Jenaer Sonderausstellung blickt auf 300 Jahre im Phyletischen Museum zurück
Jena (21.06.00) Johann Wolfgang von Goethe hatte - wie bei so vielem in Jena - seine Finger mit im Spiel, als es um die Entwicklung der zoologisch-paläontologischen Sammlungen ging. Die Wurzeln der Bestände weisen jedoch bis ins Jahr 1700 zurück, wie jetzt eine Sonderausstellung zum 300. Geburtstag der Sammlungen im Phyletischen Museum der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Vor dem Neutor 1) eindrucksvoll belegt.
"Im Jahr 1700 begann Wilhelm Ernst Herzog von Sachsen-Weimar mit der Anlage einer 'Naturalien- und Kunstkammer' im Schloss zu Weimar", erläutert Dr. Dietrich von Knorre, Kustos am Phyletischen Museum. Als ihm die Quelle mit dem Gründungsdatum zufällig in die Hände fiel, entwarf er die Konzeption für die Jubiläumsausstellung, die noch bis zum 30. September zu besichtigen ist. In der "Naturalien- und Kunstkammer" fanden sich außer Zeugnissen handwerklicher Kunst auch "Merkwürdigkeiten" aus der Natur. Neben unbearbeiteten Versteinerungen waren es vor allem Monstrositäten, die aufbewahrt wurden. "Dieser Neigung, das Absonderliche zu sammeln, verdanken wir die Anfänge unserer heutigen Sammlung - darunter Walknochen, angeschliffene Gehäuse von Meeresschnecken sowie Fossilien", beschreibt Dr. von Knorre.Ž
Von dieser fortdauernden Faszination am Absonderlichen zeugt auch eine Kalb-Doppelbildung, deren Skelett im Museum präsentiert wird. Sie stammt aus der 1816 in Jena gegründeten Tierarzneischule, deren Knochenschätze bald der universitären Sammlung in Jena hinzugefügt wurden - denn bereits 1781 wurden alle Naturaliensammlungen aus Weimar im Jenaer Stadtschloss vereinigt. Weitere An- und Zukäufe sowie die Gründung des "Anatomischen Kabinetts" (1804) und des "Osteologisch-zoologischen Kabinetts" (1808) unter Goethes Aufsicht als Wissenschaftsminister schufen eine weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte Sammlung.
Entscheidend für die weitere Entwicklung war 1850 die Trennung der Exponate in ein "Mineralogisches Kabinett" und das "Zoologische Museum". Letzterem stand ab 1862 Ernst Haeckel vor, dem der Bau des Phyletischen Museums zu verdanken ist. 1902 sind schließlich alle Sammlungen aus großherzoglichem in den Besitz der Jenaer Universität übergegangen.
Obwohl im Lauf der Jahrhunderte sehr viel verlorengegangen ist, umfasst die wissenschaftliche Sammlung heute etwa 500.000 Objekte. Viele stammen von den großen Expeditionen, die Jenaer Forscher auf alle Kontinente führten. Sie sind längst nicht beendet, wie etwa der Seehund beweist, den der Ökologe Dr. Hans-Ulrich Peter von seinen Antarktis-Forschungsreisen mitgebracht hat.
Der Aufbau der Sammlung ist das Lebenswerk von Dr. von Knorre, der u. a. für ihre Erhaltung im letzten Jahr mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden ist. Mit Hilfe der Präparate kann der Biologe Veränderungen bei einzelnen Tieren ebenso wie von Tierbeständen nachweisen und dokumentieren. Außerdem lassen sich an Hand der Exponate die Gefahren - etwa durch Lichteinwirkung oder Schädlingsfraß - veranschaulichen. Nicht zuletzt "ist das Präparat Kulturgut", wie von Knorre betont. Das gilt für das Normale genauso wie für das Absonderliche - beide Formen sind in der Sonderausstellung präsent.
Ansprechpartner:
Dr. Dietrich von Knorre
Phyletisches Museum der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Vor dem Neutor 1
Tel.: 03641/949181
Fax: 03641/949142
Friedrich-Schiller-Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Axel Burchardt M. A.
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641/931041
Fax: 03641/931042
E-Mail: hab@sokrates.verwaltung.uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Geschichte / Archäologie, Informationstechnik
regional
Buntes aus der Wissenschaft, Organisatorisches
Deutsch
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