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06.06.2007 18:54

Braucht unsere Entwicklungshilfe eine "neue Architektur"?

Christel Lauterbach Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Justus-Liebig-Universität Gießen

    Podiumsdiskussion zum 80. Geburtstags von Prof. Dr. Heinz-Ulrich Thimm

    Anlässlich des 80. Geburtstags von Prof. Dr. Heinz-Ulrich Thimm lädt das Institut für Agrarpolitik und Markforschung der Justus-Liebig-Universität ein zu einer Podiumsdiskussion zum Thema: Braucht unsere Entwicklungshilfe eine "neue Architektur"? - Folgerungen aus der "Paris Declaration" für GTZ, NGOs, Privatsektor und Wissenschaft. Teilnehmer dieser hochaktuellen Diskussionsrunde sind Dr. Petra Stremplat-Platte (GTZ), Dr. Hans-Joachim Preuß (Welthungerhilfe), Dipl. Ing. agr. Anselm Elles (AFC-Consulting) und Dr. Friederike Bellin-Sesay (Universität Gießen). Die Diskussion wird von Prof. Dr. Heinz-Ulrich Thimm geleitet, der im Übrigen diese Form der Ausgestaltung für seine "Geburtstagsfeier" gewünscht hat. Die Podiumsdiskussion findet statt am Freitag, den 8. Juni 2007. Beginn: 14.00 Uhr. Veranstaltungsort ist die Alte UB (Bismarckstraße 37, 35390 Gießen).

    Die Frage der "Architektur" der Entwicklungshilfe hat Prof. Thimm bereits während seiner aktiven Jahre an der Justus-Liebig-Universität Gießen sehr beschäftigt. Er war sowohl persönlich als auch nachfolgend über seine ehemaligen Doktoranden maßgeblich an Innovationsprozessen zur Ausgestaltung der Entwicklungshilfe beteiligt.

    Entwicklungszusammenarbeit hat sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr in Richtung einer Involvierung der Geber in gesellschaftliche und soziale Strukturen und damit weg von einer rein finanziellen und personellen Hilfe sowie von Nothilfe und Projekthilfe ausgerichtet. Die Diskussion wird sich um folgende Fragen drehen: Ist es sinnvoller, Entwicklungshilfe von staatlichen oder halbstaatlichen Organisationen wie der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) oder durch private Träger (Consulting; Beratungsunternehmen) durchführen zu lassen? Wie kann die Qualität der Entwicklungshilfe - beispielsweise durch Arbeitsteilung und sich ergänzende Aktivitäten - gesteigert werden? Diese Fragen sind zwar nicht neu, aber Sie haben durch die "Paris-Deklaration", in der eine wesentlich stärker partizipative Form von Entwicklungshilfe angemahnt wird, noch an Relevanz gewonnen.

    Die "Paris Declaration on Aid Effectiviness" aus dem Jahr 2005 wird seit ihrer Veröffentlichung im Wesentlichen diskutiert als eine Absichtserklärung von Entwicklungsländern sowie Geberländern und -organisationen, sich endlich der Frage nach der Qualität der Entwicklungshilfe stärker zu stellen. Die "Paris-Deklaration" entstand aus einer weit verbreiteten Unzufriedenheit mit den Ergebnissen bisheriger Entwicklungszusammenarbeit. Sie wendet sich hauptsächlich an staatliches Handeln auf beiden Seiten, übersieht aber fast völlig die Handlungsfelder, die sich inzwischen in den vielen Zivilgesellschaften der Nehmer- und Geberländer umfangreich und auf hohem Niveau aufgetan haben. Bei dieser Podiumsdiskussion werden daher gleichrangig die staatlichen und die nicht-staatlichen Aktivitäten nach Qualitätsgesichtspunkten erörtert, und es wird gefragt, welche unterschiedlichen Akteure in der Entwicklungszusammenarbeit was, wann, wo und wie am besten machen, um die höchste Qualität der Entwicklungshilfe zu erreichen.

    Mit der Paris-Deklaration verbinden sich auch Schlagworte wie Gute Regierungsarbeit (Good Goverance), Ownership Creation (Eigenbeteilung und -schaffung), Participation (Bürgerbeteiligung), Dezentralisierung, Capacity Building (Ausbildung) und Civil-Society Creation (Schaffung einer Zivilgesellschaft). Es wird also ein weites Spektrum an Themen zu aktuellen Strategien der Geber und Nehmer im Sinne einer Verbesserung der Entwicklungszusammenarbeit angesprochen werden. Diese und weitere hochaktuelle Fragen, wie beispielsweise die Afrika-Initiative beim G8-Gipfel in Heiligendamm, sollen bei dieser Gelegenheit diskutiert werden.

    Prof. em. Dr. Heinz-Ulrich Thimm, geb. am 25. April 1927 in Stettin/Pommern, studierte in Kiel, Wien und in den USA Landwirtschaft, wurde in Kiel promoviert und habilitierte sich in München-Weihenstephan. 1967 wurde er an die Justus-Liebig-Universität Gießen berufen. Seine Lehr- und Forschungsgebiete waren Agrarpolitik und Landwirtschaftliche Marktlehre, später mit der Ausrichtung auf Welternährungsfragen und Entwicklungsländer. Von 1970 bis 1974 war er beurlaubt zum Aufbau eines "Department of Agricultural Economics" an der neu entstandenen Universität in Nairobi, Kenia. Die Verleihung des Entwicklungsländerpreises der Universität Gießen, die inzwischen alle zwei Jahre in Zusammenarbeit mit der KfW Entwicklungsbank, Frankfurt/Main erfolgt, seit 1982 geht auf die Initiative von Prof. Thimm zurück. Im September 1994 wurde er emeritiert.

    Kontakt:

    Prof. Dr. Ernst-August Nuppenau
    Institut für Agrarpolitik und Marktforschung
    Dietzstraße 15, 35390 Gießen
    Telefon: 0641 99-37022
    E-Mail: Ernst-August.Nuppenau@agrar.uni-giessen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Gesellschaft, Meer / Klima, Politik, Recht, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Personalia
    Deutsch


     

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