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22.06.2000 00:00

Flößer leisten technische Hilfe bei "Europa im Fluß"

Dr. Albrecht Sauer Kommunikation
Deutsches Schiffahrtsmuseum

    Projekt Rheinfloß 2001 rückt seiner Verwirklichung näher - Große Beteiligung und wichtige Themen bei Tagung in Uhlstädt - Thüringens Ministerpräsident kam als Schirmherr im Hubschrauber

    Info-Service Nr. 11/00 vom 22.06.2000

    Flößer leisten technische Hilfe bei "Europa im Fluß"

    Projekt Rheinfloß 2001 rückt seiner Verwirklichung näher - Große Beteiligung und wichtige Themen bei Tagung in Uhlstädt - Thüringens Ministerpräsident kam als Schirmherr im Hubschrauber

    Deutschlands Flößer fiebern einem Jahrhundertereignis entgegen, für das sie selbst als erfahrene Praktiker einen wesentlichen Beitrag zu leisten haben: Das "Rheinfloß 2001", ein Kulturprojekt, hinter dem der Europarat in Straßburg als Schirmherr steht, soll im nächsten Sommer von Basel bis Rotterdam fahren. "Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, daß daraus tatsächlich etwas wird." Diese optimistische Einschätzung nahm Hans-Walter Keweloh, 1. Vorsitzender der Deutschen Flößereivereinigung, vom 13. Deutschen Flößertag vom 15. bis 18. Juni in Uhlstädt/Ziegenrück in Thüringen mit nach Bremerhaven. Schon am 9. und 10. Juli werden sich die in der Flößerei-Vereinigung aktiven Flößer und Floßvereine mit Projektleiter Bernd Dreßen (Köln) in Gengenbach im Schwarzwald treffen, um Einzelheiten der spektakulären Aktion "Europa im Fluß" zu besprechen. Deren kultur- und umweltpolitischer Hintergrund hat den Europarat überzeugt und bewogen, die Schirmherrschaft zu übernehmen.

    In Gengenbach wird es um Durchführungsdetails gehen, und dazu ist die in der Deutschen Flößereivereinigung reichlich vorhandene Fachkompetenz gefragt. Die Schleppfragen auf den einzelnen Stromabschnitten des Rheins sind zu klären und technisch durchzuplanen, die Anlegestellen auszusuchen. An Baumstämmen für den Bau der Flöße herrscht zumindest rechnerisch kein Mangel: Seit der verheerende Wirbelsturm "Lothar" vor Monaten eine Schneise der Verwüstung durch den Schwarzwald geschlagen und manchen Waldbesitzer in höchste Existenznöte gebracht hat, liegen immer
    noch zwischen 300 und 400 Millionen Festmeter gefallenes Holz herum. "Die für die Flöße benötigten Stämme müssen schleunigst geborgen und geschält werden, damit sie bis zum Baubeginn hinreichend trocken sind", beschreibt Keweloh die Situation.

    Das zweite große Thema auf dem Flößertrag im thüringischen Uhlstädt war die aufblühende touristische Flößerei auf der Saale. Um sie und zugleich - eigentlich ein Widerspruch - die Nutzung der Wasserkraft zur Stromerzeugung zu ermöglichen, dazu auch noch die Interessen der Fischer zu berücksichtigen, hat man in Uhlstädt ein neues Wehr gebaut, dessen modernes Kraftwerk ausreichend Kapazität besitzt, um 600 Haushalte mit Elektrizität zu versorgen. Außer einer Fischtreppe wurde neben dem Saalewehr auch eine Floßgasse eingebaut, die aus Anlaß des 13. Flößertages offiziell eingeweiht wurde. Zu diesem Ereignis war eigens der Ministerpräsident des Freistaates Thüringen, Dr. Bernhard Vogel, Schirmherr des Flößertages, mit einem Hubschrauber eingeflogen. Das Land und die Gemeinde Uhlstädt haben sich maßgeblich an der Finanzierung der Floßgasse beteiligt.

    "Es war eine fantastische Tagung an der Saale", berichtet Keweloh. Die Referate zum Thema "Wasserkraft und Flößerei" standen auf hohem Niveau, das Rahmenprogramm mit Floßfahrten, Besichtigungen des Technischen Denkmals Sägewerk Oberkrossen und des Wasserkraftmuseums "Fernmühle" sowie die Qualität der kulturellen Ereignisse übertrafen die Erwartungen. Wie auch die Beteiligung: Mit 180 Flößern und ihren Angehörigen aus Baden-Württemberg, Bayern, Bremen, Niedersachsen, Sachsen und dem Gastgeberland Thüringen wurde in Uhlstädt ein neuer Rekord aufgestellt.

    "An unserer Vereinigung kommt heute keiner mehr vorbei", zog Hans-Walter Keweloh, der als Wissenschaftler am Deutschen Schiffahrtsmuseum (DSM) in Bremerhaven tätig und für den Forschungsbereich "Geschichte der deutschen Flößerei" zuständig ist, sein Fazit. Daß der Aufwärtstrend anhält, zeigte sich auf der Mitgliederversammlung: Auch in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gibt es Bemühungen, eine Tourismusflößerei zu betreiben, die sich beim Publikum zunehmender Beliebtheit erfreut. Mittlerweile ist die Deutsche Flößereivereinigung auf 25 korporative Mitglieder angewachsen, die Einzelmitglieder nicht mitgerechnet.

    Ministerpräsident Dr. Vogel und Keweloh erinnerten daran, daß Uhlstädt schon einmal - vor zehn Jahren - Schauplatz des 3. Deutschen und damit des ersten gesamtdeutschen Flößertages war. "Bei uns herrscht seit langem schon ein herzliches Zusammengehörigkeitsgefühl", betonte Keweloh. "Damit hat die Deutsche Flößerei-Vereinigung einen wertvollen Beitrag zum Zusammenwachsen der Deutschen in Ost und West geleistet", lobte der Ministerpräsident. Keweloh in der Rückschau: "Eigentlich wollten wir die Thüringer damals, noch zu DDR-Zeiten, zu uns in den Westen einladen, aber sie erhielten keine Ausreisegenehmigung. Deswegen verlegten wir die nächste Veranstaltung einfach an die Saale." Mit großem Respekt nahmen die Gäste zur Kenntnis, was seit 1990 in Uhlstädt geschehen ist. Vor allem aber beeindruckten sie die Aktivitäten des Flößervereins.

    Der 14. Deutsche Flößertag findet 2001 in Gaggenau-Hörden an der Murg statt, der 15. im Jahr darauf anläßlich der Landesgartenschau in Neuses (Frankenwald). Für 2003 liegt aus dem Norden eine Absichtserklärung vor. Wahrscheinlich wird dann Winsen an der Aller der Schauplatz sein.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Bauwesen / Architektur, Biologie, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie, Verkehr / Transport
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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