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31.05.2000 10:19

Herzinfarkt-Risiko: CT-Bild statt Herzkatheter?

Dipl. Biol. Barbara Ritzert Pressearbeit
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    (Wiesbaden) Die Untersuchung mit einem speziellen Computer-Tomographen liefert Bilder von Herzkranzgefäßen in "bislang nie dagewesener Qualität". Ärzte, die dieses Verfahren erproben, wollen mit der neuen Methode bestimmten Patienten eine invasive Untersuchung mit dem Herzkatheter ersparen. Darüber diskutieren Experten auf dem heute beginnenden Deutschen Röntgenkongress in Wiesbaden.

    Zwei Mal pro Sekunde kreisen vier Detektoreinheiten des neuen Computer-Tomographen um den Patienten. Der sogenannte Multi-Detector-CT (MDCT), auch Mehrzeilen-Spiral-CT genannt, ist eine Weiterentwicklung des Spiral-CT.

    Etwa 35 Sekunden lang muss der Patient, dessen Herzfrequenz auf 70 Schläge pro Minute abgesenkt wurde, die Luft anhalten. Dann ist die Untersuchung vorbei. Danach werden die Schichtaufnahmen an einer so genannten Workstation zu dreidimensionalen Bildern des Herzens und der Herzkranzgefäße zusammengesetzt. "Mit diesem Verfahren", schwärmt der Radiologe Professor Maximilian Reiser vom Münchener Klinikum Großhadern, "erhalten wir Bilder von den Herzkranzgefäßen in nie dagewesener Qualität."

    Deutlich erkennbar sind Verkalkungen und - wenn zusätzlich ein Kontrastmittel eingesetzt wird - Verengungen der Koronarien, unabhängig davon, ob sie von verkalkten oder nicht-verkalkten Ablagerungen (Plaques) verursacht werden. Darum können die Radiologen das ganze Ausmaß einer Atherosklerose vor allem in Frühstadien mitunter sogar deutlicher erkennen als dies durch eine Untersuchung mit dem Herzkatheter möglich ist.

    Rund 500.000 Patienten unterziehen sich pro Jahr in Deutschland einer invasiven Untersuchung mit dem Herzkatheter. Dabei wird ein Katheter unter Röntgenkontrolle durch eine Arterie in der Leistenbeuge bis zum Herzen vorgeschoben. Der Vorteil: Wird eine Verengung von Koronarien festgestellt, können die Kardiologen diese quasi "in einem Aufwasch" aufdehnen.

    Doch etwa ein Drittel der Untersuchungen dient rein diagnostischen Zwecken. Der Katheter kommt beispielsweise auch bei Risikopatienten und bei unklaren Beschwerden zum Einsatz, ebenso dann, wenn der Verlauf einer Erkrankung nach einer Behandlung oder nach einer Operation über-wacht werden soll.

    Dieser Bereich der Diagnostik könnte, so die Vorstellung der Münchener Radiologen, die neue Domäne der nicht-invasiven CT-Untersuchung werden. Reiser: "Bei Patienten etwa mit Bluthochdruck, Diabetes und zu hohen Blutfettwerten, denen man eine Untersuchung mit dem Herzkatheter noch nicht zumuten möchte, könnte das Verfahren Hinweise auf frühe atherosklerotische Veränderungen liefern und auch dazu eingesetzt werden, um die Wirksamkeit einer Behandlung von Risikofaktoren zu überprüfen." Auch bei unklaren Brustschmerzen und Herzrhythmusstörungen ließen sich bestimmte Erkrankungen durch die CT-Untersuchung ohne Belastung des Patienten ausschließen.

    Wichtige Informationen für Herzchirurgen

    Die CT-Untersuchung mit Kontrastmittel, CT-Angiographie genannt, liefert darüber hinaus wichtige anatomische Informationen für minimal-invasive Operationen am Herzen. Ebenso kann mit dem Verfahren der Verlauf nach der Operation, etwa nach Bypass oder einer Behandlung mit dem Ballonkatheter, überprüft werden.

    Natürlich haben die Wissenschaftler CT-Untersuchung und Herzkatheter-Diagnostik miteinander verglichen. Resultat: Die Treffsicherheit des CTs liegt im Vergleich zum Herzkatheter bei 90 Prozent, d.h. in 90 Prozent der Fälle stimmen die Ergebnisse überein. Und noch ein Argument können die Radiologen in die Waagschale werfen: Die CT-Untersuchung ist nicht nur weniger belastend, sondern auch billiger als die Katheter-Diagnostik. "Trotz der ermutigenden Ergebnisse", betont Reiser, "sind noch weitere Untersuchungen erforderlich, bevor die Methode in der klinischen Routine eingesetzt werden kann."

    Rückfragen an:
    Prof. Dr. med. Maximilian Reiser
    Direktor des Instituts für Radiologische Diagnostik, Klinikum Großhadern
    Marchioninistraße 15, 81377 München
    Tel.: 089-7095-2750, Fax: 089-7095-8895
    e-mail: mreiser@ikra.med.uni-muenchen.de

    Pressestelle:
    Barbara Ritzert; ProScientia GmbH, Andechser Weg 17, 82343 Pöcking; Tel.: 08157-93 97-0; Fax: 08157-93 97-97

    Während des Kongresses:
    Regine Schulte Strathaus, Rhein-Main-Hallen, Büro Nr. 3, I. OG, Rheinstraße 26, 65185 Wiesbaden;
    Tel: 0611-144-203; Fax: 0611-144-404


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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