Jena. (03.07.00) Ein voluminöses Grabungsprojekt beginnen Wissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena und des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) Berlin diesen Herbst im Jemen. Die Forschungen gelten der Altstadt von Marib, dem ehemaligen Zentrum des antiken Sabäerreichs. Darauf verständigten sich jetzt der Jenaer Orientalist Prof. Dr. Norbert Nebes und Prof. Dr. Ricardo Eichmann, der Direktor der DAI-Orientabteilung, mit dem Präsidenten der jemenitischen Antikenverwaltung, Prof. Dr. Yussuf Abdallah. Erwartet werden bedeutsame Funde, die unser landläufiges Geschichtsbild vom antiken Morgenland nachhaltig verändern.
"Die Sabäer repräsentieren über einen langen Zeitraum zwischen dem neunten vorchristlichen und dem sechsten Jahrhundert eine bedeutsame Hochkultur, deren Wertigkeit wir inzwischen ähnlich einschätzen wie die der alten Ägypter oder Mesopotamier", erläutert Prof. Nebes. "Und in der Altstadt von Marib liegt der Schlüssel zur Chronologie des gesamten antiken Südarabiens."
Bereits in den letzten zehn Jahren unternahm ein Team des Deutschen Archäologischen Instituts mehrere Grabungsexpeditionen im Jemen und legte zum Beispiel ein angrenzendes Gräberfeld am Awam-Tempel frei. "Aus den bisherigen Arbeiten wissen wir, dass wir es bei den Sabäern mit einer hochentwickelten Kultur zu tun haben, die zum Beispiel über ingenieurtechnisch beeindruckende Bewässerungssysteme verfügte und Handel bis ans Mittelmeer und ins Zweistromland trieb", erläutert Prof. Eichmann, dessen Mitarbeiter die Fernbeziehungen im Vorderen Orient intensiv erforschen. Die Oase Marib, ein rund 10.000 Hektar großes Areal, lag damals an einem Knotenpunkt der antiken Weihrauchstraße und war mit etwa 50.000 Einwohnern Hauptstadt des Reiches. Weihrauch galt seinerzeit als Exportprodukt mit einer ähnlichen zivilisatorischen Bedeutung wie heute Rohöl.
Erst die Islamisierung, die auf der arabischen Halbinsel im 7. Jahrhundert einsetzte, machte dem Sabäerreich ein radikales Ende und gab seine Kultur dem Vergessen preis. Die sabäische Schrift hat dieselbe Wurzel wie die phönizische Schrift, der Vorläuferin unseres heutigen Alphabets, jedoch gibt es heute weltweit nur noch eine Handvoll von Experten, die die sabäischen Schriftzeichen entziffern und übersetzen können. Insofern kommt dem Jenaer Nebes als Epigraphiker eine Schlüsselrolle im Projekt zu. "Aus den Tempel- und Gräberanlagen kennen wir Inschriften religiösen oder politischen Inhalts", erläutert er, "aber in der Altstadt von Marib schlummern unzählige Informationen zum Beispiel auch über den Alltag, die Handelsaktivitäten oder die Gerichtsbarkeit der Sabäer." Zudem werde über eine Datierung der Fundhorizonte die historische Entwicklung dieser Hochkultur ziemlich genau nachvollziehbar.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Norbert Nebes
Institut für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients der Uni Jena
Tel./Fax: 03641/944850
E-Mail: gnn@rz.uni-jena.de
Friedrich-Schiller-Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Wolfgang Hirsch
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641/931031
Fax: 03641/931032
E-Mail: h7wohi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Kunst / Design, Musik / Theater, Sprache / Literatur
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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