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31.05.2007 13:56

Vorsicht: Grillunfälle!

Stefan Zorn Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Medizinische Hochschule Hannover

    MHH und Deutsche Gesellschaft für Verbrennungsmedizin erklären, worauf jeder achten sollte

    Sommerzeit - Grillzeit: Allein in Deutschland werden pro Jahr bis zu 100 Millionen Grillfeuer entfacht. Viel zu oft werden jedoch die Gefahren dieses weltweit beliebten Freizeitvergnügens übersehen.
    "Aus Leichtsinn, Unkenntnis oder wegen ungeeigneter Gerätschaften kommt es bundesweit jedes Jahr zu 2000 bis 3000 Grillunfällen, etwa 500 Patienten erleiden schwere Verbrennungen mit bleibenden Schäden, sagt Professor Dr. Peter Vogt, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin (DGV) und Direktor der Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).

    Allein im vergangenen Sommer mussten im Zentrum für Schwerbrandverletzte der MHH ebenso wie in anderen Deutschen Verbrennungszentren zahlreiche Opfer von Grillunfällen mit zum Teil schweren Verbrennungen behandelt werden.

    "Das Grillen ist eine viel zu häufig unterschätzte und kaum beachtete Ursache für Verbrennungen", betont Dr. Andreas Gohritz aus der MHH-Abteilung Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie. In einer neuen Studie, die demnächst in der Fachzeitschrift "Burns" erscheinen wird, hat er 58 Grillunfälle analysiert, deren Opfer in den vergangenen elf Jahren auf Brandverletzten-Intensivstation der MHH behandelt werden mussten. Bei den Patienten, vorwiegend jungen Männern, war im Durchschnitt mehr als 20 Prozent der Haut verbrannt, einmal sogar zwei Drittel der Körperoberfläche. Die Dauer der Intensivbehandlung betrug zwischen 15 und 68 Tage. "Von den Verbrennungen besonders betroffen waren die schwierig zu rekonstruierenden Areale von Gesicht, Händen und Dekolleté-Bereich," erläutert Dr. Gohritz.

    In 75 Prozent der Fälle waren Brandbeschleuniger im Spiel. "Den meisten Menschen ist nicht klar, wie katastrophal der Umgang mit Spiritus oder Benzin enden kann", sagt der Mediziner. Aufgrund ihrer besonderen physikalischen Eigenschaften verdunsten sie zu leicht entflammbaren, unter bestimmten Umständen hochexplosiven Dampf-Luft-Gemischen. Bei der schlagartigen Verbrennung einer Spiritusdampf-Glocke kann eine riesige Feuerwand mit Temperaturen von 1000 bis 1800 Grad Celsius entstehen. Oft trifft die Stichflamme nicht die unmittelbaren Akteure, sondern Beistehende, zum Beispiel Kinder oder Partygäste, die lebenslang entstellt oder funktionell beeinträchtigt bleiben können.

    Drei Patienten starben an ihren Verletzungen, zweimal war ein Inhalationstrauma, eine Schädigung der Atemwege durch Hitze und giftige Verbrennungsprodukte, auswärts übersehen worden und die Verlegung in die Spezialabteilung verspätet erfolgt. "Alle Patienten mit Verdacht auf eine Schädigung der Atemwege, vor allem bei Gesichtsverbrennung mit Stichflammen, müssen sofort in ein Verbrennungszentrum", warnt Professor Vogt.

    Die Deutsche Gesellschaft für Verbrennungsmedizin empfiehlt daher:

    1. Benutzen Sie keine flüssigen Brandbeschleuniger, aber auch keine gelartige Grillpasten! Wird etwa Spiritus in die Glut oder das Feuer nachgegossen, kann durch den Flammenrückschlag der Behälter explodieren und aus der Hand gerissen werden.

    2. Stellen Sie den Grill kippsicher im Windschatten auf! So vermeiden Sie Stichflammen durch Luftböen.

    3. Verwenden Sie Schutzhandschuhe und lange Grillzangen!

    4. Kinder dürfen nicht in der Nähe des Grills spielen! Der Sicherheitsabstand sollte mindestens drei Meter betragen.

    5. Halten Sie immer Löschmittel bereit! Ein Eimer mit Wasser, Sand, eine Löschdecke oder ein Feuerlöscher gehören griffbereit zum Grillen dazu. Um entflammte Kleidung zu löschen, wird das Opfer auf dem Boden gerollt.

    6. Sollte Fett in Brand geraten, löschen Sie es nicht mit Wasser, sondern durch Abdecken!

    Weitere Informationen zum Thema Grillunfälle, aber auch allgemein zur Behandlung von Brandverletzungen gibt Ihnen gern Professor Dr. Peter Vogt, Telefon (0511) 532-8864, vogt.peter@mh-hannover.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Organisatorisches
    Deutsch


     

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