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29.05.2007 09:52

Rechte Glatzen - eine Studie über Rechtsextremismus

Diplom-Übersetzerin (FH) Cornelia Mack Referentin für Öffentlichkeitsarbeit und Marketing
Hochschule Esslingen

    Der baseballkeulenschwingende Glatzkopf in Bomberjacke und Springerstiefeln personifiziert in der öffentlichen Meinung das Problem des Rechtsextremismus wie kaum jemand sonst. Dennoch ist über den Zusammenhang von Skinheadsein und rechtsextremer Orientierung wissenschaftlich fast nichts bekannt.

    In der Studie von Prof. Dr. Kurt Möller und Nils Schumacher werden rechtsextrem orientierte Skinheads und ehemalige Skinheads über drei Jahre hinweg in ihrer Entwicklung unter die Lupe genommen. Auf der Basis von Wiederholungsbefragungen mittels ausführlicher Interviews zeigt die Untersuchung auf, wie und warum Skinheads zu einer rechtsextremen Auffassung gelangen, wieso sie diese beibehalten, unter welchen Bedingungen sie sie ggf. wieder ablegen und in welcher Weise Skin-Kultur und politische Orientierung sich beeinflussen.

    Zu den zentralen Ergebnissen des in seiner Themenstellung und Anlage bundesweit bislang einzigartigen Forschungsprojekts gehört,
    o dass Skins immer weniger als solche durch ihr Outfit zu erkennen sind,
    o rechtsextreme Orientierungen und Symboliken zunehmend auch in andere Jugendkulturen einwandern,
    o rechtsextreme Haltungen immer stärker in den Bereich politisch akzeptierter Einstellungen rücken,
    o gleichzeitig der Anteil der Gewaltbereiten im rechtsextremen Spektrum sich in den letzten Jahren vervielfacht hat und
    o nicht nur politisch verbrämte jugendliche Rebellion junge Leute zu 'Rechten' werden lässt, sondern vor allem das Gefühl eigener Desintegration und Missachtung, das Erleben von Konkurrenz mit Migranten und das Aufwachsen in einem menschenfeindlich geprägten Umfeld Anfälligkeiten produziert.

    Möllers Fazit: "Das Problem des sogenannten "'jugendlichen Rechtsextremismus" erledigt sich keineswegs von selbst. Weder wachsen die Jugendlichen einfach aus solchen Orientierungszusammenhängen heraus, noch lösen sich mit der Zeit rechte Jugendkulturen rückstandslos auf. Abwarten löst das Problem 'Rechtsextremismus' nicht. Denn es ist strukturell verankert. Es bedarf deshalb weit reichender politischer und gesellschaftlicher Anstrengungen und stärker aufsuchender pädagogischer Unterstützungsangebote, um nachhaltig Ausstiege zu bewirken."

    Die Studie benennt als Konsequenzen, was im Einzelnen in Bezug auf Politik, Pädagogik und Soziale Arbeit in Feldern wie Schule, Familienbildung und Jugend- bzw. Sozialarbeit zu tun ist, um die Ursachen von Wendung nach rechts abzubauen und Weichenstellungen bei rechtsextrem Gefährdeten und Orientierten in Richtung auf demokratische Haltungen vornehmen zu können.

    Kurt Möller, Nils Schuhmacher:
    Rechte Glatzen. Rechtsextreme Orientierungs- und Szenezusammenhänge - Einstiegs-, Verbleibs- und Ausstiegsprozesse von Skinheads.
    Wiesbaden: VS-Verlag 2007. 568 S. mit 47 Abb. u. 3 Tab. Br. EUR 39,90 - ISBN 978-3-531-14709-3

    Prof. Dr. Kurt Möller ist Hochschullehrer für Soziale Arbeit an der Hochschule Esslingen und Privatdozent an der Universität Bielefeld.
    Nils Schuhmacher ist Diplom-Politologe und Diplom-Kriminologe und lebt in Hamburg.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Politik, Psychologie, Recht
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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