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11.07.2000 14:35

Zur Systematisierung der Software-Entwicklung: Essener Informatiker an großem Konsortium beteiligt

Monika Roegge Pressestelle Standort Essen
Universität Essen (bis 31.12.2002)

    Was - zum Beispiel - in der Autobranche schon lange gang und gäbe ist, will ein internationales Konsortium aus Forschungsinstituten sowie Unternehmen fast aller Größenordnungen jetzt auch für die Software-Entwicklung nutzbar machen: Produktfamilien sollen die schnelle und kostengünstige Anpassung von Software und Software-Systemen an die Wünsche und Bedürfnisse jedes einzelnen Kunden ermöglichen. Der Informatiker Klaus Pohl bildet mit seinen Mitarbeitern am Lehrstuhl für Software Systems Engineering an der Universität Essen die einzige Arbeitsgruppe einer deutschen Universität, die sich an dem europäischen Projekt ESAPS - Engineering Software Architectures, Processes and Platforms for System Families" - beteiligt. Vom Bundesforschungsminister wird Pohl in den nächsten zwei Jahren dafür mit 1,6 Millionen Mark gefördert.

    183/2000
    11. Juli 2000

    Software von der Stange, erklärte Pohl gestern (Dienstag, 11. Juli) das Anliegen des Projektes ESAPS, sei heute leider immer noch Realität. Der Kunde müsse nehmen, was er bekomme oder er müsse sich die auf die eigenen Bedürfnisse zu-geschnittenen Lösungen maßschneidern lassen. Das sei meist sehr teuer. Wenn es gelinge, die Software-Entwicklung mit Hilfe des Produktfamilienkonzeptes zu systematisieren, sei eine solche "Maßschneiderei" künftig kostengünstiger und schneller zu haben. Das Konsortium - die sechs Branchen-Riesen Alcatel, Bosch, Nokia, Philips, Thomson CSF und Siemens - gehören dazu, wollen solche Pro-duktfamilien konzipieren, entwickeln und zur Marktreife bringen.

    Eine Produktfamilie definiert nach Pohl die gemeinsamen Funktionen einander ähnlicher Produkte und realisiert die hierzu benötigte Software in Kernkompo-nenten. Diese Kernkomponenten werden für individuelle Lösungen verwendet; gleichzeitig werden sie durch entsprechende kundenspezifische Erweiterungen vervollständigt. Bedarfsgerechte Software lässt sich also durch den Einsatz von Kernkomponenten schneller entwickeln als bisher üblich, ist billiger und benötigt weniger Personalressourcen - ein angesichts der sehr stark angespannten Arbeits-marktlage für Software-Spezialisten wichtiges Argument.

    Klaus Pohls Lehrstuhl empfahl sich für das Projekt ESAPS durch die Spezialge-biete Anforderungsmanagement und Requirements Engineering. Pohl war an den beiden einzigen europäischen Grundlagen-Forschungsprojekten in diesen beiden Bereichen beteiligt. Zudem hat er durch zahlreiche Industriekooperationen, bei-spielsweise mit DaimlerChrysler, Siemens Health Services und dem Sparkassen Informatik-Zentrum (SIZ), umfassende Erfahrungen in der praktischen Umset-zung von Forschungsergebnissen gewonnen. Mit der Beteiligung an ESAPS setzt der Software-Spezialist eine seit seiner Berufung nach Essen im Herbst vorigen Jahres außerordentlich erfolgreiche Drittmitteleinwerbung fort. Zusammen mit den jetzt vom Bundesforschungsminister bewilligten 1,6 Millionen sind es inzwi-schen 2,5 Millionen Mark. Pohls "Zuständigkeiten" bei ESAPS sind das Anforde-rungsmanagement für Produktfamilien und die Abbildung von kundenspezifi-schen Anforderungen auf Produktfamilien-Architekturen.

    Die Bedeutung von ESAPS machte Pohl gestern an der Bedeutung von Software klar: Sie ist heutzutage integraler Bestandteil von immer komplexeren - zuneh-mend auch von alltäglichen - Systemen. Beispielsweise bestimmt Software ent-scheidend die Funktionalität eines Autos - vom Airbag über die Motorleistung bis hin zu ABS und der Schlupfregelung, sie steuert die Geschirrspül- und Waschma-schine und ermöglicht das mobile Telefonieren. Das alles funktioniert dank immer leistungsfähigerer Hardware bei immer geringerem Platzbedarf - vor zwanzig Jahren wäre ein Handy noch ein Großrechner gewesen. Auch in den Unterneh-men nimmt Software eine zunehmend zentralere Rolle ein. So können beispiels-weise ohne die Electronic-Commerce-Anwendungen zukünftig keine Produkte mehr gekauft bzw. verkauft werden. Software wird - davon ist Pohl überzeugt - maßgeblich für den Wettbewerbsvorteil von vielen technischen Produkten und somit entscheidend für den Erfolg der Unternehmen sein.

    Solchen Perspektiven steht die Realität gegenüber - nach Informatik-Professor Pohl eine "vielfach unprofessionelle Software-Entwicklung". Immer noch werde Software als Einzel-System entwickelt. Darüber hinaus hätten viele Unternehmen die zentrale Rolle von Software als wettbewerbsbestimmendem Faktor noch gar nicht oder zu spät erkannt.

    Für das ESAPS-Konsortium gilt das jedenfalls nicht. Hier versprechen sich die Beteiligten viel von überschaubaren und leicht zu wartenden Systemen.

    Redaktion: Monika Rögge, Telefon (02 01) 1 83-20 85
    Weitere Informationen: Professor Dr. Klaus Pohl, Telefon (02 01) 8 10 03 11


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Informationstechnik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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