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23.07.2007 11:15

Hallesche Rehapädagogen eröffnen Ambulatorium Sprachtherapie

Dipl.-Journ. Carsten Heckmann Öffentlichkeitsarbeit
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    An der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg werden künftig Menschen mit Sprachstörungen behandelt. Am 6. Juli - im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaften - eröffneten Prof. Dr. Christa Schlenker-Schulte und Katrin Otto vom Institut für Rehabilitationspädagogik im Beisein zahlreicher Gäste aus Wissenschaft, Forschung und Beruf das Ambulatorium Sprachtherapie. Im Gegensatz zu anderen logopädischen Einrichtungen zeichnet sich diese universitätseigene Praxis durch eine feste Einbindung in die Bereiche der Lehre und Forschung aus.

    Die Arbeit des Ambulatoriums basiert auf der interdisziplinären Verflechtung zwischen der Forschungsstelle zur Rehabilitation von Menschen mit kommunikativer Behinderung (Fst) und der Fachrichtung Sprachbehindertenpädagogik. Schlenker-Schulte, die neben ihrer Professur die Forschungsstelle leitet, begann mit den Planungen zum Aufbau des Ambulatoriums bereits Ende der neunziger Jahre. "Es war ein Teil meiner Berufungszusagen von 1997. Mit dem Umzug der Rehabilitationspädagogik in das neu sanierte Hans Ahrbeck Haus (Haus 31) sollten im Rahmen der Erstausstattung räumliche Möglichkeiten geschaffen werden, in denen Sprachtherapien angeboten werden können, um eine enge Theorie-Praxis-Verzahnung für Studierende zu gewährleisten. Viele Materialien wurden jedoch auch durch den Drittmittelbonus für eingelobte Forschungsmittel finanziert", erinnert sie sich. Unterstützung erhielt die Professorin von Katrin Otto, Diplompädagogin und ebenfalls Dozentin in der Fachrichtung Sprachbehindertenpädagogik. Sie konnte bereits im Rahmen ihres Studiums an der Fakultät für Rehabilitationswissenschaften der Universität Dortmund Erfahrungen mit einem ähnlichen Modell sammeln. Dort entstand vor Jahren das Zentrum für Beratung und Therapie mit einem eigenen sprachtherapeutischen Ambulatorium. "Studierende hatten die Möglichkeit, theoretisches Wissen in praktisches Handeln umzusetzen - optimale Studienbedingungen, die wir auch an dieser Universität schaffen wollen."

    Verschiedene Therapiebereiche für ambulante Behandlungen

    Inspiriert von der Arbeit der Dortmunder Kollegen, wurden unter der Planung des Architekturbüros Ziegemeier Räume konzipiert und therapeutische Hilfsmittel angeschafft. Für die ambulanten Behandlungen stehen mittlerweile drei Therapiebereiche zur Verfügung. Räume und Einrichtungsgegenstände können je nach Patient und Behandlungsmethode angepasst werden. "Das ist notwendig, da Sprach-, Sprech- und Stimmstörungen über die gesamte Lebensspanne vorkommen. So soll sich sowohl das zweijährige Kind, das nicht zu sprechen beginnt, als auch die achtzigjährige Frau mit einer Aphasie und einer Halbseitenlähmung nach einem Schlaganfall hier aufgehoben fühlen. Die Raumaufteilung und -einrichtung gibt uns hierfür die notwendige Flexibilität in den Sitzungen", erklärt Otto weiter. Dazu zählen unter anderem adaptierbares Mobiliar, ergonomische Stühle und auf die Patienten zugeschnittene Softwarelösungen. Doch auch die Behandlungsmethoden sind individuell auf den Patienten abgestimmt. Dazu nutzt das Team, neben didaktisch-methodischem Know How, die Erkenntnisse aus den verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen, beispielsweise der Linguistik, der Psychologie, der Medizin und der Soziologie. "So müssen wir beispielsweise bei Patienten, bei denen Sprachstörungen nach einem Schlaganfall aufgetreten sind, neurologische Aspekte berücksichtigen."

    Praxisvermittlung und Forschung

    Zu den wichtigsten Zielen des Teams zählt die Vermittlung von Praxiserfahrung an Studierende. Sie sollen in die Therapieplanung und -durchführung eingebunden werden. Wer bereits über fachliche Kompetenzen verfügt, kann unter Supervision Therapiesequenzen übernehmen oder eine vollständige Behandlungseinheit nach den Vorgaben der Dozenten und Therapeuten durchführen. Bei der Auswertung greifen die Dozenten auf die Möglichkeiten der Videografie zurück. "Pädagogen bzw. Sprachheilpädagogen lassen sich - oftmals aus Unsicherheit - ungern in die Karten schauen. Wir wollen unsere Studierenden mit der Aufzeichnung von Therapien auf Video von Anfang an daran gewöhnen, dass sie beobachtet und ihre Leistungen im Anschluss ausgewertet werden." Diese Praxisreflexion sei notwendig, um die Fähigkeiten der angehenden Lehrer, Sprachheilpädagogen und Sprachtherapeuten kontinuierlich auszubauen. Außerdem können bearbeitete Videosequenzen hervorragend in die Vermittlung von theoretischem Wissen in der Lehre einbezogen werden. Schlenker-Schulte veröffentlichte beim IWF Wissen und Medien gGmbH Göttingen bereits vor Jahren Videodokumentationen für die Weiterbildung von Rehabilitationspersonal.
    Vorteile liegen ferner im Bereich universitärer Forschung. Hier lassen sich im Rahmen von Forschungsprojekten Studierende, z.B. mit Fallanalysen einbinden. Ziel ist es, dass Lehre, Forschung und die praktische sprachtherapeutische Arbeit mit den Patienten voneinander profitieren und der Erkenntnisgewinn die Fachdisziplin Sprachbehindertenpädagogik bereichert.

    Die für die Behandlung von Patienten mit Sprach-, Sprech- und Stimmstörungen notwendige Kassenzulassung erhielt die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg bereits am 1. Juni dieses Jahres. "Ob das Angebot von Ärzten und Patienten angenommen wird, wird die Zukunft zeigen", fügt sie noch hinzu. Sicher ist für die beiden Wissenschaftlerinnen jedoch eines schon jetzt: Das Ambulatorium Sprachtherapie wird einen wichtigen Beitrag zur Optimierung der Studienbedingungen dieser Universität leisten.

    (Text: Paolo Schubert)

    Weitere Informationen:
    Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
    Ambulatorium Sprachtherapie
    Prof. Dr. Christa Schlenker-Schulte
    Tel.: 0345 55-23758
    Fax: 0345 55-27271
    E-Mail: schlenker-schulte@paedagogik.uni-halle.de


    Bilder

    Prof. Dr. Schlenker-Schulte (li) und Dr. Karin Greve (re) vom Kultusministerium des Landes zur feierlichen Eröffnung des Ambulatoriums am 06.07.2006
    Prof. Dr. Schlenker-Schulte (li) und Dr. Karin Greve (re) vom Kultusministerium des Landes zur feier ...
    Foto: Thomas Groß (FST)
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    Videomitschnitt der Behandlungen dient der Praxisreflexion
    Videomitschnitt der Behandlungen dient der Praxisreflexion
    Foto: Paolo Schubert (MLU)
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Pädagogik / Bildung, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsprojekte, Studium und Lehre
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Schlenker-Schulte (li) und Dr. Karin Greve (re) vom Kultusministerium des Landes zur feierlichen Eröffnung des Ambulatoriums am 06.07.2006


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