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07.06.2000 09:18

Schilddrüse braucht Schutz vor gefährlichem Wasserstoffperoxid

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Die Schilddrüse produziert ein ganzes Leben lang das Zellgift Wasserstoffperoxid, weil sie nur mit dessen Hilfe die lebenswichtigen Schilddrüsenhormone bilden kann. Trotzdem bleibt sie normalerweise intakt und erfüllt bei ausreichender Jodversorgung ihre Funktion reibungslos. Wie aber schützt sich die Schilddrüse vor dem gefährlichen Wasserstoffperoxid? Dieser Frage gehen Wissenschaftler der Universität Würzburg nach.

    Im Mittelpunkt der Untersuchungen, die das Team um den Hormonforscher Prof. Dr. Josef Köhrle in der Abteilung für Molekulare Innere Medizin der Medizinischen Poliklinik durchführt, stehen die so genannten Selenoproteine. Von rund 50 bei Säugetieren vermuteten Proteinen, die das lebenswichtige Spurenelement Selen als zentrales Funktionsprinzip enthalten, sind bislang nur 15 genauer bekannt.

    Die menschliche Schilddrüse hat von allen Organen den höchsten Selengehalt. Ein gleichzeitiger schwerer Mangel an Jod und Selen führt gleich nach der Geburt zu einer stark ausgeprägten Wachstums- und Entwicklungsstörung. Diese ist auf eine Vernichtung des Schilddrüsengewebes durch Wasserstoffperoxid zurückzuführen, denn das Zellgift wird bei großem Jodmangel in der Schilddrüse verstärkt gebildet. Normalerweise wird es dann unter anderem durch selenhaltige Enzyme zerstört, doch wenn dem Körper zu wenig Selen zur Verfügung steht, kann der Überschuss an Wasserstoffperoxid nicht abgebaut werden.

    Neben den Enzymen, die das Wasserstoffperoxid vernichten, bildet die Schilddrüse noch mindestens vier weitere Selenoproteine. Prof. Köhrle: "Offensichtlich kann nur das koordinierte Zusammenspiel dieser Proteine mit der durch die Hormone der Hirnanhangsdrüse sehr fein und exakt regulierten Produktion von Wasserstoffperoxid die lebenslange Synthese von Schilddrüsenhormonen garantieren und die Zerstörung der Schilddrüse verhindern."

    Mit den molekular- und zellbiologischen Mechanismen, die hieran beteiligt sind, befassen sich Prof. Köhrle und sein Team im Rahmen eines neu eingerichteten Schwerpunktprogramms der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Ihre Untersuchungen führen die Würzburger Wissenschaftler an Zellkulturmodellen und an Präparaten durch, die bei Kropf- und Schilddrüsentumor-Operationen gewonnen wurden. Nach Aussage von Prof. Köhrle gibt es bereits Hinweise darauf, dass eine unzureichende und nicht ausgeglichene Versorgung mit den Spurenelementen Jod und Selen an der Entstehung der häufigsten Tumore hormonbildender Drüsen, nämlich der Schilddrüsenkarzinome, und auch an der Entwicklung von Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse beteiligt ist.

    Prof. Köhrle empfiehlt daher dringend, auf eine ausreichende Jodversorgung zu achten: Man solle zwei Mal pro Woche Meeresfrüchte oder Seefisch essen und ausschließlich jodiertes Speisesalz verwenden. Dieser Rat gelte vor allem Personen, die sich mit Vollwertkost oder vegetarisch ernähren und die, so der Professor, "vermeintlich gesundes" Meersalz verwenden: Dieses enthalte viel zu wenig Jod, und eine nicht ausreichende Jodversorgung führe zu einer "oxidativ gestressten" Schilddrüse: Diese verbrauche mehr Selen, wachse und werde stärker durchblutet, bleibe daher nicht so lange funktionsfähig und werde eher durch Wasserstoffperoxid zerstört.

    Weitere Informationen: Prof. Dr. Josef Köhrle, T (0931) 201-7101, Fax (0931) 201-7107, E-Mail:
    j.koehrle@mail.uni-wuerzburg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-wuerzburg.de/zelldifferenzierung/Projekte/projekte.html


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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