Der Theologe und Philosoph Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher überbrückte mit seinen Gedanken bereits im 18./19. Jahrhundert die Fächergrenzen. Außerdem legte er die Fundamente für eine damals noch junge wissenschaftliche Disziplin - die Pädagogik. Diesem Gelehrten widmet das Institut für Pädagogik der Universität Würzburg im Rahmen der Universitätsmesse JUMAX 2000 eine Tagung.
Diese ist öffentlich, trägt den Titel "'Tradition ... ist nur Anregung'. Schleiermachers Denken in der pädagogischen Forschung" und findet am Freitag, 7. Juli, von 9.00 bis 18.00 Uhr im Zuse-Hörsaal des Instituts für Informatik am Hubland statt.
Das Tagungsmotto stammt aus Schleiermachers Theorie der Erziehung. Der Satz lautet vollständig: "Zwar hat jede Wissenschaft auch eine Tradition, aber diese ist nur Anregung." Damit grenze sich Schleiermacher entschieden von einer unkritischen wissenschaftlichen Traditionspflege ab, so die Organisatoren der Tagung, Prof. Dr. Johanna Hopfner und Prof. Dr. Winfried Böhm. Ihnen zufolge liegt Schleiermachers Besonderheit darin, dass sein Verständnis von Wissenschaft nicht nur Neues zulasse, sondern geradezu provoziere. Diese Offenheit und Unabgeschlossenheit beflügle die Schleiermacher-Forscher und lasse sie immer wieder Neues entdecken. In diese Forschungen wolle die Tagung einen soliden Einblick geben und vor allem dazu anregen, sich mit einem historischen Denken zu befassen, das zugleich Ideen für die Zukunft bereit hält.
Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher (1768 - 1834) war eine aufgeklärte, umfassend gebildete und engagierte streitbare Persönlichkeit. Als reformierter Geistlicher, Gelehrter und Bildungs- und Kirchenpolitiker wirkte er hauptsächlich in Halle und Berlin. In Breslau geboren und streng christlich erzogen, taucht er nach dem Studium der Theologie und einer dreijährigen Tätigkeit als Hauslehrer in die Berliner Szene der Romantik und das gesellige Leben der Salons ein. Henriette Herz, Dorothea und Friedrich Schlegel sind die engsten Weggefährten des Predigers, der in dieser Zeit seine ersten Schriften veröffentlicht und zu Fragen der Religion, Moral und Gesellschaft Stellung nimmt, die intellektuelle Kreise damals beschäftigten.
Anfang 1804 zögert er, einem Ruf der Universität Würzburg zu folgen. Stattdessen entscheidet er sich Ende desselben Jahres für den ehemaligen Studienort Halle, an dem er nun selbst als Professor Theologie lehrt. Doch schon 1807 zieht es ihn wieder nach Berlin, wo er zunächst als Universitätsprediger und außerordentlicher Professor wirkt. 1809 heiratet er Henriette von Willich, bevor er schließlich 1810 an die neu gegründete Universität berufen und zum ersten Dekan der theologischen Fakultät gewählt wird.
Schleiermacher stirbt 1834 in Berlin. Er hinterlässt Schriften, Briefe und Notizzettel, auf denen seine Gedanken zu Themen aus dem Umkreis der Humanwissenschaften festgehalten sind - Gedanken, die den Menschen als geschichtliches Subjekt begreifen und ihn in seinen kulturellen, sozialen und politischen Verhältnissen betrachten.
Weitere Informationen: Prof. Dr. Johanna Hopfner, T (0931) 888-4852, Fax (0931) 888-7139, E-Mail:
ilse.ziegler@mail.uni-wuerzburg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Pädagogik / Bildung, Philosophie / Ethik, Religion
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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