Vor 50 Jahren wurden die badischen Regionen am Rhein in das seinerzeit neu geschaffene Bundesland Baden-Württemberg eingegliedert. In einem groß angelegten Projekt soll nun für die Regierungsbezirke Nord- und Südbaden bzw. Karlsruhe und Freiburg eine geschichtliche Bilanz erstellt werden. Das Vorhaben wird von der Universität Würzburg aus geleitet.
Die Bildung des südwestlichen Bundeslandes nach einer Volksabstimmung im Jahr 1951 war lange Zeit umstritten: Zum einen sei damals nicht berücksichtigt worden, dass sich die Mehrheit der Badener gegen das Vorhaben gewandt hatte, wie Prof. Dr. Paul-Ludwig Weinacht vom Würzburger Lehrstuhl für die Didaktik der Sozialkunde und für Politische Wissenschaft erläutert. Das Bundesverfassungsgericht habe dies in einem Urteil aus dem Jahr 1956 dahin gehend kommentiert, dass der Wille des badischen Volkes "durch die historisch-politischen Umstände" überspielt worden sei.
Zum anderen gab es gegensätzliche Erwartungen an den Zusammenschluss: Die einen waren zuversichtlich, dass das Wohl der bevölkerungsschwächeren badischen Gebiete gewahrt bleibe, die anderen fürchteten das Gegenteil. Die erste Meinung wurde 1970 praktisch bestätigt, als eine erneute Volksbefragung eine Zustimmung des badischen Bevölkerungsteils zum Land Baden-Württemberg ergab. Hierdurch fand die Landesgründung von 1951 auch ihre abschließende staatsrechtliche Bekräftigung.
Seit 1962 hatten sich alle baden-württembergischen Landesregierungen und Landtage nicht nur gegen die von der Badener-Bewegung betriebene Auflösung des Landes, sondern auch um seine strukturelle Konsolidierung bemüht. Nachdem dieses Ziel 1970 erreicht war, traten neue Probleme, aber auch neue Perspektiven auf: Besonders die europäische Einigung und die deutsche Wiedervereinigung seien, so Prof. Weinacht, für die badischen Regionen am Rhein wegen deren Grenzlage eine Herausforderung gewesen.
Eine vergleichbare geschichtliche Bilanz, wie sie nun unter Leitung des Würzburger Professors entsteht, ist bisher noch nicht erstellt worden. An der Erarbeitung sind Fachgelehrte, Fachbeamte der Regierungspräsidien, Kommunalpolitiker, Mitarbeiter der Industrie- und Handelskammern und Regionalverbände sowie Journalisten beteiligt. Auch die Regierungspräsidenten von Nord- und Südbaden arbeiten an dem Projekt mit.
Für die Erarbeitung, redaktionelle Betreuung und Drucklegung des Werkes hat der Würzburger Lehrstuhl Drittmittel unter anderem von der Heidelberger Klaus Tschira-Stiftung eingeworben. Das Buch soll im Frühjahr 2002 zum Landesjubiläum im Nomos-Verlag (Baden-Baden) erscheinen.
Weitere Informationen: Prof. Dr. Paul-Ludwig Weinacht, T (0931) 888-4801, Fax (0931) 888-4893, E-Mail:
l-polwiss2@mail.uni-wuerzburg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Politik, Recht
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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