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19.07.2007 09:50

Musik als Spiegel der Geschichte

Dr. Ute Schönfelder Referat Öffentlichkeitsarbeit
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Frank Hentschel zum Professor für Historische Musikwissenschaft an die Universität Jena berufen

    Jena (19.07.07) Beim Klang von Hammerschlägen in einer Schmiede soll der griechische Philosoph Pythagoras (570-510 v. Chr.) die grundlegenden Intervalle der Musik entdeckt haben. So jedenfalls erzählt es eine Legende. Pythagoras fiel auf, dass die Werkzeuge immer dann harmonisch zusammen klangen, wenn sie einfache mathematische Beziehungen untereinander aufwiesen: So harmonierten etwa Hämmer, bei denen einer genau halb oder drei Viertel so schwer war wie der andere.

    Auch wenn die grundlegende Bedeutung von Zahlenverhältnissen in der Akustik bis heute eine wichtige Rolle spielt, steht in der Ästhetik das sinnliche Erlebnis im Vordergrund. Daraus ergibt sich ein Problem. "Jede theoretische Auseinandersetzung mit Musik setzt zunächst die Übersetzung sinnlicher Erfahrung in ein wissenschaftliches Konzept voraus", sagt Prof. Dr. Frank Hentschel von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Der neu berufene Professor für Historische Musikwissenschaft hat in seiner Doktorarbeit an der Uni Köln dieses Problem am Beispiel der mittelalterlichen Musiktheorie untersucht. Sein Ausgangspunkt war die Analyse von Werturteilen, die der Ordnung von Konsonanzen - der Harmonie von Tönen - zugrunde liegen. Dabei fand der 38-Jährige heraus, dass Konsonanzen im Mittelalter etwas grundsätzlich anderes waren als heute. Zwar wurden Konsonanzen damals als mathematische Gebilde begriffen; sie galten aber nicht als ästhetische Objekte. "Das sinnliche Urteil über Musik war eine Selbstverständlichkeit, eine ,rationale' Musikanschauung gab es dagegen nicht", so Hentschel.

    Nach der Promotion im Jahr 1999 kehrte Frank Hentschel seiner Heimatstadt Köln den Rücken und wechselte an die Freie Universität Berlin. Dort widmete sich der Musikwissenschaftler, der auch ein komplettes Philosophiestudium absolviert hat, der Musikgeschichtsschreibung in Deutschland. "Welche Strömungen und Ideologien haben die Musikhistoriografie ihrer Zeit wie beeinflusst?", umreißt Hentschel das mehrere Epochen übergreifende Forschungsgebiet. So seien viele ideologische Elemente des Nationalsozialismus bereits im 19. Jahrhunderts vorgeprägt worden. Für aus dieser Zeit stammende Klischees, wie etwa das der tiefsinnig vergeistigten "deutschen Musik", die sich von der Sinnlichkeit etwa der italienischen abgrenzen lasse, findet sich keinerlei sachliches Fundament, so Hentschel, der sich mit diesem Thema 2006 habilitierte.

    Am Institut für Musikwissenschaft, das eine gemeinsame Einrichtung der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar ist, wird Prof. Hentschel seinen Schwerpunkt auf die Musik und Musiktheorie des Mittelalters und der Renaissance legen, aber auch andere Gebiete behandeln. So arbeitet er z. B. gerade an einem Buch über Musik in fantastischen Filmen. Außerdem möchte sich Frank Hentschel in Zukunft besonders mit der Frage befassen, wie sich ideen- vor allem aber realgeschichtliche Faktoren in musikalischen Werken reflektieren.

    Der Wechsel aus der Großstadt Berlin nach Jena fällt dem Naturliebhaber und passionierten Bergwanderer nicht schwer. Die Landschaft hier gefalle ihm sehr, betont Hentschel, der zwischen seinen beiden Arbeitsorten Jena und Weimar zumeist mit dem Fahrrad pendelt.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Frank Hentschel
    Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena
    Jenergasse 8, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 944991 (donnerstags 12-13 Uhr)
    E-Mail: frank.hentschel[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de


    Bilder

    Prof. Dr. Frank Hentschel von der Universität Jena.
    Prof. Dr. Frank Hentschel von der Universität Jena.
    Foto: Scheere/FSU-Fotozentrum
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Kunst / Design, Musik / Theater
    regional
    Personalia
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Frank Hentschel von der Universität Jena.


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