HNO-Ärzte am Universitätsklinikum Jena testen die Wirksamkeit eines Riechtrainings nach Infekten
Jena. Was dem einen stinkt, kann der andere gar nicht erst riechen. Hinter diesem Phänomen verbergen sich aber nicht nur psychologische Unterschiede - viele Menschen können Düfte gar nicht oder nur begrenzt wahrnehmen.
Ursache für einen gestörten Riechsinn können verschiedene Erkrankungen sein. "Wenn die Nase versagt, kann dies die Folge eines Schlaganfalls, einer Gehirnerschütterung oder von Virusinfektionen sein", erklärt Prof. Dr. Orlando Guntinas-Lichius, Direktor der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenkrankheiten am Universitätsklinikum Jena. Gerade Riechstörungen nach einem viralen Infekt der oberen Atemwege, wie beispielsweise nach einer starken Grippe, beobachten die HNO-Spezialisten in der Klinik dabei zunehmend häufiger.
"Die uns dafür zur Verfügung stehenden Therapiemöglichkeiten wie z.B. die Einnahme von Medikamenten wie Corticosteroiden, Zink oder alpha-Liponsäure haben hier aber bisher zu keiner durchschlagenden Verbesserung geführt", sagt Prof. Guntinas-Lichius. Die Ärzte setzen daher jetzt auf einen neuen Ansatz: Es gibt erste Hinweise, dass das Riechvermögen verbessert werden kann, wenn die Betroffenen in Form eines Trainings regelmäßig Duftstoffe einatmen.
Die Wirksamkeit eines solchen Riechtrainings wird jetzt von den Ärzten am Universitätsklinikum Jena in einer Studie überprüft, an der die Jenaer gemeinsam mit weiteren Studienzentren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz teilnehmen.
"Wir überprüfen dabei, ob bei Patienten mit Riechstörungen ein konsequent durchgeführtes Riechtraining mit 'Riechstiften' tatsächlich zu einer verbesserten Wahrnehmung von Duftstoffen führen kann", so der HNO-Spezialist Guntinas-Lichius. "Gleichzeitig prüfen wir auch, ob dadurch auch eine allgemeine Steigerung des Riechvermögens erreicht werden kann." Die Mediziner nehmen an, dass ein Riechtraining zum einen eine verbesserte Auswertung der Duftinformation im Gehirn, zum anderen aber auch eine vermehrte Neubildung von Riechrezeptoren in der Nase bewirken kann.
Für die jetzt begonnene Studie sucht die Jenaer HNO-Klinik Männer und Frauen, die seit weniger als 24 Monaten unter einer Störung oder Aufhebung des Geruchssinns nach Erkältungen oder Infekten der oberen Atemwege oder einer Grippe leiden. Die Studienteilnehmer sollten zwischen 18 und 65 Jahre alt sein.
Die in der Studie durchgeführte "Riechgymnastik" besteht darin, dass die Probanden mithilfe von verschiedenen Duftproben ihre Riechfunktion trainieren, indem sie über zwei Zeiträume von jeweils 16 Wochen morgens nach dem Frühstück und abends nach dem Abendessen an insgesamt vier Riechstiften der Duftnoten "Rose", "Eukalyptus", "Zitrone" und "Gewürznelke" schnuppern. Der Zeitaufwand für das Riechtraining liegt somit pro Tag unter fünf Minuten.
Interessierte können sich an sofort bei Assistenzärztin Heike Marschner in der HNO-Klinik Jena unter der Telefonnummer 03641/935161 oder per E-Mail unter: heike.marschner[at]med.uni-jena.de zu einer Eingangsuntersuchung anmelden.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Orlando Guntinas-Lichius
Direktor der Klinik für Hals-,Nasen- und Ohrenkrankheiten, Universitätsklinikum Jena
Tel. 03641/935127
E.Mail: Orlando.Guntinas-Lichius[at]med.uni-jena.de
Heike Marschner
Klinik für Hals-Nasen-Ohrenkrankheiten, Universitätsklinikum Jena
Tel. 03641/935161
E-Mail: heike.marschner[at]med.uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
regional
Forschungsprojekte
Deutsch
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