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29.06.2000 17:59

Künftige Lehrerinnen und Lehrer suchen konkrete Erfahrung des Wohnens im Übergang

Ole Lünnemann Referat Hochschulkommunikation
Universität Dortmund

    In welcher Weise können Menschen in den Asylbewerberheimen auf den wenigen ihnen zugewiesenen Quadratmetern leben und sich wohnlich einrichten? Dieser Frage spürt im jetzt auslaufenden Sommersemester 2000 ein Seminar am Institut für Textilgestaltung/ Kulturgeschichte der Textilien an der Universität Dort-mund nach. Leiterin Dr. Heidi Helmhold arbeitet in ihrer Lehrveranstaltung mit Flüchtlingshelfer Stefan Jäger vom Sozialen Dienst in Schwerte zusammen.

    Asylbewerber leben in den Übergangsheimen meist nur kurzfristig. Nicht wenige können aufgrund ihres Status als "Gedultete" sehr schnell des Landes verwiesen werden. Dennoch richten sie sich auf eine Existenz von Dauer ein. Viele versuchen sich eine heimatliche Wohnsignatur zu schaffen, die mit wenigen Mitteln ein sicheres Refugium gegen die trostlose Atmosphäre der Übergangsheime schafft.

    Ziel des Seminares ist es, die Mittel, Strategien und Methoden zu recherchieren, die ein Leben und "Wohnen im Übergang" ausmachen. In Zusammenarbeit wird hier eine seit 1998 verfolgte Forschungsthematik weiter vertieft. In den vorausgegangenen Semestern sind dazu Interviewrecherchen durchgeführt worden. Jetzt besuchten die Teilnehmer des Seminares in kleinen Gruppen verschiedene Asylbewerberheime der Stadt Schwerte. Unter der Leitung des Sozialarbeiters Stefan Jäger wurden die Studierenden dabei in die Situation vor Ort eingeführt und mit den Familien bekannt gemacht.

    Dabei ging es um die Wahrnehmung der Innenwelt in den Übergangsheimen. Um die Versuche, auf wenigen Quadratmetern eine räumliche Restwürde zu entfalten. Um die Probleme, in einem Lebensraum direkt neben dem Recyclinghof heimatliche Strukturen und enges Zusammenleben zu etablieren. Um Wohnen mit einer Finanzhilfe, die 20 Prozent unterhalb der Sozialhilfe liegt.

    Besucht wurden Flüchtlinge aus den Gruppen der Roma und der Kossovo-Albaner. Gespräche und Fotografien dienten der Dokumentation des Erfahrenen. Dr. Heidi Helmhold: "Die Konfrontation mit der sozialen Praxis erweitert das Hintergrundwissen zur Lebenswelt von Asylbewerbern. Dieses Wissen ist für die spätere schulische Lehrtätigkeit der Studierenden wichtig: Die differenten Lebensbedingungen - kultureller wie alltagstechnischer Art - erweisen sich meist nur in der konkreten Wahrnehmung als problematisch. Man kann die schwierigen Lernbedingungen der Kinder in den Heimen erst nachvollziehen, wenn man die räumliche Enge kennt, die fehlenden Schreibmöbel, die kulturell unterschiedliche Weise der Wohn- und Bekleidungstextilien, die nicht definierte Privatsphäre, die Signatur der Gastfreundschaft und Wertschätzung."

    Das Seminar zum "Wohnen im Übergang" arbeitet an der Schnittstelle von Wissenschaft und gelebter Alltagswelt, wie sie sich in den Übergangswohnheimen darstellt. Die Studierenden des Faches Textilgestaltung werden für die Dauer des Seminares zu Moderatoren der von Ihnen gemachten Erfahrungen, die den Zusammenhang von kulturellem Wissen und kultureller Praxis vertiefen lernen, wofür die Kooperation mit einer Institution der Praxis Voraussetzung ist.

    Weitere Information:
    Dr. Heidi Helmhold, Ruf 0231-755-2905
    Dipl.-Soz.-Päd. Stefan Jäger, Ruf 02304-104364


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Bauwesen / Architektur, Gesellschaft, Kunst / Design, Musik / Theater, Pädagogik / Bildung
    regional
    Forschungsprojekte, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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