Jena. (8.06.00) Bis an die ferne Ostgrenze des antiken römischen Imperiums stoßen Archäologen der Universität Jena jetzt vor. Am 20. Juni bricht Dr. Annegret Plontke-Lüning mit sechs Studenten zu einer Grabungsexpedition nach Georgien auf. In einem Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft untersuchen sie die kulturellen Wechselwirkungen zwischen Legionären und Händlern mit der einheimischen Bevölkerung an der Ostküste des Schwarzen Meeres.
Dort unterhielten die römischen Kaiser gegen die kaukasischen Klientelkönigtümer starke Grenzbefestigungen, den "Pontischen Limes", mit einer Reihe von Kastellen, die logistisch über den Seeweg versorgt wurden. Auf das Kastell Apsaros, das vermutlich im ersten nachchristlichen Jahrhundert angelegt wurde, konzentrieren sich die Jenaer Forschungen.
"Die Römer hatten die strategische Bedeutung dieser Befestigungslinie sehr wohl erkannt", erläutert Prof. Dr. Angelika Geyer, "in Apsaros hatte Kaiser Hadrian fünf Kohorten, also die Hälfte der 12. Legion, mit etwa 3.000 Soldaten stehen." Mit dieser geballten Militärmacht kontrollierte er das östliche Schwarzmeer und die Kaukasuspässe gegenüber den weiten eurasischen Steppengebieten. Das Hauptquartier lag allerdings nicht in Apsaros, sondern in Melitene am oberen Euphrat, dem heutigen Eski Malatya in der nordöstlichen Türkei.
Apsaros hatte, soweit heute nachvollziehbar, eine sehr wechselvolle Geschichte. Die Festung wurde im frühen 6. Jahrhundert offenbar aufgegeben und verfiel, wurde aber wenige Jahrzehnte später schon wieder aufgebaut und diente noch im 10. Jahrhundert den Byzantinern als Stützpunkt. Später geriet sie in genuesische Hand und wurde noch un-ter osmanischer Herrschaft 1547 mit einer neuen Umfassungsmauer versehen. Allerdings lag ihre Blütezeit ganz offensichtlich in der römischen Antike.
Die Jenaer Wissenschaftler untersuchen nun die Wechselwirkungen zwischen der römischen Kultur in dieser Randlage und dem Hinterland, das ebenfalls eine alte, zum Teil iranisch und griechisch beeinflusste Kultur hatte. "Denken wir nur an die legendäre Kolchis-Medea und die antike Argonautensage vom Raub des ,Goldenen Vlieses'", bemerkt Angelika Geyer.
Die Archäologin vermutet, dass in Friedenszeiten ein reger Handel und kultureller Austausch stattgefunden haben muss: "Dafür gibt es Hinweise, die wir mit neuen Grabungsfunden untermauern wollen." Dabei denkt sie etwa an Keramiken oder Werkzeuge, die die Jahrhunderte überdauert haben könnten.
Ansprechpartnerin:
Dr. Annegret Plontke-Lüning
Institut für Altertumswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Tel.: 03641/944827 oder 944820
Friedrich-Schiller-Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Wolfgang Hirsch
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641/931031
Fax: 03641/931032
e-mail: h7wohi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Kunst / Design, Musik / Theater
regional
Forschungsprojekte
Deutsch
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