Der Humboldt-Forschungspreisträger Professor Dr. Edward Norman Dancer von der University of Sydney, Australien, ist bis September 2007 zu Gast am Mathematischen Institut der Justus-Liebig-Universität Gießen, um mit der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Thomas Bartsch gemeinsame Forschungsvorhaben zu verfolgen. Prof. Dancer ist weltweit einer der führenden Mathematiker auf dem Gebiet der Nichtlinearen Analysis und insbesondere der Nichtlinearen Differentialgleichungen. Er ist seit 1996 Fellow der Australian Academy of Science. Im Jahr 2002 erhielt er für seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen den Forschungspreis der Alexander-von-Humboldt-Stiftung, die höchste wissenschaftliche Auszeichnung, die ein ausländischer Wissenschaftler in Deutschland erhalten kann.
Prof. Dancer war zunächst an der Australian National University in Canberra und der University of New England in Armidale tätig, bevor er den Ruf auf einen Lehrstuhl in Sydney annahm. Zahlreiche Forschungsaufenthalte und Gastprofessuren vor allem in England und den USA, aber auch an Universitäten in Paris und Rom, zeugen von seinem internationalen Renommee.
Differentialgleichungen, das Arbeitsgebiet von Professor Dancer, spielen seit ihrer Einführung durch Isaac Newton im 17. Jahrhundert eine fundamentale Rolle in der Beschreibung von Naturvorgängen und technischen Prozessen, seit einigen Jahren sogar auch bei wirtschafts- und finanzmathematischen Problemen. Die mathematische Vorausberechnung des Verhaltens komplexer Systeme, das Lösen von Differentialgleichungen, hat eine enorme Bedeutung für zahlreiche Schlüsselbereiche der Wirtschaft. Grundlage für die Entwicklung und Anwendung erfolgreicher numerischer Verfahren und von Software zum möglichst genauen Lösen von Differentialgleichungen ist ein fundiertes theoretisches, analytisches Verständnis dieser Gleichungen.
Genau hier setzen die Arbeiten von Professor Dancer an. So hat er in gemeinsamen Forschungen mit Mathematikern aus Oxford und Lausanne schwierige Fragen über Wasserwellen beantwortet, die über Jahrzehnte ungelöst waren. Ein weiteres Arbeitsgebiet von Prof. Dancer ist die zur mathematischen Biologie zählende Populationsdynamik. Diese modelliert das Zusammenleben mehrerer Arten etwa in Räuber-Beute-Modellen, bei denen die eine Art die zweite frisst. Die Vorhersage der Entwicklung der Populationen führt zu schwierigen mathematischen Problemen. In zahlreichen Arbeiten hat Prof. Dancer Methoden entwickelt, die es erlauben, auch die räumliche Ausbreitung der Arten und Migrations-Bewegungen einzubeziehen. Die mathematische Modellierung führt zu nichtlinearen partiellen Differentialgleichungen, einem hochaktuellen Forschungsgebiet.
Prof. Dancer hat ebenfalls grundlegende Beiträge zum Verständnis der Abhängigkeit des Verhaltens dynamischer Prozesse von äußeren Parametern geliefert, insbesondere zur sogenannten Bifurkationstheorie. Hier untersucht man das Phänomen, dass ein System vom erwünschten Verhalten abweicht, wenn ein Parameter einen kritischen Wert über- oder unterschreitet. In der Realität treten dann etwa unerwünschte Schwingungen auf bis hin zum Zusammenbruch des Systems. Ein spektakuläres, ja katastrophales Beispiel dafür ist der Zusammenbruch der Tacoma Narrows Bridge in den USA am 1. Juli 1940, als zu starker Wind die Brücke zu Torsionsschwingungen anregte, die sich verstärkten und zum Einsturz der Brücke führten.
Prof. Dancer weilte im Herbst 2004 schon einmal zu einem dreimonatigen Forschungsaufenthalt in Gießen. Der Forschungspreis der Alexander-von-Humboldt-Stiftung ist die höchste wissenschaftliche Auszeichnung für einen ausländischen Wissenschaftler in Deutschland. Die Preise sind mit bis zu 75.000 Euro dotiert. Mit dem Preisgeld können die Preisträger eigene Forschungsvorhaben an einem deutschen Institut ihrer Wahl durchführen. Für die gastgebenden Institute ist die Tätigkeit von Humboldt-Preisträgern ein wissenschaftlicher Zugewinn und gleichzeitig ein Zeichen der internationalen Anerkennung und Ausstrahlung der Einrichtung.
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Prof. Dr. Edward Norman Dancer, University of Sydney, Australien: Mathemaitker und Träger des Forsch ...
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Mathematik, Physik / Astronomie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Personalia
Deutsch
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