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30.06.2000 14:17

DFG-Präsident: Auf dem Weg zu einem Bündnis für Bildung

Dr. Andreas Archut Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

    Angesichts der dramatisch gesunkenen Zahlen junger Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler in Deutschland - so wählt derzeit nur noch jeder zehnte Gymnasiast Physik, Chemie oder Biologie als Leistungskurs - mahnt der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Professor Dr. Ernst-Ludwig Winnacker, in seinem Bericht vor der Mitgliederversammlung in Rostock, dass wieder Mittel und Wege gefunden werden müssen, insbesondere den Naturwissenschaften ein positiveres Image in der Öffentlichkeit zu verleihen. Die DFG setze jetzt auf ein Bündnis für Wissenschaft und Bildung, das sehr breit verankert sein müsse, um alle denkbaren Bereiche der Bevölkerung zu erfassen. "Es geht mir nicht allein um die Mobilisierung zusätzlicher Ressourcen des öffentlichen Sektors, sondern auch und vor allem um den privaten Bereich", so der DFG-Präsident wörtlich. Zwar stiegen die Ausgaben der Wirtschaft für Forschung und Entwicklung wieder, nachdem sie Mitte der 90er Jahre stark zurückgefallen waren, aber der Anstieg sei viel zu gering, um einen wesentlichen Beitrag zur Attraktivität eines naturwissenschaftlichen Studiums zu leisten.

    Auch die Neuregelung des Stiftungswesens durch die Einführung steuerlicher Entlastung sei zu begrüßen, aber nicht ausreichend. Das Bündnis für Wissenschaft und Bildung müsse auf vielen Säulen stehen, so der DFG-Präsident, damit es tragen könne. Die DFG werde das Bündnis unter anderem durch eine gezielte Nachwuchsförderung, die Förderung von Wissenschaftlerinnen, die Internationalisierung ihrer Arbeit und eine gezielte Ergebnisbewertung unterstützen. Die im Zusammenhang mit der Expertenkommission Dienstrecht beschlossenen Junior-Professuren bezeichnete Winnacker als bevorzugte Alternative für die Karriere junger Nachwuchswissenschaftler und als eine ideale Ergänzung des Emmy Noether-Programms der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Bei den vom Präsidium der DFG erarbeiteten Empfehlungen zur Nachwuchsförderung hob Winnacker die Überlegung hervor, bereits junge Studierende im Grundstudium durch verschiedene Maßnahmen an die Forschung heranzuführen. Des weiteren betonte er die Einführung des Begriffs des Mentoring als Leistungsindikator in die DFG-Programme. Im Zusammenhang mit dem Mentoring würden nicht nur die besonders Begabten im Vordergrund stehen, sondern vor allem die besonders talentierten Wissenschaftlerinnen. Den niedrigen Frauenanteil an den ordentlichen Professuren in Deutschland nannte Winnacker beschämend und warnte vor den Konsequenzen nicht nur für die Renten sondern auch für das Bildungssystem. Das geplante Mentoringnetzwerk sei eine wirkliche Novität. Die Absicht dabei ist es - so Winnacker - junge und jüngste Nachwuchswissenschaftlerinnen, insbesondere im fortgeschrittenem Hauptstudium - für einen Karriereweg in der Wissenschaft zu begeistern.


    Mit Blick auf die Internationalisierung führte der DFG-Präsident aus, dass in Zukunft mehr denn je auf die internationale Rolle der nationalen Forschungsförderungsorganisationen ankommen werde, deren Erfolg an bestimmten Indikatoren gemessen werde. Zu diesen gehörten beispielsweise die Anzahl von Wissenschaftlern im Vergleich zu der Gesamtzahl der arbeitenden Bevölkerung, die Anzahl von Wissenschaftlern aus anderen Ländern an Universitäten und außeruniversitären Einrichtungen, die Anzahl der Unternehmensneugründungen, aber auch die Anzahl von Wissenschaftlerinnen auf den unterschiedlichen Verantwortungsebenen in Hochschulen und Forschungszentren.

