idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
27.06.2000 15:49

Reaktionen auf Genom-Entschlüsselung

Dr. Birgit Spaeth Pressestelle
Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg

    Breite Zustimmung bei überzogenen Erwartungen

    Die Anwendung der Gentechnik im medizinischen Bereich, so ein Forschungsergebnis der TA-Akademie, findet in Deutschland große Zustimmung. Fast 70 Prozent der Bevölkerung stimmen Gentests und der gentechnischen Herstellung von Medikamenten zu. Das Klonen von menschlichen Zellen zu therapeutischen Zwecken befürwortet immerhin jeder zweite Deutsche. Das hat die jüngste Eurobarometer-Umfrage über die Einstellung zur Gentechnik ergeben, an der die TA-Akademie maßgeblich beteiligt war.
    Die Entschlüsselung des menschlichen Genoms stößt also im Moment auf eine im Grunde positive Resonanz in der Bevölkerung. Die Zustimmung basiert auf einer hohen Erwartung an grundsätzliche und schnelle Durchbrüche in der Therapie von Erkrankungen wie Krebs, Alzheimer oder Diabetes: Erwartungen, die jetzt in Zusammenhang mit dem Abschluss des Genom-Projekts wieder verstärkt geweckt werden.
    Nach Erkenntnis der TA-Akademie kann die Zeitspanne von der Grundlagenforschung bis zu konkreten praktischen Anwendungen, also etwa der Marktreife neuartiger Medikamente, bis zu 15 Jahre umfassen. Viele gentechnische Anwendungen sind dazu geeignet, Erbkrankheiten frühzeitig zu erkennen, ohne dass dafür kurzfristig Therapien entwickelt werden können.
    Die Erfahrung mit anderen Innovationen zeigt, dass zu hochgesteckte Erwartungen, die nicht erfüllt werden, eine zuvor hohe Akzeptanz in umso größere Ablehnung verkehren. Eine offene Diskussion berechtigter Chancen wird dadurch erschwert. Die TA-Akademie hält es deshalb zum jetzigen Zeitpunkt für geboten, eine breite gesellschaftliche Diskussion über realistische Zukunftschancen sowie die ethischen und sozialen Auswirkungen der Genom-Analysen zu führen.
    "Die anstehenden Entwicklungen im Bereich der Anwendung dürfen nicht ausschließlich dem Markt überlassen werden", so Prof. Ortwin Renn, Vorstandssprecher der TA-Akademie. "Wir brauchen einen nationalen und internationalen rechtlichen Rahmen, der uns vor Fehlentwicklungen schützt. Um die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen ständig an die technischen Möglichkeiten und deren Auswirkungen anzupassen, brauchen wir eine unabhängige Institution, in der Wissenschaft, Politik und Ethik als Grundlage für die weiterhin notwendige Regulierung zusammenwirken. Darüber hinaus brauchen wir eine Diskussion über die Implikationen der Forschungsergebnisse in der breiten Öffentlichkeit."
    Die TA-Akademie sieht ihre Aufgabe darin, die adressatengerechte Information mit entsprechenden Bildungsangeboten und die öffentliche Diskussion, etwa in Bürgerforen, voranzutreiben. Eine Diskussion, nicht um Schlagworte und Gemeinplätze, sondern um die tatsächlichen Chancen und Risiken bei der Anwendung dieser neuen Forschungsergebnisse.

    Ansprechpartner: Prof. Dr. Ortwin Renn, TA-Akademie
    Tel: 0711/9063-160
    E-Mail: ortwin.renn@ta-akademie.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Informationstechnik
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).