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28.06.2000 18:10

Internationales Symposium "Natur und Kunst in Nietzsches Denken"

Ingrid Godenrath Stabsstelle Zentrale Kommunikation
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    Anlässlich des 100. Todestages von Friedrich Nietzsche am 25. August 2000 veranstaltet das Institut für Philosophie am Fachbereich Geschichte, Philosophie und Sozialwissenschaften der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, unterstützt vom Land Sachsen-Anhalt, der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Heidegger-Gesellschaft, vom 6. Juli bis 8. Juli 2000 ein internationales Symposium "Natur und Kunst in Nietzsches Denken".
    Im Rahmen der dreitägigen Veranstaltung sollen zwei Beweggründe von Nietzsches Gedankenwege reflektiert und von verschiedenen Seiten erörtert werden: die Frage nach der Kunst und die Erfahrung der Natur.
    Für die wissenschaftliche Leitung zeichnet Prof. Dr. Dr. h. c. Manfred Riedel (Universität Halle) verantwortlich. Das Symposium findet im Landeskunstmuseum, Staatliche Galerie Moritzburg, Friedemann-Bach-Platz 5 in Halle statt und wird am 6. Juli, 14:00 Uhr offiziell eröffnet.

    Die Tagung wird durch eine Ausstellung von Nietzsche-Bildnissen von Hans Olde (1855-1917) und Curt Stoeving (1862-1939) ergänzt, die am Konferenzort vom 6. Juli bis zum 11. Juli 2000 zu besichtigen ist.

    Natur und Kunst in Nietzsches Denken

    Beide Problembereiche, die Frage nach der Kunst und die Erfahrung der Natur bestimmen Nietzsches Denken seit seiner philosophischen Erstlingsschrift "Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik" (1871). Nietzsche begreift, im Unterschied zur philosophischen Tradition der Neuzeit, das menschliche Selbst von seinem nicht-bewußten, nicht-ichhaften Naturgrund her. Und Nietzsche denkt Kunst nicht vom ästhetischen Urteil, sondern vom Schaffenden aus. Darauf verweist seine grundlegende Maxime, die Wissenschaft sei unter der Optik (Perspektive) der Kunst, die Kunst aber unter der des Lebens zu betrachten.

    Die Beiträge des internationalen Symposiums, für die einige der namhaftesten Vertreter der gegenwärtigen Nietzsche-Forschung gewonnen werden konnten - darunter die Professoren Dieter Borchmeyer (Heidelberg) Peter Pütz (Bonn) Josef Simon (Bonn), Karsten Harries (Yale) - kreisen dieses Grundproblem von verschiedenen Seiten ein. Dabei wird der Antagonismus zwischen Kunst und Natur einerseits und philosophischer Erkenntnis andrerseits zur Sprache kommen. Es wird die bis heute strittige Hauptlehre Nietzsches vom 'Willen zur Macht' im Zusammenhang der Frage nach der Kunst erläutert werden. Rückblicke auf die Tradition der Weimarer Klassik, in deren Folge Nietzsche in erster Linie zu begreifen bleibt, finden ebenso Berücksichtigung ( vor allem hinsichtlich des Verhältnisses Nietzsches zu Goethe) wie Vorblicke auf das Verhältnis Nietzsches zur Moderne und den Massengesellschaften des 20. Jahrhunderts. Die spezifische Verfahrensweise von Nietzsches Denken wird am Beispiel der gegenseitigen Explikation von Gegenbegriffen ausgeleuchtet, und es wird gefragt, weshalb Nietzsche das Herzstück seines Denkens, die Lehre von der ewigen Wiederkehr des Gleichen, nicht in philosophischer, sondern zuerst in dichterischer Gestalt im 'Zarathustra' exponiert hat. Nietzsches Ergründungen des 'Wesens der Musik' ist ein eigener Beitrag gewidmet.

