idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
02.07.2007 15:40

Von Elefanten lernen

Dr. Janine Drexler Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Gesellschaft

    Roboterarme sind nicht nur teuer, sondern bergen auch Gefahren. Treten Störungen im System auf, können sie Menschen verletzen. Nicht so bei ISELLA: Der bionische Roboterarm schont Mensch und Geldbeutel. Als Vorbild für den Greifer diente ein Elefantenrüssel.

    Er ist lang, grau, weich und aufgrund seiner rund 40 000 Muskeln äußerst beweglich: Der Rüssel dient dem Elefanten zum Greifen und Trinken. Die Dickhäuter drücken damit Bäume um und tragen schwere Lasten, können aber auch sehr feinfühlige Bewegungen machen. Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA in Stuttgart nahmen sich den Rüssel zum Vorbild. "Der weiche und bewegliche Elefanten-Rüssel lieferte uns die Idee für den bionischen Roboterarm ISELLA", sagt Harald Staab, der die Technologie am IPA erfunden und entwickelt hat.

    Bisher bergen Roboterarme eine Verletzungsgefahr für nebenstehende Menschen - etwa wenn sie sich bei Störungen unkontrolliert bewegen. Nicht so bei ISELLA. Denn während herkömmliche Roboterarme nur einen Antrieb pro Gelenk haben, gibt es hier zwei: Jeder Antrieb hat einen Gegenspieler, so dass bei Störung des einen der andere eine unkontrollierte Bewegung des Gelenks verhindert. "Im Gegensatz zu pneumatischen und hydraulischen Antrieben funktioniert unser Roboterarm mit einem einfachen und preisgünstigen Muskelantrieb - aus einem kleinen Elektromotor mit Antriebswelle und einer Spezialschnur", erläutert Staab. Die Schnur ist wie eine Sehne zwischen zwei zueinander beweglichen Teilen befestigt. Die Antriebswelle wird an der Schnurmitte festgemacht. Wenn sie sich dreht, wickelt sich die Schnur in Form einer doppelten Helix von beiden Seiten auf. Die Forscher sprechen von DOHELIX. "Die Welle ist etwa so dünn wie die Schnur und bricht trotzdem nicht. Dadurch gibt es eine große Übersetzung wie bei einem Getriebe", sagt der Experte. Erreicht haben die Forscher dies durch extrem reißfeste und flexible Materialien, die auch beim Segelsport und Drachenfliegen verwendet werden. Der Vorteil: DOHELIX ist wesentlich preisgünstiger und energieeffizienter als ein Getriebe. Die Zugkraft beträgt ein Zigfaches des Eigengewichts und das Antriebs-prinzip des DOHELIX eignet sich für alle Größenordnungen - vom Mikrometermuskel bis zum Lastenheben im Containerhafen.

    Der Roboterarm ISELLA besteht aus insgesamt zehn dieser DOHELIX- Muskeln: Jeweils einem Beuger und einem Strecker für jedes Gelenk - vier für den Ellbogen und sechs für den Oberarm. Die Beweglichkeit entspricht der des menschlichen Arms. "Derzeit realisieren wir den Ellbogen", sagt der Experte. Einsatzmöglichkeiten für ISELLA liegen in der Rehabilitation, etwa um verletzte Gelenke wieder zu trainieren, und in Prothesen, die beweglich und preisgünstig sind. In etwa zwei Jahren könnten solche Prothesen auf dem Markt sein, hofft Staab.


    Weitere Informationen:

    http://www.fraunhofer.de/fhg/press/pi/2007/07/Mediendienst72007Thema6.jsp Ansprechpartner


    Bilder

    Ellbogengelenk des Roboterarms ISELLA. Um ihn außen weich und sicherer zu machen, wird er später mit einem gepolsterten Strumpf überzogen.
    Ellbogengelenk des Roboterarms ISELLA. Um ihn außen weich und sicherer zu machen, wird er später mit ...
    © Fraunhofer IPA
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Ellbogengelenk des Roboterarms ISELLA. Um ihn außen weich und sicherer zu machen, wird er später mit einem gepolsterten Strumpf überzogen.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).