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30.06.2000 14:34

DFG-Arbeitsgruppe legt Empfehlungen zur Nachwuchsförderung vor

Dr. Andreas Archut Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

    Läuft der deutschen Wissenschaft der Nachwuchs davon? Schon seit Mitte der 90er Jahre mehren sich bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) die Anzeichen dafür: Immer häufiger bleiben Projektstellen in natur- und ingenieur-wissen-schaft-lichen DFG-Projekten unbesetzt, die Nachfrage nach Stipendien in Graduiertenkollegs sinkt und die Zahl derjenigen Nachwuchswissenschaftler steigt, die ein Auslandsstipendium der DFG als Sprungbrett für eine akademische Karriere im Ausland nutzen. Auf der Jahresversammlung der DFG in Rostock hat die Arbeitsgruppe "Wissenschaftlicher Nachwuchs" des DFG-Präsidiums Empfehlungen vorgestellt, um dem Nachwuchsmangel zu begegnen. Durch eine verbesserte Ausbildung und die Chance, früher selbstständig zu arbeiten, soll die wissenschaftliche Berufslaufbahn für junge Leute wieder attraktiver werden.

    Rund 23.000 jüngere Forscherinnen und Forscher, das ist fast ein Drittel aller Nachwuchswissenschaftler an deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen, beziehen von der Deutschen Forschungsgemeinschaft ein Stipendium oder haben eine Mitarbeiterstelle in einem DFG-geförderten Forschungsprojekt inne.

    Den größten Reformbedarf sieht die Arbeitsgruppe unter der Leitung von DFG-Vizepräsident Professor Jürgen Mlynek in der Phase nach der Promotion: "Diese Phase bildet eine aktuelle Problemzone, da strukturelle Fehlentwicklungen im gesamten Nachwuchssystem sich hier auswirken, aber auf dieser Stufe nicht mehr korrigierbar sind", sagt Jürgen Mlynek. Zwischen den Fördermöglichkeiten für Doktoranden und Postdocs habe sich ein Ungleichgewicht eingestellt: Auf eine Postdoc-Stelle kommen in der Regel zwei Doktoranden in der DFG-Förderung, in den Universitäten sei das Verhältnis noch deutlich schlechter. Vermehrte Förderungsangebote für Postdocs sollen nun exzellenten Nachwuchswissenschaftlern die Möglichkeit geben, sich unmittelbar nach der Promotion wissenschaftlich selbstständig zu machen und
    in kurzer Zeit für die Position eines Hochschullehrers zu qualifizieren. Darum begrüßt die Arbeitsgruppe die Einführung von Junior- oder Qualifikationsprofessuren. Dies würde in der Nachpromotionsphase zu einem überschaubaren, im Sinne eines "tenure track" mehrstufig aufgebauten Qualifikationsprozesses und zur Ablösung der Habilitation führen.

    Die DFG selbst will zur frühen Selbstständigkeit des Nachwuchses beitragen, indem sie jungen Wissenschaftlern in allen Förderverfahren ermöglicht, neben Stipendien auch ihre eigene Stelle bei der DFG beantragen zu können.

    Auch die Promotionsphase soll nach den Vorstellungen der Arbeitsgruppe strukturell verbessert werden. Sie empfiehlt die Einführung von Graduiertenstudien. Vorbilder gibt es hierfür bereits, zum Beispiel die Research Schools in den Niederlanden. Besonders qualifizierten Doktoranden sollen außerdem mobile Stipendien mit Auszeichnungscharakter offen stehen, die von der DFG in einem "Wettbewerb" vergeben werden. Die bestehenden Graduiertenkollegs sollen weiterentwickelt werden, indem Kooperationen auf europäischer bzw. internationaler Ebene und mit Sonderforschungsbereichen und Industrieforschern ausgebaut werden.

    Auch im grundständigen Studium und in der Schule sieht die DFG Handlungsbedarf. Hier könnten "undergraduate courses" angeboten werden. Auch eine verstärkte Einbindung von Studierenden in DFG-geförderte Forschungsvorhaben könnte helfen, interessierte Studenten und Diplomanden schon früh an Forschungsarbeiten heranzuführen. In der Schule müsste eine bessere Grundlage durch wissenschaftliche Allgemeinbildung gelegt werden.

    Da die Beschäftigung von jüngeren Wissenschaftlern in der Qualifikationsphase im Rahmen der Forschungsförderung der DFG immer auch Nachwuchsförderung ist, will die DFG in ihrem eigenen Bereich bessere Bedingungen für den Nachwuchs schaffen, beispielsweise durch die Entwicklung von Grundsätzen für die Betreuung von Doktoranden, durch die Verwendung bewilligter Mittel zu Qualifikationszwecken, durch die Förderung der frühen und eigenständigen Publikationspraxis der Projektmitarbeiter, durch Elemente von Graduiertenstudien in den Sonderforschungsbereichen, Forschergruppen und Schwerpunktprogrammen nach dem Modell der Graduiertenkollegs, durch Beteiligung der wissenschaftlichen Mitarbeiter an projekt-internen Entscheidungen über die Verwendung bewilligter Mittel und schließlich durch die Evaluation dieser Aktivitäten im Rahmen der üblichen Begutachtungsprozesse.

    Mit den Empfehlungen und ihrer Umsetzung werden sich die Gremien der DFG in den nächsten Monaten beschäftigen. Dabei wird enger Kontakt zu den zuständigen Stellen bei Bund und Ländern gehalten.

    Der vollständige Text der Empfehlungen kann beim Pressereferat der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Kennedyallee 40, 53175 Bonn, Tel.: 0228/885-2210, Fax 0228/885-2180, angefordert werden.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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