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12.09.2007 16:32

12 Mio. Euro für geisteswissenschaftliches Kolleg an der Ruhr-Universität

Dr. Josef König Pressestelle
Ruhr-Universität Bochum

    Nr. 281

    Religiöse Traditionsgeflechte jenseits von Klischees erforschen
    BMBF fördert "Dynamiken der Religionsgeschichte zwischen Asien und Europa"

    Rund 12 Millionen Euro bekommen Bochumer Geisteswissenschaftler vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für ein Internationales Kolleg zum Thema "Dynamiken der Religionsgeschichte zwischen Asien und Europa". "Unser Ziel ist es, auf der Basis einer Typologie der Religionskontakte zwischen Adaption und Abgrenzung eine Theorie des Religionstransfers zu erarbeiten, die auch für die allgemeine Kulturtransfertheorie von Bedeutung ist", plant Prof. Dr. Volkhard Krech (Lehrstuhl für Religionswissenschaft), der das Kolleg koordiniert. "Darüber hinaus wünschen wir uns, zu einer gesellschaftlichen Diskussion über die gegenseitige Anerkennung von religiösen Richtungen beizutragen." Eine Gutachtergruppe aus nationalen und internationalen Wissenschaftlern hatte aus allen eingegangenen Anträgen sechs in die engere Auswahl genommen und nach einer Präsentation im September in Bonn drei bewilligt. Im Falle einer positiven Evaluation am Ende der ersten sechsjährigen Förderphase werden weitere sechs Jahre gewährt.

    Jenseits von Klischees und Ideologien

    "Den Orient" gibt es ebenso wenig wie "das christliche Abendland": Solche Kampfbegriffe sind immer konstruiert und werden politisch eingesetzt. Die geopolitischen Folgen dieser Konfrontation sind kulturell und religiös bedingte Konflikte in allen Teilen der Welt. Sie finden ihren Ausdruck in der These vom "clash of civilizations" (Kampf der Kulturen), die Samuel P. Huntington Ende der 1990er Jahre aufstellte. "Wir wollen die Konfliktdimension nicht außer Acht lassen. Allerdings waren und sind Europa und Asien weder homogene Größen, noch entwickelten sie sich ohne wechselseitige Beeinflussung", gibt Prof. Krech zu bedenken. "Was sich heute unter dem Stichwort Globalisierung an weltumspannenden Bezügen zeigt, begann bereits in der Entstehungsphase der großen kulturellen und religiösen Traditionsgeflechte." Jenseits von Klischees und Ideologien wollen die Forscher im Kolleg die Entstehung und Entwicklung der religiösen Traditionen Eurasiens in ihrer Differenzierung, aber auch in ihrer Verflechtung untersuchen. Dabei lassen sie sich von dem Wissen leiten, dass Selbst- und Fremdwahrnehmung ebenso wie Adaption und Abgrenzung auch in der Religionsgeschichte miteinander verwoben sind. "Unsere Ausgangsthese besteht darin, dass sich die religiösen Traditionsgeflechte im wechselseitigen Kontakt miteinander bilden, etablieren und weiterentwickeln", sagt Prof. Krech.

    Vergleichen und Typisieren

    Die Arbeit gliedert sich während der nächsten sechs Jahre in vier Schwerpunkte: Die Verdichtung ethischer und religiöser Traditionsgeflechte, Kontakte während ihrer Ausbreitung und Diversifizierung, die Herausbildung des Begriffs "Religion" und die Entwicklung religiöser Grundbegriffe in interkultureller Perspektive sowie Religion und ihre Reflexion im Zeitalter von Kolonialismus und Globalisierung. Um die historische und die gegenwartsorientierte Perspektive zu verschränken, bearbeiten die Forscher jeweils zwei der vier Schwerpunkte in einer Phase gemeinsam. Sie werden anhand von philologischen und historischen Studien Vergleichskriterien entwickeln, mit deren Hilfe Unterschiede und Gemeinsamkeiten religiöser Traditionen herausgearbeitet werden können.

    Stärkung der Geisteswissenschaften

    Das "Format" des internationalen Kollegs wurde zum diesjährigen "Jahr der Geisteswissenschaften" ausgeschrieben. Ziel war es, Potenziale der Geisteswissenschaften zu stärken und ihren international hohen Standard zu erhalten. Der Antrag der RUB ist aus Vorarbeiten des Center for Religious Studies (CERES) hervorgegangen, das als organisatorisches Dach für religionsbezogene Forschungen und den Studiengang Religionswissenschaft dient. CERES ist auch Bestandteil des Zukunftskonzepts im Rahmen der Exzellenzinitiative der RUB. Die internationalen Kollegiaten sollen aus mehreren Disziplinen kommen: Religionswissenschaft, Evangelische und Katholische Theologie, Islamwissenschaft, Japanologie, Koreanistik, Sinologie, Indologie, Judaistik, Gräzistik, Latinistik, Geschichtswissenschaft und Philosophie. Zehn internationale Fellows pro Jahr, zehn Post-Docs und zweimal zehn Doktoranden sollen voraussichtlich in das Kolleg aufgenommen werden, um gemeinsam mit den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der RUB vor Ort forschen zu können.

    Weitere Informationen

    Prof. Dr. Volkhard Krech, Lehrstuhl für Religionswissenschaft der Ruhr-Universität Bochum, Tel.: 0234/32-22272, E-Mail: religionswissenschaft@rub.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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