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31.05.2000 09:49

Verdacht auf Brustkrebs: Schonende Gewebeentnahme

Dipl. Biol. Barbara Ritzert Pressearbeit
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    (Wiesbaden) Schonende Verfahren zur Entnahme von Gewebeproben sind im Rahmen der Brustkrebsdiagnostik auf dem Vormarsch. Auf dem Deutschen Röntgenkongress, der heute in Wiesbaden beginnt, präsentieren Experten ihre Erfahrungen mit minimal-invasiven Methoden.

    Entdecken Ärzte bei einer Mammographie verdächtige Strukturen, müssen diese genauer abgeklärt werden. Denn bei vielen Veränderungen gibt erst die Untersuchung einer Gewebeprobe (Biopsie) Klarheit, ob es sich um eine gutartige Veränderung oder um einen bösartigen Tumor handelt. Derzeit werden solche Gewebeproben vielfach noch operativ entnommen, mit Vollnarkose und Krankenhausaufenthalt. Doch inzwischen sind minimal-invasive Methoden auf dem Vormarsch.

    Die so genannte Stanzbiopsie ist schon seit einigen Jahren verfügbar. Bei diesem Verfahren wird eine Hohlnadel unter Röntgenkontrolle zur verdächtigen Stelle geschoben und eine Gewebeprobe ausgestanzt. Eine örtliche Betäubung genügt, der Eingriff erfolgt ambulant.

    Auch die sogenannte Vakuumbiopsie erfolgt ambulant und unter örtlicher Betäubung. Sie ist eine Weiterentwicklung der "Nadeltechnik": Das Gewebe wird dabei - ebenfalls unter Röntgenkontrolle - durch eine seitliche Nadelöffnung erst angesaugt und dann abgeschnitten. Wird die Nadel dann im Urzeigersinn gedreht, können die Ärzte ein Gewebsareal von bis zu 15 Millimetern Durchmesser von innen heraus abtragen.
    Das Verfahren ist vor allem bei kleinen Veränderungen (unter einem Zentimeter Durchmesser) und bei Mikroverkalkungen sinnvoll - in einem Bereich, wo andere Techniken eine geringere Treffsicherheit haben. Der Grund für die größere Genauigkeit: Die Ärzte können mit dieser Technik im Vergleich zur Stanzbiopsie bei einem einzigen Eingriff mehr und vor allem zusammenhängendes Gewebe entnehmen. Kleinere Veränderungen werden dabei vollständig entfernt.

    Stellt sich bei der nachfolgenden Laboruntersuchung heraus, dass in der Probe keine bösartigen Zellen enthalten sind, ist diese Diagnose sehr verlässlich, da das Gewebe vollständig entfernt und untersucht wurde.

    Die Vakuumbiopsie ist eine zuverlässige und verträgliche Methode

    Das Team um Professor Sylvia Heywang-Köbrunner von der Klinik für Diagnostische Radiologie der Universität Halle hat die Vakuumbiopsie seit 1996 bei fast 800 Patientinnen eingesetzt. In der Mehrzahl der Fälle, bei 78 Prozent, handelte es sich um gutartige Veränderungen. Nur bei 22 Prozent der Frauen entdeckten die Ärzte einen Tumor oder Gewebsveränderungen in Früh- und Vorstadien. "In diesen Fällen", so Heywang-Köbrunner, "wird operiert, damit die Veränderung mit ausreichendem Sicherheitsabstand aus dem gesunden Gewebe entfernt wird."

    Voraussetzung: Qualitätsmanagement bei der Mammographie

    Ob sich eine Frau einer Gewebeentnahme unterziehen muss, hängt entscheidend von der Qualität der vorausgegangenen Mammographie ab. Je besser diese ist und je besser die Ärzte eine Veränderung im Röntgenbild beurteilen können, desto weniger Frauen müssen sich einer Gewebeentnahme unterziehen.
    Da aber gerade Früh- und Vorstadien im Mammogramm oft ein uncharakteristisches Bild liefern, ist es unvermeidbar, dass auch gutartige Veränderungen mit einem solchen unklaren Erscheinungsbild abgeklärt werden müssen. "Wenn man Brustkrebs im Frühstadium entdecken will", so Heywang-Köbrunner, "muss man auch die Untersuchung von uncharakteristischen gutartigen Veränderungen in Kauf nehmen."

    Für die Expertin ist ein Verhältnis von einem "Treffer", also einem entdecktem Brustkrebs, auf fünf Biopsien bei solchen uncharakteristischen Veränderungen ein realistisches Ziel. Bezogen auf alle bei einer Mammographie entdeckten Veränderungen streben Experten ein Verhältnis von eins zu drei an, also ein entdeckter Tumor auf drei Biopsien. Denn größere und eindeutigere Veränderungen können geübte Ärzte mit ausreichender Sicherheit diagnostizieren.

    Bei 40.000 Brustkrebs-Neuerkrankungen in Deutschland wären dann jährlich insgesamt etwa 150.000 Biopsien erforderlich. Heywang-Köbrunner ist aber zuversichtlich, dass die bisherige Zahl von 300.000 diagnostischen Biopsien durch die Umsetzung des von der Röntgengesellschaft geplanten Qualitätsmanagements bei der Mammographie langfristig um mindestens die Hälfte gesenkt werden kann. Darüber hinaus, so die Radiologin weiter, "kann wiederum die Hälfte dieser erforderlichen Biopsien minimal-invasiv erfolgen."

    Rückfragen an:
    Prof. Dr. med. Sylvia Heywang-Köbrunner
    Universität Halle, Medizinische Fakultät, Klinik für Diagnostische Radiologie
    Magdeburger Straße 16, 06097 Halle, Tel. 0345-557-1799, Fax: 0345-557-1804
    E-mail: sylvia.heywang@medizin.uni-halle.de

    Pressestelle:
    Barbara Ritzert; ProScientia GmbH, Andechser Weg 17, 82343 Pöcking; Tel.: 08157-93 97-0; Fax: 08157-93 97-97

    Während des Kongresses:
    Regine Schulte Strathaus, Rhein-Main-Hallen, Büro Nr. 3, I. OG, Rheinstraße 26, 65185 Wiesbaden;
    Tel: 0611-144-203; Fax: 0611-144-404


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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