Genie und Wahnsinn liegen oft dicht beieinander - dass das keine neue Erkenntnis ist, beweist der Band "Genie und Wahnsinn. Konzepte psychischer 'Normalität' und 'Abnormität' im Altertum" (Hg. von Prof. Dr. Bernd Effe, Lehrstuhl für Gräzistik, und Prof. Dr. Reinhold F. Glei, Lehrstuhl für Latinistik der RUB).
Bochum, 08.06.2000
Nr. 152
Ein schmaler Grat zwischen Genie und Wahnsinn
Konzepte von Normalität im Altertum
Neuer Band basiert auf RUB-Ringvorlesung
Genie und Wahnsinn liegen oft dicht beieinander - dass das keine neue Erkenntnis ist, beweist der Band "Genie und Wahnsinn. Konzepte psychischer 'Normalität' und 'Abnormität' im Altertum" (Hg. von Prof. Dr. Bernd Effe, Lehrstuhl für Gräzistik, und Prof. Dr. Reinhold F. Glei, Lehrstuhl für Latinistik der RUB). Er basiert auf der siebten altertumswissenschaftlichen Ringvorlesung im Sommersemester 1999. Referenten verschiedener Fachrichtungen untersuchen außergewöhnliche Persönlichkeiten und ihre Wahrnehmung durch "Normale".
Koordinatensystem der Normalität
Obwohl man bei der Lektüre immer wieder Bezüge zur Aktualität herstellen kann, bezieht sich das Rahmenthema der Sammlung auf ein generelles anthropologisches Problem: Die Wertung außergewöhnlicher Personen oder deren Verhaltensweisen entweder positiv als "genial" oder negativ als "wahnsinnig" findet nicht unwillkürlich statt: Es braucht ein Koordinatensystem, innerhalb dessen jede Kultur Normalität und Abnormität verortet. Erstaunlich ist, dass diese Koordinatensysteme trotz der Verschiedenheit der antiken Kulturen untereinander und vor allem ihrer Verschiedenheit gegenüber unserer modernen Gesellschaft so ähnlich und unveränderlich sind.
Interdisziplinäre Annäherung
Die Beiträge der Sammlung beleuchten die Wirksamkeit dieser Wertsysteme in Geschichte, Religion, Mythos, Literatur und Wissenschaft der Antike:
R.F. Glei: Freud und die Antike - oder: "Hatte Ödipus einen Ödipuskomplex?"
J. Ebach: Genie und Wahnsinn der Propheten? Suchbewegungen am Beispiel Ezechiels
B. Effe: Tragischer Wahnsinn: Ein Motiv der attischen Tragödie und seine Funktionalisierung
I. Müller: Signum oder Stigma: Zur Deutung von melancholia und mania in der antiken Heilkunde
II.
W. Eder: Demokratie und Größenwahn: Die Paradoxien der Athenischen Demokratie
Th. Paulsen: Genie und Wahnsinn Alexanders des Großen im Spiegel der antiken Literatur
G. Binder: AMOR OMNIBUS IDEM: Liebeswahn als Konstante in Vergils Dichtung
H. Heckel: Ovid: Ein Genie und seine Genies
H. Kloft: Caligula. Ludwig Quidde und der Cäsarenwahnsinn
M. Schmitz-Emans: Poetischer Wahn und literarische Schöpfung in der romantischen Literatur
Titelaufnahme
Bernd Effe, Reinhold F. Glei: Genie und Wahnsinn. Konzepte psychischer 'Normalität' und 'Abnormität' im Altertum. (=Bochumer Altertumswissenschaftliches Colloquium Bd. 46), Wissenschaftlicher Verlag Trier 2000, ISBN: 3-88476-402-0
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Philosophie / Ethik, Psychologie, Religion, Sprache / Literatur
überregional
Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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