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26.06.2000 10:09

DEM KLIMAKOLLAPS AUF DER SPUR - Stürmische Forschungsfahrt in der Tasman-See

Albert Gerdes Pressestelle
Forschungszentrum Ozeanränder

    Vor Jahrmillionen war die Antarktis mit Birken- und Farnwäldern bedeckt. Warum das damalige globale Treibhausklima in ein Eiszeitklima umschlug, wurde auf einer jetzt zu Ende gegangenen Forschungsfahrt in der Tasmansee zwischen Australien und der Antarktis erkundet. Das Wegdriften Australiens von der Antarktis spielt dabei eine wichtige Rolle. Dieser plattentektonische Prozess gab den Weg frei für kühle Meeresströmungen, die den Sechsten Kontinent isolierten und seinen Eispanzer entstehen liessen.

    Mit Forschungsschiffen ist Dr. Ursula Röhl vertraut. Schon häufig war sie auf den Weltmeeren unterwegs, um die Klimageschichte unseres Planeten zu erkunden. Doch nie zuvor hat es so heftig und ausdauernd gestürmt wie auf der kürzlich zu Ende gegangenen zweimonatigen Reise mit dem amerikanischen Forschungsschiff "JOIDES Resolution". Fahrtziel waren die "roaring forties", die berüchtigten Breiten zwischen Tasmanien und der Antarktis.

    Im Rahmen des internationalen Ozean-Bohrprogramms (Ocean Drilling Program) ist das Schiff ständig auf allen Weltmeeren unterwegs. Als eine von drei deutschen WissenschaftlerInnen in dem 29köpfigen, international zusammengesetzten Team ging Dr. Röhl der Frage nach, wie das Erdklima vor etwa 40 Millionen Jahren vom Treibhaus zum Kühlhaus kippte. Damals hatte unser Planet noch ein anderes Gesicht. Australien, Tasmanien und die Antarktis bildeten einen großen Südkontinent. Die heute eisbedeckte Antarktis lag im Einflussbereich warmer Meeresströmungen und war mit ausgedehnten Regenwäldern bedeckt, in denen Birken und Farne gediehen. Doch im Untergrund rumorte es. Bruchzonen entstanden und vor 37 Millionen Jahren war Australo-Tasmanien so weit nach Norden gedriftet, dass der Tasmanische Seeweg entstanden und die Antarktis geographisch isoliert war. Fortan flossen Wassermassen durch die Meerespassage. Sie kühlten im Lauf der Zeit so stark ab, das auf dem Sechsten Kontinent erste Inlandeise entstanden, die allmählich zusammenwuchsen. Vor etwa 15 Millionen Jahren hatte der Eispanzer - derzeit das weltweit größte Süsswasserreservoir - etwa seine heutige Größe erreicht.

    "Mit unserer Expedition wollen wir die Phasen dieser Klimarevolution nachzeichnen", sagt Ursula Röhl. Dazu wurden in bis zu 3.600 Metern Wassertiefe an fünf Lokationen insgesamt 16 Bohrungen am Boden der Tasman-See niedergebracht. "Dabei haben wir insgesamt 4.539 Meter Meeresablagerungen erbohrt, mit denen wir das Umschlagen des globalen Klimas von Treibhaus zum Kühlhaus detailliert rekonstruieren können." Auch die Entwicklung Australiens zu einem wüstenbedeckten Kontinent lässt sich aus den Meeresablagerungen ablesen. "In jüngeren Ablagerungen", so die Bremer Meeresforscherin, "finden wir Staubpartikel , die uns die Verwüstung Australiens vor knapp fünf Millionen Jahren anzeigen." Zwar müssen die Kerne noch im Detail untersucht werden, doch so viel ist sicher: Ohne die Bewegung der Erdplatten sähe unser Weltklima heute anders aus. Australien wäre möglicherweise ein grüner Kontinent, die Antarktis mit Wäldern bewachsen und Europa läge wesentlich näher am Äquator.

    Dr. Ursula Röhl, die zu ihren Untersuchungen an ODP-Sedimentkernen erst kürzlich zusammen mit einem amerikanischen Kollegen einen Artikel zum Thema Klimakollaps in der renommierten Fachzeitschrift "Nature" veröffentlichte, steht für Interviews und Hintergrundgespräche zur Verfügung. Filmmaterial auf Anfrage.

    Kontakt:
    MARUM-Öffentlichkeitsarbeit
    Albert Gerdes
    Tel. 0421 - 218-7761
    email: agerdes@marum.de

    oder (ab Di, 27.6.)
    Dr. Ursula Röhl
    Tel. 0421 - 218-2482
    email: uroehl@allgeo.uni-bremen.de


    Weitere Informationen:

    http://www-odp.tamu.edu/public/life/leg189.html
    http://www-odp.tamu.edu/publications/prosp/189_prs/189_map.html


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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