Fertigkeiten lernen, um Kunstfehler auszuschließen und Kranken zu helfen.
»Der Tod dient dem Leben«, steht auf der Steele auf dem Greifswalder Urnenfeld. Dort werden die Körperspender nach ihrer Einäscherung beerdigt. Sie alle haben, als sie noch lebten, einen Vermächtnisvertrag mit der Universität Greifswald abgeschlossen, den nur sie bis zu ihrem Tod widerrufen können. Geld erhalten sie für den Vertrag nicht, aber ein langes Gedenken und am Ende eine Feier.
Manche wollen sich spenden, um der Wissenschaft zu dienen - ohne die jährlich 16 bis 20 Spender könnte an einer Uni wie Greifswald der Unterricht nicht abgehalten werden. Andere wollen nach ihrem Tod ihren Angehörigen nicht zur Last fallen; einige haben scheinbar keine Angehörigen. Jedes Jahr im Dom zeigt sich, daß sie die Studentinnen und Studenten sehr geachtet haben.
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Prof. Dr. Jochen Fanghänel und Ing. Maria Morning,
Institut für Anatomie der Universität, Loeffler-Str. 23, 17487 Greifswald,
Tel. 03834-86-5300, Fax 03834-86-5302
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
regional
Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
Deutsch
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