Rainer Eising als Professor für Europäische Studien an die Universität Jena berufen
Jena (31.05.07) Nicht nur mit den Debatten um die Europäische Verfassung, die EU-Osterweiterung oder einen möglichen Beitritt der Türkei zum Kreis der EU-Mitgliedsstaaten sorgt die Europäische Union immer wieder für Schlagzeilen. Häufig sind es auch Regelungen mit so klangvollen Namen wie "Schokoladen-" oder "Legehennenrichtlinie", die nicht nur in Brüssel heftig diskutiert werden. "Das zeigt die wachsende Bedeutung europäischer Politik", sagt Prof. Dr. Rainer Eising von der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Wer die Inhalte solcher Richtlinien festlegt, so macht der neu berufene Professor für Europäische Studien deutlich, nimmt praktisch auf den gesamten europäischen Markt und auch auf die internationale Position der EU Einfluss. "Aber anders als in den Mitgliedstaaten sind in der EU nicht unbedingt die politischen Parteien die zentralen Akteure", macht der Politikwissenschaftler deutlich. "Stattdessen nehmen dort die Verflechtungen der EU-Institutionen mit nationalen Regierungen und Verwaltungen sowie verschiedensten außerparlamentarischen Interessengruppen einen sehr hohen Stellenwert ein."
Prof. Eising untersucht, wie die dynamische Entwicklung der EU-Institutionen das demokratische Regieren in Europa verändert. Dabei nimmt der 42-Jährige vor allem das Agieren von Interessenorganisationen wie Wirtschaftsverbänden oder Großunternehmen unter die Lupe. "Wie passen diese Organisationen ihre Lobbyarbeit an die Politik der EU an und wie verändern sich etablierte Prozesse der politischen Interessenvermittlung in den einzelnen Staaten?", nennt er exemplarische Fragestellungen seiner Forschungsarbeit.
In seiner Habilitationsarbeit, die der gebürtige Münsterländer im vergangenen Jahr an der FernUniversität in Hagen abschloss, untersuchte er die Lobbyarbeit von über 800 britischen, französischen und deutschen Verbänden und Firmen. "Bis in die 1970er Jahre hinein haben selbst große Unternehmen fast ausschließlich in nationalen Dimensionen gedacht", so sein Fazit. "Mit dem Zuwachs von Befugnissen der europäischen Institutionen und der Abschwächung der Vetomöglichkeiten der Mitgliedstaaten setzte sich aber immer mehr die Erkenntnis durch, dass Wirtschaftsinteressen auch der direkten Repräsentation in Brüssel bedürfen."
Ob und wie dieser Trend die demokratischen Gesellschaften in Europa und insbesondere das Zusammenspiel von Parteien, Interessengruppen und sozialen Bewegungen beeinflusst, darin sieht Prof. Eising eine der spannenden Fragen seines Fachgebietes. Seinen Schwerpunkt bringt der neue Jenaer Professor in das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Graduiertenkolleg "Kulturelle Orientierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa" ein. Prof. Eising ist Mitbetreuer des Kollegs, das seit vergangenem Herbst das Spannungsverhältnis der südosteuropäischen Länder zwischen ihrer Annäherung an Europa und dem Fortwirken traditioneller Eigenständigkeit untersucht. Außerdem koordiniert er gemeinsam mit einem belgischen Kollegen gegenwärtig zwei Forschungsprojekte im EU-Exzellenznetzwerk CONNEX ("Connecting Excellence on Governance in Europe"), dem ca. 170 Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen angehören.
Rainer Eising hat neben Politik- auch Verwaltungswissenschaft in Konstanz, Amherst (USA) und New York (USA) studiert. Anschließend war er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Mannheim tätig, wo er 1999 mit einer Arbeit zur Liberalisierung des deutschen Strommarktes promovierte. Es folgten Aufenthalte als wissenschaftlicher Assistent in Halle/Saale und als Jean-Monnet-Fellow in Florenz. Im Jahr 2000 wechselte Eising dann an die FernUniversität Hagen, von wo aus er nach einem Jahr kommissarischer Vertretung der Europäischen Studien dem Ruf an die Friedrich-Schiller-Universität folgte.
Kontakt:
Prof. Dr. Rainer Eising
Institut für Politikwissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Carl-Zeiß-Straße 3, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945431
E-Mail: Rainer.Eising[at]uni-jena.de
Prof. Dr. Rainer Eising von der Universität Jena.
Foto: Günther/FSU-Fotozentrum
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Politik, Recht
regional
Personalia
Deutsch
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