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11.06.2007 15:10

Weltweit erste randomisierte Phase III-Studie belegt Wirksamkeit der regionalen Hyperthermie in Kombination mit Chemotherapie bei Sarkomen

Philipp Kressirer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Klinikum der Universität München

    Erhöhte Körpertemperaturen versetzen Zellen in Stress, auch Tumorzellen: Werden diese mit Hilfe elektromagnetischer Wellen auf 40-44°C erwärmt, beginnt ab 42°C das kollektive Absterben der Zellen. Temperaturen über 40°C machen Tumorzellen angreifbarer für natürliche Abwehrprozesse und Strahlen- oder Chemotherapie. "Aufgrund des Abtransports von Wärme aus gut durchbluteten Stellen können wir den Tumor zwar nicht gleichmäßig erhitzen", erläutert Professor Rolf Issels, Leiter der Klinischen Kooperationsgruppe (KKG) Hyperthermie. "Die gut durchbluteten Bereiche werden aber dafür von Zytostatika besonders gut erreicht."

    Issels begann als einer der Pioniere auf diesem Gebiet erstmals 1986 mit seinen Arbeiten zum Nutzen der regionalen Tiefenhyperthermie (RHT) für die Krebstherapie. Die RHT wurde als Behandlungsmethode im Rahmen eines Modellvorhabens mit definierten Indikationen von den Krankenkassen seit 1993 anerkannt. Als einer der Modelltumoren dienten Issels von Anfang an Weichteil- und Knochentumore, die vom Binde- und Stützgewebe ausgehen und als Sarkome bezeichnet werden. 1999 wurde die KKG "Tumortherapie durch Hyperthermie" erweitert, deren wissenschaftliche Zielsetzung sowohl die klinische Forschung zur Tiefenhyperthermie als auch biologische Forschungsthemen auf dem Gebiet der Immunologie und der Zellbiologie beinhaltet.

    Im klinischen Bereich interessierte Issels und seine Mitarbeiter besonders, wann ein bestimmtes Weichteilsarkom (STS) durch die Kombination von Hyperthermie mit anderen Therapiemethoden besser behandelbar ist. An Hochrisiko-Weichteilsarkom-Patienten wurde letztendlich 1998 eine Phase III Studie begonnen, die zeigen soll, ob bei diesen tief lokalisierten, großen Tumoren die Kombination von Hyperthermie und Chemotherapie neben Operation und Bestrahlung die Heilungschancen im Vergleich zur Chemotherapie verbessert. Eine vorangegangene Phase II - Studie brachte hierzu ermutigende Ergebnisse: Es zeigte sich, dass Patienten, die auf die Hyperthermiebehandlung ansprechen, eine signifikant höhere Chance haben, nach einem Zeitraum von fünf Jahren tumorfrei zu leben.
    Issels übertrug das bei den Sarkomen erworbene Wissen mittlerweile auch auf den Dickdarmkrebs und zuletzt auf das Pankreaskarzinom im lokoregional fortgeschrittenen Stadium. Auch hier wird untersucht, ob die Kombination von Chemotherapie und Hyperthermie den Therapieerfolg verbessert. Für ausgedehnte oder auch metastasierte Tumoren im Bauch und im Becken besitzt die KKG ein Hybridsystem, das aus dem Hyperthermiegerät (BSD 2000) und einem Kernspintomographen besteht. Liegt der Patient im Gerät, kann mit diesem System der gesamte Bereich vom Becken bis unterhalb der Lunge auf einmal erwärmt werden und bildgebend so genannte Hot Spots rechtzeitig erkannt werden, um bleibende Schäden durch zu hohe Temperaturen im gesunden Gewebe bei wiederholter Anwendung der Hyperthermie zu vermeiden.

    "In Deutschland sind das Klinikum der Universität München in Großhadern und die Charité in Berlin die einzigen Zentren, die als Modellvorhaben auch die Teilkörperhyperthermie durchführen. Für die Zusammenarbeit wurde ein "Virtuelles Institut der Exzellenz" über den Präsidentenfond der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren unter Leitung der GSF zwischen beiden Zentren eingerichtet für einen Förderungszeitraum von zunächst 3 Jahren", berichtet Issels stolz.

    Symbiose von biologischer Forschung und Klinik: Hyperthermie in der Onkologie

    Für die Durchführung der vielfältigen Forschungsprojekte und klinischen Studien ist interdisziplinäre Zusammenarbeit unerlässlich. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KKG im klinischen Bereich sind auch in die Forschung eingebunden, sodass Klinik und Forschung sich gegenseitig befruchten. Darüber hinaus bestehen Kooperationen zu dem GSF-Institut für Molekulare Immunologie, aber auch zu zahlreichen anderen Instituten und Forschungseinrichtungen. "Mit den klinischen Untersuchungen und der gleichzeitigen Anbindung an die Grundlagenforschung ist die KKG ein ideales Instrument der Translationsforschung" bilanziert Issels, "ich glaube, dass gerade die Einrichtung einer KKG mit der notwendigen Ausstattung von Personal und Sachmitteln für das Vorankommen einer neuen Behandlungstechnik mit allen Facetten der Forschung ganz entscheidend ist."

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. med. Rolf Issels
    GSF - Hämatologikum und Medizinische Klinik III
    Campus Großhadern
    Marchioninistr. 15, 81377 München
    Tel.: 089/7095-4768
    E-mail: Rolf.Issels@med.uni-muenchen.de

    Klinikum der Universität München
    Im Klinikum der Universität München (LMU) werden an den Standorten Großhadern und Innenstadt jährlich rund 83.000 Patienten stationär und 371.000 Patienten ambulant be-handelt. Die 44 Fachkliniken, Institute und Abteilungen verfügen über 2.400 Betten. Von insgesamt 9000 Beschäftigten sind rund 1800 Mediziner. Forschung und Lehre ermöglichen eine Patientenversorgung auf höchstem medizinischem Niveau. Das Klinikum der Universität München zählt zu den größten Gesundheitseinrichtungen in Deutschland und hat im Jahr 2005 mehr als 55 Millionen Euro an Drittmitteln eingeworben. Das Klinikum der Universität München ist seit Juni 2006 Anstalt des öffentlichen Rechts.


    Weitere Informationen:

    http://www.klinikum.uni-muenchen.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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