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04.07.2007 10:30

Intelligente Menschen sind in Gelddingen geduldiger

Frank Luerweg Abteilung Presse und Kommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Angenommen, jemand würde Ihnen heute 100 Euro schenken - oder in einem Jahr 150 Euro: Welchen Betrag würden Sie nehmen? Forscher der Universität Bonn und des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) haben diese Frage rund 1.000 Erwachsenen in Deutschland gestellt. Gleichzeitig maßen sie mit zwei unterschiedlichen Methoden die kognitiven Fähigkeiten der Teilnehmer. Ergebnis: Intelligente Menschen warten lieber auf den höheren Gewinn, als direkt zuzugreifen. Es ist das erste Mal, dass dieser Zusammenhang zwischen Intelligenz und Geduld in Gelddingen nachgewiesen wurde. Auch die Bereitschaft, Risiken einzugehen, steigt mit höherer Intelligenz.

    Die Forscher drückten ihren Versuchspersonen 100 Euro in die Hand. Die Teilnehmer konnten sich diesen Betrag direkt in die Tasche stecken. Sie konnten ihn aber auch für ein Jahr zu einem garantierten festen Zins anlegen. Aus den 100 Euro würden so beispielsweise 105, 120 oder 150 Euro. In einem Experiment sollten die Probanden entscheiden, wie hoch der Betrag in einem Jahr mindestens sein müsste, damit es sich aus ihrer Sicht lohnte, auf die spätere Auszahlung zu warten. Die Idee dahinter: Je ungeduldiger jemand ist, desto höher der erforderliche Anreiz, damit er die zwölfmonatige Wartezeit in Kauf nimmt. Mit einem ähnlichen Versuch bestimmten die Wissenschaftler die Bereitschaft der Befragten, Risiken einzugehen. Zudem absolvierten die Probanden zwei verschiedene Intelligenztests. "Je intelligenter die Versuchspersonen, desto geduldiger und risikotoleranter waren sie", fasst der Bonner Ökonom Professor Dr. Armin Falk die Ergebnisse zusammen.

    Doch gibt es tatsächlich eine direkte Beziehung zwischen kognitiven Fähigkeiten und bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen? Oder ist der Zusammenhang komplizierter? Es wäre ja auch denkbar, dass Menschen mit einem geringen IQ weniger Geld verdienen und aufgrund finanzieller Sorgen eher zu den 100 Euro greifen. Falk konnte mit seinen Kollegen Dr. Thomas Dohmen, Dr. Uwe Sunde und Dr. David Huffman vom IZA jedoch nachweisen, dass der Zusammenhang zwischen Geduld und kognitiven Fähigkeiten auch dann Bestand hat, wenn man den Einkommenseffekt mit berücksichtigt. "Auch andere indirekte Einflussfaktoren scheiden nach unserer Analyse als Erklärung aus", betont der Wirtschaftswissenschaftler.

    Intelligente haben's doppelt gut

    Stattdessen scheinen Intelligenz, Geduld und Risikotoleranz eng miteinander verknüpft zu sein - und das vermutlich mit gutem Grund: Um ein Risiko richtig einzuschätzen oder eine langfristig erfolgreiche Strategie zu fahren, muss man Zusammenhänge durchschauen können. "Wem diese Fähigkeit abgeht, der fährt mit dem Motto 'besser der Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach' vielleicht besser", meint Falk.

    Wer allerdings intelligent ist, scheint nach den Ergebnissen der Bonner Studie gleich doppelt bevorzugt: Einerseits kann er es aufgrund seiner kognitiven Fähigkeiten weiter bringen als weniger intelligente Zeitgenossen. Andererseits ist er in der Regel risikobereiter und geduldiger - zwei Eigenschaften, die laut Studien noch zusätzlich zum beruflichen Erfolg beitragen.

    Der Originalartikel findet sich im Internet unter: http://ftp.iza.org/dp2735.pdf

    Kontakt:
    Professor Dr. Armin Falk
    Universität Bonn / Institut zur Zukunft der Arbeit
    Telefon: 0228/3894-112
    E-Mail: falk@iza.org

    Dr. Thomas Dohmen
    Institut zur Zukunft der Arbeit
    Telefon: 0228/3894-204
    E-Mail: dohmen@iza.org

    Dr. Uwe Sunde
    Institut zur Zukunft der Arbeit
    Telefon: 0228/3894-221
    E-Mail: sunde@iza.org


    Weitere Informationen:

    http://ftp.iza.org/dp2735.pdf - die Studie im Internet


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Psychologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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