DOG befürtwortet den direkten Vergleich der beiden Medikamente Avastin und Lucentis im Rahmen einer Studie.
Seit einiger Zeit stehen Augenärzten erstmals wirksame Therapien zur Behandlung der altersabhängigen, "feuchten" Makuladegeneration (AMD) zur Verfügung. Die Krankheit ist die häufigste Ursache für Sehbehinderung und Blindheit. In Deutschland sind schätzungsweise 4,5 Millionen Menschen von einer AMD, entweder der trockenen oder der feuchten Form, betroffen, pro Jahre erkranken 50.000 Patientinnen und Patienten neu an der besonders gefährlichen "feuchten" Form.
Unterbleibt die Therapie der feuchten AMD, ist ein schwerer Sehverlust die Folge. Die Patienten können nicht mehr lesen, die Fähigkeit zur selbständigen Lebensführung geht verloren. Sogenannte VEGF-Hemmstoffe, die in das Auge injiziert werden, können erstmals erfolgreich das Leiden aufhalten und bei einem Teil der Patienten sogar die Sehkraft bessern. Zugelassen gemäß geltendem Arzneimittelrecht sind Pegaptanib (Macugen) und Ranibizumab (Lucentis).
Mit Ranibizumab chemisch verwandt ist Bevacizumab (Avastin). Untersuchungen aus Fallserien zeigen, dass dieses Medikament bei feuchter AMD ebenfalls wirksam ist. Es wurde international bislang bei vielen Tausend Patienten mit dem Augenleiden ?off-label? eingesetzt. Zugelassen ist es nur zur Behandlung von bestimmten Krebserkrankungen. Der wissenschaftliche und klinische Stellenwert aller Medikamente, insbesonders von Lucentis und Avastin, ist in einer gemeinsamen aktuellen Stellungsnahme der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft, der Retinologischen Geselllschaft und des Berufsverbandes der Augenärzte ausführlich dargestellt.
Sowohl Lucentis als auch Avastin wurden von der US-Firma Genentech entwickelt, einer Tochter des schweizerischen Pharmakonzerns Roche AG. In Deutschland wird Lucentis von Novartis angeboten, Avastin von Roche. Der Hersteller von Avastin plant keine Zulassungs-Studien für die Indikation AMD.
Als AMD-Therapeutikum wurde das Medikament daher noch nicht in aufwändigen prospektiven, kontrollierten wissenschaftlichen Studien zum Nachweis von Sicherheit und Wirksamkeit auf höchstem Evidenz-Niveau untersucht. In der wissenschaftlichen Literatur gibt es indes bislang keine Hinweise dafür, dass Lucentis und Avastin unterschiedliche Nebenwirkungen haben.
Eine Besonderheit ergibt sich dadurch, dass Avastin mit rund 70 Euro pro Injektion wesentlich billiger ist als Lucentis, das pro Injektion 1523,60 Euro kostet. Die Kosten für die ambulante ärztliche Behandlung, also die Injektion unter sterilen Bedingungen in einem OP-Saal, sowie die erforderlichen Vor- und Nachuntersuchungen, kommen jeweils noch hinzu. Derzeit sind drei Injektionen in monatlichen Intervallen zur ?Aufsättigung? nötig, danach hängt die Injektionsfrequenz vom Krankheitsverlauf ab. Da die Injektionsbehandlung (noch) nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherungen enthalten ist, müssen die Patientinnen und Patienten die Kostenübernahme für die Therapie bei ihrer Versicherung beantragen.
Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG), die wissenschaftliche Fachgesellschaft der Augenärzte, fordert die Behandlung zum Wohle der Patienten auf den Prinzipien der evidenzbasierten Medizin. Darum muss die Therapie mit einem Medikament erfolgen, dessen Wirksamkeit und Sicherheit in klinischen Studien für diese Indikation geprüft wurde. Die Kosten für die neue Therapie sollen von den Kassen übernommen werden.
Die DOG befürwortet die Durchführung einer Studie, bei der Wirksamkeit und Sicherheit von Avastin mit jener von Lucentis bei der AMD direkt verglichen wird, eine sogenannte "Head-to-Head"-Studie. Eine solche klinische Prüfung könnte beispielsweise von den Krankenkassen oder aus Mitteln des Gesundheitsministeriums finanziert werden.
Es gibt darüber hinaus mehrere neue Präparate in der Entwicklung und z.T. bereits in klinischen Prüfungen, wodurch davon auszugehen ist, dass sich die Behandlungsmöglichkeiten in den nächsten Jahren bei der AMD noch erweitern werden
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Pressekontakt: ProScience Communications GmbH Barbara Ritzert
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Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Ihr Ziel ist die Förderung der Ophthalmologie vor allem in den Bereichen Forschung und Wissenschaft. Zu diesem Zweck initiiert und unterstützt die Gesellschaft u.a. Forschungsvorhaben und wissenschaftliche Studien, veranstaltet Kongresse und Symposien, gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus und gewährt Stipendien vornehmlich für junge Forscher. Mit über 5300 Mitgliedern zählt sie zu den bedeutenden medizinischen Fachgesellschaften in Deutschland. Gegründet wurde die DOG 1857 in Heidelberg. Sie ist damit die älteste medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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