Frauen stellen zwar die Hälfte der Studierenden und 40 Prozent der Promovenden, aber als Wissenschaftlerinnen, Hochschullehrerinnen und Wissenschaftsmanagerinnen sind sie in den Führungsetagen der wissenschaftlichen Einrichtungen noch immer deutlich unterrepräsentiert. Dies ist nach wie vor eines der gravierendsten Defizite des Wissenschaftssystems in Deutschland, das in den meisten Fächern nicht mehr mit fehlendem weiblichen Nachwuchs erklärt werden kann. Die Statistiken liegen vor, ihre Auswertungen sind eindeutig, die Strategien und Instrumente, hier Abhilfe zu schaffen, sind bekannt. Trotzdem hat dieser "Konsens in der Theorie" noch nicht zu einem Durchbruch in der gleichstellungspolitischen Praxis geführt. In Deutschland ist der kognitive Widerstand gegenüber dem Befund der Ungleichbehandlung von Männern und Frauen gerade auch in der Wissenschaft besonders groß. Damit verschließt man sich zugleich der Einsicht, dass Exzellenz und Innovation ohne Frauen undenkbar sind.
Der Wissenschaftsrat hat deshalb in seinen Empfehlungen zur Chancengleichheit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nachdrücklich gefordert, die an einigen Stellen bereits mit großem Erfolg eingesetzten Instrumente wie Anreizsysteme und Zielvereinbarungen zügig und konsequent zur Förderung von Chancengleichheit in allen Bereichen des Wissenschaftssystems zu nutzen. Für den Fall, dass dennoch in absehbarer Zeit keine deutlichen Verbesserungen erzielt werden, hält er die Anwendung institutionalisierter und auch finanzwirksamer Durchsetzungs- und Sanktionsmechanismen für erforderlich. Welche Modelle zur Festlegung von Zielzahlen bei der Sanktionierung angewendet werden sollen (zum Beispiel Kaskadenmodell, positive Diskriminierung, Zielvorgaben bei Berufungen nach Geschlecht), ist zu gegebener Zeit zu entscheiden.
"Es gibt noch immer zahlreiche strukturelle Barrieren in der Wissenschaft, aber auch unterschwellige Diskriminierungsformen und die Neigung zu homosozialer Kooptation unter vielen meiner Kollegen", erläutert der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professor Peter Strohschneider. Insbesondere gegen manche "old boys' networks" helfen erfahrungsgemäß nur transparente und formalisierte Verfahren, sei es in der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses, bei Berufungsverfahren und anderen Personalentscheidungen, sei es bei der Leistungsbewertung und in Förderverfahren. Wir haben mit unseren Empfehlungen die wichtigsten Stellschrauben im System benannt, an denen eine erfolgreiche Personalpolitik ansetzen muss."
Hinweis: Die "Empfehlungen zur Chancengleichheit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern" (Drs. 8036-07) werden im Netz als Volltext (www.wissenschaftsrat.de) veröffentlicht, sie können aber auch bei der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates per E-Mail (post@wissenschaftsrat.de) angefordert werden.
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
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Wissenschaftspolitik
Deutsch
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