    Zur Ergebnisbewertung der Wissenschaft gehöre auch - so Winnacker - grundlegende Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In diesem Sinne sei die DFG Mitglied der Initiative Wissenschaft im Dialog geworden und werde in diesem Rahmen erstmals am 15. September den neu geschaffenen und vom Stifterverband finanzierten Communicator-Preis verleihen. Auf die DFG-Ausstellung "Damals in Europa - Auf Spurensuche zwischen Maas und Rhein" die derzeit als Sonderausstellung in Deutschland, Frankreich, Belgien und Luxemburg gezeigt wird, wies Winnacker besonders hin.

    Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung und Forschung: Einfuhr von Junior-Professuren ermöglichen
    "Nicht nur unsere Unternehmen, sondern auch unsere Hochschulen stehen immer mehr in einem internationalen Wettbewerb", betonte die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn, in ihrem Grußwort. Daher müßten deutsche Studierende für den internationalen Arbeitsmarkt qualifiziert werden und ausländische Studierende für ein Studium in Deutschland gewonnen werden. Die Diskussion um die "Green Card", so die Ministerin weiter, habe wieder einmal gezeigt, dass die deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen international noch viel attraktiver werden müßten. "Wir brauchen ein Klima, in dem es selbstverständlich ist, dass ausländische Forscher und hochspezialisierte Arbeitskräfte nach Deutschland kommen".

    Mit Blick auf die frühe Selbständigkeit des wissenschaftlichen Nachwuchses führte die Ministerin aus, dass sie die Habilitation nicht für den einzigen denkbaren Nachweis einer wissenschaftlichen Qualifikation halte. Mit der geplanten Dienstrechtsreform wolle sie deshalb die Einführung von "Junior-Professuren" ermöglichen, damit angehende Hochschullehrer und -lehrerinnen künftig bereits in der Qualifikationsphase lehren und forschen können. Das Emmy Noether-Programm der DFG habe dabei eine Vorreiterrolle gespielt.

    Der Nachwuchsmangel in den technisch-naturwissenschaftlichen Fächern, so die Ministerin, fange bereits in der Schule an. Sie begrüße daher die Absicht der DFG, ihre Förderverfahren zu öffnen, um auch Studierenden und sogar Schülern und Schülerinnen die Möglichkeit zu geben, in den Ferien an Forschungsprojekten mitzuarbeiten.

    Willi Lemke, Präsident der Kultusministerkonferenz: Länder unterstützen Wissenstransfer zwischen Forschung und Wirtschaft
    In seinem Grußwort betonte der Präsident der Kultusministerkonferenz, der Senator für Bildung und Wissenschaft der Freien Hansestadt Bremen, Willi Lemke, dass es zu einem nicht geringen Teil dem Förderhandeln der deutschen Forschungslandschaft zu verdanken sei, dass die Universitäten als Kernbereich deutscher Forschung gelten könnten. Er zeigte sich zuversichtlich, dass der von der DFG gewünschte Beitrag von Bund und Ländern bei der Umsetzung der finanzpolitischen Empfehlung, alle Förderprogramme der DFG mit einem einheitlichen staatlichen Zuschuß abzudecken, im Haushaltsjahr 2002 realisiert werden könne.

    Die Globalisierung der Märkte, der steigende Wettbewerbsdruck und die immer kürzer werdenden Innovations- und Produktionszyklen haben das Interesse der Wirtschaft an Forschungsergebnissen und an Forschungskooperationen mit den Hochschulen erkennbar gesteigert, so Lemke. Die Länder begrüßten daher, dass die DFG mit ihren Transferbereichen und anderen Maßnahmen bereits Pilotprogramme initiiert habe und beabsichtige, alle Förderverfahren für eine Verstärkung des Wissenstransfers zu öffnen.

    Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und die möglichst frühe wissenschaftliche Selbständigkeit des Nachwuchses sei ein wichtiges gemeinsames Anliegen.

    Grußworte sprachen auch Dr. Harald Ringstorff, Ministerpräsident des Landes Mecklenburg-Vorpommern, und Professor Günther Wildenhain, der Rektor der Universität Rostock. Den Festvortrag hielt Frau Professor Dr. Erika Fischer-Lichte, Institut für Theaterwissenschaften der Freien Universität Berlin, zum Thema "Auf der Suche nach einer neuen Kultur. Der performitive turn in der europäischen Kultur des 20. Jahrhunderts".

    Hinweis für Redaktionen: Manuskripte können beim Pressereferat der Deutschen Forschungsgemeinschaft angefordert werden. Tel.: 0228/885-2210 oder -2109.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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