Nr. 64 / 26.6.2000/ele
"Das Regierungssystem der Bundesrepublik -
Theorie und Wirklichkeit"
Roman Herzog tritt Heinrich-Hertz-Gastprofessur 1999/2000 an
"Das Regierungssystem der Bundesrepublik - Theorie und Wirklich-keit" ist Thema der 13. Heinrich-Hertz-Gastprofessur an der Universität Karlsruhe. Bundespräsident a.D. Roman Herzog tritt die Professur trotz des Todes seiner Gattin Christiane Herzog wie geplant an. In zwei Vorträgen und zwei Kolloquien im Juni und Juli beschäftigt er sich kritisch mit dem deutschen Regierungssystem, vor allem mit dem Amt des Bundespräsidenten und dem Pluralismus.
Mit folgenden Aspekten setzt sich Roman Herzog im Laufe der Heinrich-Hertz-Gastprofessur 1999/2000 im einzelnen auseinander:
Das parlamentarische Regierungssystem in seiner deutschen Ausformung
Vortrag am Mittwoch, 28. Juni, 2000, 19.00 Uhr
Der Parteienstaat
Kolloquium am Donnerstag, 29. Juni 2000, 10.00 Uhr
Das Amt des Bundespräsidenten
Vortrag am Donnerstag, 6. Juli 2000, 19.00 Uhr
Unitarischer und kompetitiver Bundesstaat
Kolloquium am Freitag, 7. Juli 2000, 10.00 Uhr
Die Vorträge finden im Tulla-Hörsaal im Kollegiengebäude am Ehrenhof (Geb. Nr. 11.40) statt, die Kolloquien im Multimedia-Hörsaal der Informatik, Kollegiengebäude am Fasanengarten (Geb. Nr. 50.34, Raum -101).
Von 1994 bis 1999 war Roman Herzog Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. In dieser Zeit wurde er nicht müde, unliebsame Reformen, Abstand von alten Besitzständen und mehr Begeisterung für die Chancen der Zukunft einzufordern. Sein Engagement galt in besonderer Weise der Förderung von Wissenschaft und Forschung sowie einschneidenden Reformen des Bildungswesens, Existenzgründungen und modernen Technologien. Seine Berliner Rede an die Nation hat bis heute Bestand: "Es muss ein Ruck durch Deutschland gehen". Roman Herzog setzt dabei großes Vertrauen in die Jugend. Er galt als überaus politischer Präsident, der den Spielraum seines Amtes aktiv genutzt hat.
Roman Herzog zählt zu den bedeutendsten Staatsmännern Europas und zu den führenden Rechtswissenschaftlern weltweit. 1997 wurde er gemeinsam mit dem tschechischen Staatspräsidenten Vaclav Havel vom Institute for East-West-Studies in New York als "Staatsmann Europas" ausgezeichnet. Für sein Eintreten für die europäische Idee erhielt er im gleichen Jahr den Internationalen Karlspreis zu Aachen. Heute sitzt er dem vom Europäischen Rat eingesetzten Konvent für eine Europäische Grundrechtscharta vor. Nach wie vor ist er Mit-Herausgeber der bedeutenden Kommentarsammlung zum deutschen Grundgesetz, dem Maunz-Dürig. Seine wissenschaftlichen Arbeiten sind Standardwerke der Juristenausbildung. Er hat eine Reihe von Staaten bei der Ausarbeitung ihrer Verfassung beraten.
Internationales Renommee genießt Roman Herzog vor allem als profilierter Experte und Mentor eines Kulturdialogs zwischen dem Westen und dem Islam. 1999 erschien im Verlag St. Martin's Press New York "Roman Herzog - Preventing the Clash of Civilizations": ein Plädoyer für den Dialog der Kulturen und eine Strategie für den Frieden.
Lebenslauf: Roman Herzog
Geboren am 5. April 1934 in Landshut/Bayern; evangelisch, verheiratet, zwei Söhne
1957 Erste juristische Staatsprüfung nach dem Studium der Rechtswissenschaften in München
1958 Promotion in München
1958 - 1964 Wissenschaftlicher Assistent an der Universität München
1961 Zweite juristische Staatsprüfung
1964 - 1966 Privatdozent an der Universität München
1966 - 1969 Professor an der Freien Universität Berlin für Staatsrecht und Politik
1969 - 1973 Professor für Staatslehre und Politik an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer; 1971/72 Rektor
1971 - 1980 Vorsitzender der Kammer für öffentliche Verantwortung der Evangelischen Kirche Deutschlands
Seit 1972 Ordentliches Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche Deutschlands
1973 - 1978 Bevollmächtigter des Landes Rheinland-Pfalz am Sitz der Bundesregierung
1978 - 1980 Minister für Kultus und Sport des Bundeslandes
Baden-Württemberg
1978 - 1983 Bundesvorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU
1980 - 1983 Mitglied des Landtages von Baden-Württemberg und
Innenminister des Landes
1983 - 1987 Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts
1987 - 1994 Präsident des Bundesverfassungsgerichts
1994 - 1999 Bundespräsident
Die Heinrich-Hertz-Gastprofessur wurde 1987 von der Karlsruher Hochschulvereinigung aus Anlass des 100. Jahrestages der Entdeckung der elektromagnetischen Wellen durch Heinrich Hertz (1857 bis 1894) gestiftet. Hertz ist einer der bekanntesten Wissenschaftler der Universität Karlsruhe. Mit seiner Entdeckung, die er während seiner Tätigkeit in Karlsruhe (1885 bis 1889) machte, legte er den Grundstein für die technische Entwicklung von Radio und Fernsehen. Sein Name ist untrennbar mit der Geschichte der drahtlosen Kommunikation verbunden.
Zu den Heinrich-Hertz-Gastprofessoren der vergangenen Jahre zählen unter anderem Prof. Dr. Jean-Marie Lehn, Chemie-Nobelpreisträger 1987 (1989/90), Prof. Dr. h. c. Marcel Reich-Ranicki, Literaturkritiker (1990/91), Prof. Dr. Helmut Schlesinger, Präsident der Deutschen Bundesbank i. R. (1993/94), Prof. Dr. Hu-bert Markl, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft (1994/95), Prof. em. Dr. E. h. Günter Behnisch, Freier Architekt in Stuttgart und Professor für Entwerfen, Industriebau und Baugestaltung (1995/96), Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Werner Leonhard, Lehrstuhl für Regelungstechnik an der Technischen Universität Braunschweig (1996/97), Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Heinz Riesenhuber, Bundesforschungsminister a. D. (1997/98), sowie Prof. Dr. Jens Reich, Professor für Bioinformatik am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin-Buch (1998/99).
Diese Presseinformation ist im Internet unter folgender Adresse abrufbar:
http://www.uni-karlsruhe.de/~presse/Pressestelle/pi064.html
http://www.uni-karlsruhe.de/~presse/Pressestelle/pi064.html
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Politik, Recht
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Personalia
Deutsch
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