    Anhand einer Leitfrage - des Zusammenhangs von Natur und Kunst - soll in Vortrag und Diskussion das Wesen von Nietzsches Denkweg aufgezeigt werden. Dabei tritt zu der Auslotung eines Desiderates der Nietzsche-Forschung die unmittelbare Anschauung.
    Im Rahmen des Symposiums soll mittels dieser Leitfrage versucht werden, Nietzsches Werk aus den politischen Frontstellungen und Ideologien des 20. Jahrhunderts herauszulösen, in denen sein Denken verzerrt und verfälscht wurde. Und es wird zeigen, wie Nietzsche in der großen abendländischen Tradition der europäischen Philosophie steht und zugleich auf das 21. Jahrhundert voraus verweist.
    In der Sache wird das Verhältnis von Philosophie und Moderne, Dichten und Denken, und das Problem des Verstehens selbst eine Klärung erfahren. Daher fügt sich die Tagung in verschiedene Konferenzen ein, die während der vergangenen Jahre in Halle und Neapel zu Grundfragen der Hermeneutik stattfanden.

    Geplant ist eine Publikation der Beiträge in der Reihe 'Collegium hermeneuticum', die von Prof. Dr. Manfred Riedel und Fulvio Tessitore herausgegeben wird.
    Mit diesem Nietzsche-Symposium möchte der Veranstalter auch eine breite, an der Thematik interessierte Öffentlichkeit erreichen. Die begleitende Ausstellung soll dazu ebenso beitragen, wie die Internationalität und Interdisziplinarität des Symposiums, die Gelehrte aus Amerika, Italien, Deutschland und Frankreich vereint. Neben Philosophen sind Literatur- und Kunstwissenschaftler maßgeblich an dem vielstimmigen Gespräch beteiligt.

    Erläuterungen zur Ausstellung

    Den Eröffnungsvortrag "Nietzsche-Bildnisse als Begegnungsdenkmale. Hans Olde und Curt Stoeving" hält der namhafte Bildhauer Prof. Hans Kock (Kiel, Hamburg).
    Besonders hervorzuheben ist Hans Oldes, im Auftrag der Zeitschrift 'Pan', radiertes Nietzsche-Porträt. Es zeigt in einer feinen impressionistischen Radierkunst das wirkliche Bildnis des kranken Nietzsche, fern aller zeittypischen Monumentalisierung. Originialfotografien und Vorstudien geben interessante Einblick in die Arbeit Oldes.
    Der Endfassug der Radierung wird Curt Stoevings Nietzsche-Büste gegenübergestellt, die, nachdem sie jahrelang verschollen war, hier das erste Mal der Öffentlichkeit präsentiert wird. Stoeving malte im Auftrag von Nietzsches Mutter den Philosophen anlässlich seines 50. Geburtstag (1894) und im August 1900 nahm er gemeinsam mit Harry Graf Kessler Nietzsche die Totenmaske ab. Als Schlusspunkt der Auseinandersetzung des Künstlers mit Nietzsches Denk-Gestalt, entstand unmittelbar danach die Büste des Philosophen, die auf Kunstausstelluungen in Turin (1901) und St. Louis (1904) gezeigt und ausgezeichnet wurde.
    Nietzsches Annäherung an die Kunst war, so wird deutlich werden, umgekehrt von einer bedeutenden Auseinandersetzung wichtiger Künstler mit seinem Denken und seiner Gestalt begleitet.

    Dr. Harald Seubert

    Informationen:
    Prof. Dr. Dr. h. c. Manfred Riedel
    Tel: (0345) 55 243 96
    Fax: (0345) 55 271 55
    e-mail: riedel@phil.uni-halle.de

    Dr. Harald Seubert
    Tel.: (0345) 55 243 95
    Fax: (0345) 55 271 54
    e-mail: seubert@phil.uni-halle.de
    Internetadressse: http://www.phil.uni-halle.de/frames/kongresse/nietzsche/


    Weitere Informationen:

    http://www.phil.uni-halle.de/frames/kongresse/nietzsche/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Kunst / Design, Musik / Theater, Philosophie / Ethik, Religion, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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