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18.07.2007 14:53

Frühmoderne Bücherwelten. Die Bibliothek des 18. Jahrhunderts und das hallesche Waisenhaus

Friederike Lippold Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit
Franckesche Stiftungen zu Halle

    Bücher, Büchersammlungen und alte Bibliotheken sind unbestritten schützenswertes Kulturgut von hohem Rang. Ihre Sammlungsgeschichte ist jedoch oftmals nur dem Kenner zugänglich, die Wirkung zu ihrer Blütezeit bleibt dem heutigen Nutzer verschlossen. Einen authentischen Einblick in die Welt der Bücher im 18. Jahrhundert gibt die Jahresausstellung der Franckeschen Stiftungen, die noch bis zum 7. Oktober im Historischen Waisenhaus zu sehen ist. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Historische Bibliothek der Franckeschen Stiftungen, die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zweifelsohne zu den bedeutendsten Bibliotheken Deutschlands zählte.

    Ihre Gründung fiel in das Jahr 1698, als August Hermann Francke in Halle den Grundstein für das Waisenhaus der später nach ihm benannten Stiftungen legte, mit denen er die Bildungs- und Soziallandschaft seiner Zeit prägte. Zunächst untergebracht im Hauptgebäude, zog die Bibliothek 1728 in einen eigens errichteten Bau auf dem oberen Lindenhof um, dem bis heute ältesten erhaltenen profanen Bibliothekszweckbau Deutschlands. Ganz im Sinne des Bildungsideals August Hermann Franckes und gemäß der Forderung Gottfried Wilhelm Leibniz stand sie täglich mehrere Stunden für Interessierte offen. Ein diensthabender "Studiosus" sorgte für den reibungslosen Leihverkehr. Die weltweiten Beziehungen Franckes und umfangreiche Schenkungen dem halleschen Pietismus nahe stehender Persönlichkeiten ergänzten ihren bis in das 16. Jahrhundert reichenden theologischen Bestand um juristische, medizinische, historische, pädagogische, naturwissenschaftliche und philosophische Literatur. Im Jahr 1728 konnten bereits 18.000 Bände vermerkt werden. Damit reihte sich die Bibliothek nicht nur aus Sicht des Sammlungsschwerpunktes, sondern auch im Umfang der Sammlungen in die großen Bibliotheken Deutschlands ein. Die Universitätsbibliothek in Halle etwa wies 1756 gerade 10.000 Bände auf. Im Hinblick auf die Göttinger Universitätsbibliothek urteilt Professor Elmar Mittler im informativen Begleitkatalog zur Ausstellung: "Eine Bibliothek von vergleichbarer Exzellenz für den schulischen Bereich, hier durch die international und multilingual ausgreifenden vor allem bibelorientierten, pädagogischen und verlegerischen Tendenzen unterstützt, besaß das Waisenhaus in Halle."

    Ausgehend von diesem weitgehend unbekannten Kleinod der Bibliothekslandschaft Deutschlands fokussiert die Ausstellung Veränderungen, die mit der Entwicklung eines solchen Wissensspeichers einhergehen: Die Entstehung von Bibliotheksbauten, die Entwicklung des Berufs des Bibliothekars oder die Suche nach einem adäquaten Ordnungssystem werden hinterfragt und auch die Veränderungen in Bezug auf das Lesepublikum untersucht. Wissenswertes und teilweise auch Kurioses rund um die Bücherwelten des 18. Jahrhunderts kontrapunktiert die Ausstellung im Historischen Waisenhaus der Franckeschen Stiftungen auf der Folie der heutigen virtuellen Bibliothek mit digitaler Volltextsuche im Internet. Weiterführende Hintergrundinformationen vermittelt der anschauliche Begleitkatalog mit Beiträgen so bedeutender zeitgenössischer Bibliophiler wie Professor Paul Raabe, dem langjährigen Leiter der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel und Professor Elmar Mittler, Honorarprofessor am Mainzer Institut für Buchwissenschaft.


    Weitere Informationen:

    http://www.francke-halle.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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